Las Vegas (USA), 6. Januar 2016
BMW hat es in diesen Tagen nicht leicht: Da zeigt der Münchner Autobauer auf der weltweit größten Technik-Messe CES (Consumer Electronics Show, 6. bis 9. Januar 2016) in Las Vegas ziemlich bahnbrechende Lösungen für das autonome Fahren und die Fahrzeugbedienung der Zukunft und alles, was die meisten interessiert, ist: Wow, da steht ein ein i8 Spyder! Wann geht das Teil in Serie? Wir waren am Vortag der Messe bereits in Las Vegas und haben mehr herausgefunden.
Der i8 Spyder kommt, aber wann?
BMW hat für seine CES-Hauptattraktion mit dem glorreichen Namen “i Vision Future Interaction” also einen offenen i8 als Hülle gewählt. Wie uns BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk in Las Vegas sagte, hat man den offenen BMW für die CES ausgewählt, damit die Messebesucher das Armaturenbrett mit den vielen Neuerungen besser sehen können. Deshalb wurden auch die Türen weggelassen. In einem Video, das die künftige Art des Autofahrend demonstrierte, war der Spyder dann mit den typisch nach oben öffnenden Türen des i8 zu sehen. Van Hooydonk sagte uns, dass der Bau des i8 Spyder beschlossene Sache sei, aber einen Termin zur Markteinführung wollte er sich nicht entlocken lassen. Wir rechnen frühestens 2017 damit.
Touchscreen ohne Touch
Dabei zeigt BMW mit dem i Vision Future Interaction (alias i8 Spyder) beileibe keine Science-Fiction-Spinnereien. Einen Großteil der CES-Konzept-Technik könnte schon bald in Serie sehen. Die neuartige Bedienung zum Beispiel, die im Wesentlichen auf ein Head-up-Display, ein 3D-Kombiinstrument sowie ein sogenanntes Panoramadisplay baut. Letzteres ist so hoch wie heutige BMW-Navibildschirme, verfügt mit 40 Zentimeter aber über fast schon epische Breite. Bedient wird künftig über sensitive Flächen (unter der mit Leder bespannten Mittelkonsole zum Beispiel), Sprache und eine erweiterte Gestensteuerung.
Gesten werden dreidimensional erfasst
Sensoren im Bereich des Armaturenträgers reagieren hierbei auf Handbewegungen und das erstmals auch dreidimensional. Durch eine Bewegung mit der Hand lässt sich eine Position auf dem Panoramadisplay erreichen, die gewählte Schaltfläche wird optisch hervorgehoben. Wird die Hand nach vorn (“Push-Geste”) geschoben, wird die Schaltfläche aktiviert oder das Menü bietet die nächste Ebene an. Dabei bietet das System auf intelligente Art und Weise nur die im nächsten Schritt benötigten Aktionen an, bleibt also immer sehr übersichtlich. Wer keine Lust hat, in der Luft herumzufuchteln, kann Aktionen aber auch mit einem Taster auf dem Lenkrad bestätigen. Der Beifahrer verfügt ebenfalls über einen solchen “AirTouch”-Schalter.
Drei Fahrmodi
Das CES-Concept-Car bietet drei Fahrmodi, mit denen BMW seine Vorstellung vom autonomen Fahren erstmals detaillierter zum Ausdruck bringt. Im Modus “Pure Drive” verhalten sich Auto und Assistenzsysteme nicht anders als bisher üblich. Der Modus “Assist” nutzt bereits die Möglichkeiten von BMWs “Open Mobility Cloud”. Das heißt, er vernetzt das Auto mit der Umgebung, in dem er etwa Routen in Echtzeit berechnet und ins Navi einspeist. Darüber hinaus greift er aktiv ein, wenn ein Auffahrunfall droht oder andere Sicherheitsrisiken auf dem Weg erkannt werden. Im “Auto Mode” schließlich fährt der i8 komplett selbständig. BMW verrät, dass diese Art der Fortbewegung “schon in naher Zukunft” auf dafür freigegebenen Strecken wie beispielsweise deutschen Autobahn-Teilabschnitten oder sogenannten Car Pool Lanes in den USA erlaubt sein könnten.
Autonom, aber näher an der Realität
Mit dem F 015 zeigte Mercedes auf der CES 2015, wie eine selbstfahrende Lounge die Menschen mit maximaler Entspannung durch den Straßenverkehr der Zukunft manövrieren könnte. BMW demonstriert nun mit seinem autonomen i8 Spyder, wie man diesen Ansatz etwas sportlicher und realitätsnäher interpretiert. Wechselt der Fahrer in den automatisierten Modus, ändert das Lenkrad seine Farbe zu Blau und es fährt ein paar Zentimeter nach vorne, um dem Piloten mehr Raum zu gönnen. Gleichzeitig verändern sich einige Elemente in den Seitenpolstern der Schalensitze für mehr Bewegungsfreiheit. Auf dem großen Panoramabildschirm können im autonomen Modus beispielsweise Telefongespräche von Audio- auf Videoübertragung wechseln. Auch der Zugriff auf Webinhalte oder Mails ist dann unbegrenzt möglich.
BMW Connected, der digitale Begleiter
Mit dem neuen digitalen Begleiter namens BMW Connected unterstützt das Auto den Besitzer nicht nur beim Fahren, sondern schon beim Planen des Tagesablaufs. Vor Fahrtbeginn checkt das Fahrzeug Termine, Fahrstrecken und Routenoptionen. Auf einem beliebigen Anzeigegerät (Smartphone, Smartwatch oder wie im Demonstrationsfilm ein interaktiver Spiegel im Haus des Fahrers) kann der Fahrer die Route wählen, die ihm am besten geeignet scheint. Die Umgebungsbedingungen werden dabei mit Realtime-Daten über einen BMW-Server aus der Cloud abgeglichen. Da das Auto Baustellen, Staus und Gefahrenstellen auf der Strecke kennt, kann es den Fahrer davor warnen und Alternativen anbieten.
Smart Homes und Laternen-Ladestationen
Neben seiner zukunftsweisenden Studie im i8-Spyder-Dress hat BMW auf der CES 2016 noch diverse weitere Technik-Vorstöße im Gepäck. Zum Beispiel eine vollumfängliche Verbindung zwischen dem eigenen Smart Home, dem eigenen i3 und allen nur erdenklichen Elektronikgeräten, die man so mit sich herumträgt. Motorrad-Fans dürfen sich über eine Bike-Studie mit Laserlicht sowie einen Helm mit Head-up-Display freuen und Menschen, die Straßenlaternen, Ladestationen oder die Kombination aus beidem mögen, haben ebenfalls Grund zum Jubeln: Das Pilotprojekt namens “Light & Charge” wird “schon sehr bald” mehrere Straßen in München, Oxford und Los Angeles mit LED-Straßenbeleuchtungen versorgen, an denen auch Elektrofahrzeuge geladen werden können.
Endlich ohne Außenspiegel?
Außerdem hat man in einer weiteren Studie namens BMW i8 Mirrorless erstmals ein Kamera-Monitor-System dabei, das wirklich in der Lage sein soll, normale Außenspiegel zu ersetzen. Zu den zwei Kameras, die in kleinen Trägern am Platz der bisherigen Außenspiegel sitzen, gesellt sich eine dritte Kamera am oberen Rand der Heckscheibe. Auf einem frei schwebenden Display, das etwas größer als ein herkömmlicher Innenspiegel ist, werden alle Aufnahmen zusammengefasst und als ein Bild angezeigt. Die Kamerabilder werden zudem sofort ausgewertet: Droht Gefahr, erscheint im “Rückspiegel” ein Warnsymbol. Bei einem Abbiegevorgang wiederum dehnt das System den dargestellten Bereich deutlich in Abbiegerichtung aus. Letztlich senkt das Fehlen der Spiegel laut BMW auch den Luftwiderstand und damit den Verbrauch und die Windgeräusche. Und das ein Fahrzeug zur Abwechslung mal etwas schmaler wird, schadet sicher auch nicht. Wann mit dem neuen System in einer Serienversion zu rechnen ist, verrät BMW wie bei all seinen weiteren CES-Neuheiten nicht.
(sw/ph)
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