Haar, 2. April 2016
Architekturliebhaber und BMW-Fans können aufatmen: Das Konzernhochhaus bleibt auch zukünftig ein “Vierzylinder”. Der Abriss eines Traktes, um auf die Dreizylinder-Motoren des Unternehmens hinzuweisen, war nur ein Aprilscherz unserer Redaktion.
Eine bayerische Spezialität
Deshalb gibt es auch keinen Pressesprecher namens Klaus Gschaftlhuber. Als “Gschaftlhuber” bezeichnet man im bayerischen Sprachraum jemanden, der vorgibt, in vielen Angelegenheiten zu stecken, aber nichts zu Ende bringt. Sein hochdeutsches Pendant ist der “Hans Dampf in allen Gassen”. Und natürlich wird es im BMW-Archiv auch keine geheimen Baupläne von Alfred Scherz, kurz A. Scherz, für ein Dreizylinder-Hochhaus geben.
Startschuss im Jahr 1968
Doch auch die echte Geschichte der überregional bekannten BMW-Zentrale ist spannend: 1966 war der Konzern wieder auf die Erfolgsspur eingebogen, es fehlte aber an Büros für die Verwaltung. Kreuz und quer wurden in München Gebäude angemietet. Die “dezentralen Büros” unseres Aprilscherzes waren damals Wirklichkeit. Im Dezember 1968 bekam der Wiener Architekt Karl Schwanzer den Auftrag zum Bau des Hochhauses. Kuriosität am Rande: Um die Entscheidungsträger von BMW für Schwanzers Entwurf zu überzeugen, ließ Vertriebschef Paul Hahnemann eine der kleeblattförmigen Etagen im Maßstab 1:1 auf dem Gelände der Bavaria-Filmstudios errichten.
Streit ums Logo
Das Gebäude ist 99,5 Meter hoch, weil damals kein Bauwerk in München höher als 100 Meter sein durfte. Die vier Zylinder des BMW-Hochhauses hängen an einer kreuzförmigen Stahlkonstruktion auf dem Dach. Das Gewicht der Konstruktion beträgt 16.800 Tonnen. Die zylinderförmigen Teile entstanden am Boden und wurden erst oben in Segmenten zusammengesetzt. Sehr theoretisch könnte also ein Zylinder tatsächlich demontiert werden, wäre da nicht der Denkmalschutz. Die offizielle Einweihung des 109 Millionen DM teuren Komplexes war im Mai 1973. Einige Monate vorher fanden in unmittelbarer Nachbarschaft des BMW-Hochhauses die Olympischen Spiele statt. Zu Werbezwecken wurden an der Ost- und Westseite des Gebäudes Markenembleme aus Leinwandstoff angebracht. Das Resultat: Die Aufmerksamkeit der Besucher und ein Bußgeldbescheid der Stadt München über 110.000 DM. Überhaupt die Stadt: Sie empfand das auf dem Dach geplante Firmenlogo “zu plakativ”. Erst nach langen Verhandlungen durfte BMW im Herbst 1973 in jeder Himmelsrichtung ein Markenzeichen montieren.
(rh)
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