Scheunenfund der besonderen Art: Die 60 Autos des Roger Baillon

December 10, 2014

Patiniert, aber unrettbar weggerostet: Zwei der Scheunenfunde aus der Sammlung des Roger Baillon

Das Dach war dicht: Die Bandbreite der Oldie-Schätze reicht von Ford Taunus bis Facel-Vega

Einer der Scheunen-Stars ist dieser Maserati A6G Gran Sport Frua von 1956

Paris, 9. Dezember 2014
Wir schreiben das Jahr 1977: Arbeiter der bankrotten Textilfabrik Schlumpf entdecken auf dem Firmengelände die sagenhafte Sammlung der beiden Inhaber: Rund 500 Fahrzeuge, darunter viele Bugatti, die später den Grundstock für das nationale Automobilmuseum Frankreichs bilden. Ebenfalls 1977 muss im Westen des Landes ein gewisser Roger Baillon sein Transportunternehmen aufgeben. Mit dem Monopol auf den Transport flüssiger Chemikalien war Baillon zu Geld gekommen. Genug Geld, um ein eigenes Auto zu entwerfen (den “Oiseau bleu” von 1947) und eine Fahrzeugsammlung für ein eigenes Museum aufzubauen. Im erwähnten Jahr 1977 muss er rund 50 Wagen verkaufen. Jeder denkt, damit sei die Kollektion von Baillon Geschichte. Bis vor kurzem Matthieu Lamoure und Pierre Novikoff von der Firma Artcurial eine unglaubliche Entdeckung machen.

Vergangene Größen
Begraben unter alten Autozeitschriften schlummerten über Jahrzehnte hinweg 60 Traumwagen vor sich hin. Es ist der Rest der Baillonschen Sammlung. Überzogen mit viel Patina, nicht frei von Rost, aber immerhin stets trocken gelagert, sorgen die Autos bei Lamoure und Novikoff für offene Münder. Denn vor ihnen stehen nicht etwa irgendwelche alten VW Käfer oder Renault 4, sondern Kostbarkeiten von Bugatti, Talbot-Lago über Delahaye bis Ferrari. Viele der Fahrzeuge wurden überdies von Karosseriebauern wie Chapron oder Saoutchik eingekleidet. Eines davon ist ein Talbot-Lago T26 Cabriolet, welches für den früheren ägyptischen König Faruk gebaut wurde.

Prominenter Italiener
Gewissermaßen der Scheunen-Star ist einer von nur 37 gebauten Ferrari 250 GT SWB California Spider. Das Exemplar aus dem Jahr 1961 mit Scheinwerferabdeckungen gehörte einst dem bekannten Schauspieler Alain Delon. Unter Markenexperten galt der Wagen mit der Chassisnummer 2935 als für immer verloren. Zu den weiteren Hinguckern zählt ein Maserati A6G Gran Sport Frua von 1956.

Auktion im Februar 2015
Wie geht es nun mit den Fundstücken weiter? Sie werden vorsichtig zu einem Lagerhaus gebracht und einzeln im Studio fotografiert. Auf der Oldtimermesse Rétromobile in Paris kommt es dann am 6. Februar 2015 zur großen Versteigerung: Für den Delon-Ferrari wird mit 9,5 bis zwölf Millionen Euro gerechnet, der Maserati ist zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro angesiedelt. Andere Fahrzeuge sollen aber schon bei 500 Euro starten. Was die künftigen Besitzer dann mit ihrem Wagen anstellen, ist offen. Lamoure und Novikoff würden sich einen Mix wünschen. Einige Autos sollten restauriert werden, andere im Originalzustand bleiben, um die einzigartige Geschichte zu bewahren.
(rh)

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