Mini Fünftürer im Test: Technische Daten, Abmessungen, Preise

September 15, 2014

Ende Oktober 2014 rollt der fünftürige Mini an den Start, wir haben ihn einem ersten Test unterzogen

Der Radstand wurde gegenüber dem Dreitürer um 72 Millimeter verlängert. Das macht Platz für zwei zusätzliche Türen

Insgesamt ging der Neue um 161 Millimeter in die Länge. Der Cooper S misst jetzt 4.005 Millimeter

Henley (Großbritannien), 15. September 2014
Wer kennt das nicht? Oma ist mal wieder zu Besuch, kneift einem in die Backe und krächzt: “Mensch, bist du aber groß geworden.” Selbst bemerkt man das natürlich nicht, aber die gute Oma sieht den Unterschied sofort. Während der letzten 50 Jahre konnte so auch der “originale” Dreitürer-Mini seinen Kinderschuhen entwachsen und fast unmerklich laufend an Größe zulegen. Jetzt erfuhr der “Kleine” aber einen massiven Wachstumsschub und eine fünftürige Karosserie-Version rollt ab Oktober 2014 auf den deutschen Markt. Das muss doch aber irgendwie auffallen oder? Deshalb auf ins Heimatland des Mini, nach Großbritannien, zu einer ersten Testfahrt.

Der erste Eindruck zählt, oder doch nicht?
Ich erwarte einen deutlichen Unterschied, als ich in der Nähe von London den ersten persönlichen Kontakt mit dem fünftürigen Mini aufnehme. Dank Paceman, Clubman und Countryman hat man sich aber bereits dermaßen an die Optik der Maxi-Minis gewöhnt, dass ein weiterer Großer erst einmal kaum auffällt. Klar, er hat jetzt fünf Türen und eine dritte Seitenscheibe, ist 161 Millimeter länger und elf Millimeter höher als die dreitürige Variante, aber irgendwie will ich so ganz ohne direkten Vergleich nicht glauben, dass sich zwischen den beiden Kleinwagen Größen-Welten auftun. Dazu bleibt, abgesehen von den Abmessungen, die äußere Optik zum aktuellen Mini unverändert: Runde Scheinwerfer und Heckleuchten mit Chrom eingefasst, der typische Mini-Kühlergrill sowie die runden fülligen Karosserie-Linien lassen den Fünftürer trotz Größenzuwachs jung, kompakt und irgendwie drollig wirken. Automatisch fühle ich mich älter und muss auch ohne Vergleich, während ich dem Mini in die Karosserie-Backen kneife, zugeben: “Mensch, ist der aber groß geworden.”

Neue innere Größe und das Ambiente
Vor allem dem Platzangebot im Fond und dem Kofferraumvolumen sollen die neuen Außendimensionen zugute kommen. Deshalb ging der erste Griff nicht wie gewohnt in Richtung Fahrertür, sondern an die neuen Türöffner zur zweiten Sitzreihe. Ich zwänge mich durch das etwas klein bemessene Einstiegsloch im Fond und finde dann aber selbst mit knapp 1,90 Meter Körpergröße ausreichend Raum für eine aufrechte Sitzposition. Das gefällt, genau wie der 278 Liter große Gepäckraum. Klappt man die Rückbank um (60:40), lässt sich durch einen variablen Kofferraumboden eine ebene Ladefläche mit Platz für ganze 941 Milchkartons schaffen.

Sieht aus wie Mini und fühlt sich an wie Mini
Im Cockpit gibt es keine gravierenden Veränderungen zum kurzen Bruder. Es fühlt sich wie gewohnt gut verarbeitet und entgegen der geläufigen Meinung auch wertig an. Das große Infotainment-System lässt sich leicht und intuitiv über den Drehknopf in der Mittelkonsole bedienen und mit allen gängigen portablen Elektronikgeräten verbinden. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich die farblich wechselnde Innenraumbeleuchtung. Das dauerhafte Regenbogen-Ambiente lässt sich aber einfach über das Menü abschalten. Er sieht also aus wie ein Mini, fühlt sich an wie ein Mini und bietet ohne viele optische Veränderungen mehr Platz für Fahrgäste und deren Gepäck, wo ist also der Haken?

Auf der Suche nach den Haken
Also Motor an und Abfahrt: Vier Stunden lang scheuche ich den vergrößerten Mini als Cooper S- und SD-Variante über die schmalen und schlechten Straßen der englischen Hügellandschaft. Obwohl die direkte Lenkung und die Zweiliter-Vierzylinder-Aggregate gute Arbeit machen und der Motorsound der S-Modelle stets ein gutes Feedback über die Leistungspotenz der Fahrzeuge vermittelt – der Benziner im S kommt auf 192 PS, der Diesel im SD auf 170 PS – irgendetwas ist anders. In 6,8 Sekunden geht es im Cooper S mit Automatik auf 100 km/h, der Diesel schafft den Spurt in 7,3 Sekunden. Und trotzdem, da ist er, der Haken: Denn was für die Platzverhältnisse im Innenraum von Vorteil ist, wird zum Nachteil für Agilität und Wendigkeit des Fünftürer-Mini. Die kraftvollen S-Motorisierungen machen zwar einiges wett, ob die noch angebotenen Dreizylinder-Diesel und -Benziner mit einem Leistungsspektrum von 95 bis 136 PS in Mini Cooper und Mini One selbiges ausgleichen können, halte ich für fraglich.

Schwerfälliger Gokart
Die gedehnte Gesamtlänge der Karosserie macht das expandierte Heck bei Ausweichmanövern zum schweren und trägen Nachfolger. Der um 72 Millimeter verlängerte Radstand vergrößert den Wendekreis dazu merklich. Der Höhenzuwachs und der veränderte Schwerpunkt bringen den Mini bei schnellen Lastwechseln ins Wanken. Eine Eingelenk-Federbein-Vorderachse und eine Mehrlenker-Hinterachse in Verbindung mit Stabilitäts- und Traktionskontrollen halten ihn zwar ausreichend im Gleichgewicht und bieten bei normaler Fahrweise eine perfekte Mischung aus Komfort und Sportlichkeit. Trotzdem stelle ich mir das versprochene Gokart-Fahrverhalten irgendwie anders und weniger schwerfällig vor.

Bevormundung durch die Automatik
Und dann auch noch Automatik … Die Testfahrzeuge wählen ihre Fahrstufen mit dem neuen automatischen Sechsgang-Getriebe. Obwohl die Schaltvorgänge schnell vonstatten gehen und die Schaltpunkte und -zeiten – wie auch Lenkungs- und Gaspedalkennlinie – je nach Fahrmodus (Green, Mid, Sport) angepasst werden, ganz manuell schalten ist nicht und die Automatik greift öfter ein, als einem lieb ist. Was bei dem auch im unteren Drehzahlbereich kräftigen Diesel nicht so stark ins Gewicht fällt, stört bei der Benzin-Variante doch enorm. Man hat das Gefühl, dass die Automatik den Vorderrädern nicht die Kraft gibt, die vom Motor aus möglich wäre. Das Sechsgang-Schaltgetriebe dürfte – zumindest für sportlich ambitionierte Fahrer – die bessere Wahl sein. Es ist zudem die Serienausstattung und kostet damit keinen Cent extra.

Vollgepackt mit Sonderausstattung
Ausgestattet sind “meine Minis-für-einen-Tag” mit fast allem, was die Aufpreisliste hergibt. Das große und empfehlenswerte Navigationssystem schlägt beispielsweise mit 2.060 Euro zu Buche. Serie in der Innenausstattung sind in den S-Modellen – gegenüber Cooper und One – lediglich Sport-Lederlenkrad und -Sitze, eine Klimaanlage und das Fahrsystem Performance Control.

Modernes und schickes Lifestyle-Fahrzeug
Zusammenfassend ist der Fünftürer-Mini ein moderner, schicker und dem aktuellen Lifestyle verfallener Kleinwagen, der trotz einiger Schwächen einen Heidenspaß macht und dazu noch eine Menge Platz und Entertainment im Innenraum bietet. Trotzdem stellen sich die Fragen: Wer braucht diesen Kompromiss aus Fahrspaß und Fahrzeuggröße? Braucht man ihn überhaupt bei einem Grundpreis von 24.700 Euro für den 192-PS-Benziner? Würde es nicht auch ein aus dem gleichen Konzern stammender 1er BMW mit fünf Türen tun?

Kompromissbereitschaft oder nicht
Laut Mini sollen es vor allem pragmatisch denkende Männer sein, die genau diesen Kompromiss für eine junge Familie suchen, denn in einer modernen Beziehung sind Kompromisse ja so wichtig. Sind Kind und Kegel samt Gepäck an Bord, lässt sich der Mini effizient und komfortabel bewegen und hat man Lust darauf, kommt auch der Fahrspaß nicht zu kurz. Wer es jedoch sportlicher beziehungsweise gokartähnlicher mag und keinen Wert auf mehr Platz in Fond und Kofferraum legt, sollte weiterhin auf die kürzere Karosserieform zurückgreifen. Aber stylischer und billiger als ein 1er BMW (der kostet in der fünftürigen Variante mit 170-Benziner-PS und Automatikgetriebe stolze 4.600 Euro mehr) ist der kleine Brite allemal. Da war ich mir schon von Anfang an ziemlich sicher, irgendwo sind Minis, wenn man sich darauf einlässt, einfach konkurrenzlos.
(ml)

- Zur Bildergalerie (30 Bilder)

- Immer informiert mit AutoNEWS: Mit einem Klick zum Newsletter

Posted in :  Auto
Tags : 

URL for this post : http://auto.de.0685.com/?p=2379

Leave a Reply