Togliatti/Moskau (Russland), 14. August 2014
Laut Vincent Cobee ist es eine sichere Sache: “Der Datsun on-DO wird die künftige Wahl der russischen Kunden werden, die ein neues, qualitativ hochwertiges und modernes Auto von einer japanischen Marke kaufen wollen.” Wer ist Vincent Cobee? Richtig, der weltweite Firmenchef der Marke Datsun. Ob die viertürige Limousine wirklich einen neuen Kundenstamm für sich gewinnen kann und den Klassenkameraden um Lada Granta oder ZAZ Chance gefährlich werden kann? Das wird sich nach dem russischen Verkaufsstart des on-DO im Spätsommer 2014 zeigen. Bis dahin: zurück auf Anfang.
Japanische Geschichtsexkursion
Man mag es kaum glauben, aber die Japaner haben eine lange automobile Geschichte vorzuweisen. Datsun wurde bereits 1914 als DAT-Go (oder DAT-Car) gegründet. “Dat” bedeutet im Japanischen soviel wie “blitzschnell”. Gleichzeitig sind “D”, “A” und “T” die Anfangsbuchstaben der Namen der Finanziers aus der Zeit: Den, Aoyama und Takeuchi. Nach der Übernahme durch Nissan im Jahr 1933 änderte der neue Mutterkonzern den Namen zu “son of DAT” (Sohn von DAT) – oder kurz: Datson. Später wurde daraus das heutige Datsun.
Eroberung des russischen Markts
Genau 100 Jahre nach der Firmengründung wagt sich der japanische Hersteller nicht nur zurück auf den allgemeinen, sondern auch auf den russischen Fahrzeugmarkt. Eines der erklärten Ziele: Die bisherigen Markengrenzen neu auszuloten. Die Nissan-Mutter deckt mit Nissan, Infiniti und künftig auch Datsun bald alle Fahrzeugklassen in Russland ab und will mit dem Neuzugang die Modellpalette nach unten erweitern. Autos zum Discount-Preis erleben derzeit einen wahren Höhenflug. Besonders die Märkte der Schwellenländer Indonesien, Indien oder eben auch Russland, sind die Rekordhalter in den Verkaufsstatistiken der Billigmarken. So bringt Dacia unter dem Lada-Lable äußerst erfolgreich den Rubel zum Rollen. Aus dem günstigen Renault-Ableger wurde weltweit eines der Hauptstandbeine der Franzosen. Der Kundenstamm-Kuchen ist noch groß, die Konkurrenz aber auch. Im Segment der unglaublich preisgünstigen Limousinen entstehen regelrechte Preiskämpfe um die Gunst der Käufer. Der echte Russe, der Lada Granta, führt die Zulassungsstatistik an und kostet dort gerade einmal rund 6.000 Euro. Ein ukrainischer ZAZ Chance beginnt bereits bei Preisen um die 5.000 Euro und der Verkaufsschlager Lada (Dacia) Largus ist ab etwa 8.000 Euro zu haben. Der Datsun on-DO soll sich mit einem Einstiegspreis von nur knapp 7.000 Euro in diese Riege einreihen.
Der erste Eroberer im Detail
Aber was macht einen guten russischen Wagen noch aus, außer seinem Kampfpreis? Der on-DO ist wie seine Konkurrenten ein reiner Pragmatiker: Vier Türen, fünf Sitze, ein Kofferraum mit einem Ladevolumen von 530 Liter und dazu ein 1,6-Liter-Benziner mit 85 PS, mehr nicht. Natürlich gibt es auch Sonderausstattungen wie elektrische Fensterheber, eine Sitzheizung, eine Klimaanlage, einen On-Board-Computer oder eine Bluetooth-Schnittstelle. Wie oft es diese Optionen aber wirklich in einen Datsun-Neuwagen schaffen werden, ist fraglich. Drei verschiedene Ausstattungslinien sind jedenfalls verfügbar. Sie tragen die Namen “Access” (Einstieg), “Trust” (Vertrauen) und “Dream” (Traum). Anders arrangiert ergeben die Anfangsbuchstaben erneut DAT, Marketing vom Feinsten.
Harter Markt, hartes Marketing
Auch der Fahrzeugname selbst kommt nicht ohne Bedeutungsebenen aus. Das Wort “Do” bedeutet im Japanischen soviel wie Bewegung oder Weg. “On” steht für “er” und soll laut Datsun die Männlichkeit, Stärke und Sportlichkeit des Wagens unterstreichen. Bei einem 85-PS-Pragmatiker vielleicht etwas daneben gegriffen, aber so soll sich der besonders maskuline, starke und sportliche Mann Russlands künftig mit einem Datsun on-DO fortbewegen. Eine harte Marketingstrategie, die der japanische Hersteller scheinbar fahren muss, um sich auf dem ebenso harten russischen Markt einen Namen zu machen. Wir freuen uns schon, wenn die Konkurrenten von Lada oder ZAZ nachziehen.
(ml)
- Zur Bildergalerie (25 Bilder)
- Immer informiert mit AutoNEWS: Mit einem Klick zum Newsletter
Leave a Reply