Frankfurt, 17. Oktober 2014
Als der Opel Kadett (der später zum Astra wurde), langsam, aber sicher seinen Kinderschuhen entwuchs, legte Opel im Jahr 1982 von unten nach und erweiterte die Modellpalette durch den Kleinwagen Corsa. Er traf den Nerv der Zeit: Die voranschreitende Urbanisierung spielte dem Kleinen genauso in die Karten wie der immer häufiger werdende Wunsch nach einem Zweitwagen. So avancierte er zu einem Besteller. Seit der Einführung konnte Opel 12,4 Millionen Corsa-Modelle an den Mann oder die Frau bringen.
Eine Frage beschäftigt besonders
Aktuell ist jeder vierte verkaufte Rüsselsheimer ein Corsa. Ein Modell, bei dem in Zukunft besser nichts schief gehen sollte. Zum Jahreswechsel 2014/2015 wird der noch aktuelle Corsa D durch eine neue Generation abgelöst. Sieht man sich den Neuen an, keimt nicht ganz zu Unrecht die Frage auf: Ist das jetzt nur ein intensives Facelift, oder ist der Corsa E ein eigenständiges und neues Modell? Ich reiste nach Frankfurt, um mir selbst ein Bild von der mittlerweile fünften Opel-Corsa-Generation zu machen.
Keine Design-Experimente
Die Außenhülle ist mit neuen Blech- und Kunststoffteilen sowie überarbeiteten Scheinwerfern und Rückleuchten versehen worden. Der fünfte Corsa lernte jetzt die aktuelle Designsprache der Rüsselsheimer Modellfamilie. Von großen Experimenten wurde aber abgesehen, um den Wiedererkennungswert zu wahren, heißt es. Die nachgeschärfte Karosserie sitzt auf dem weiterentwickelten Chassis des Corsa D. Dadurch bleibt es bei Drei- und Fünftürer beim 2,51 Meter langen Radstand, was für nahezu identische Karosseriemaße und Platzverhältnisse im Innenraum sorgt.
Untersteuern ist schwerer geworden
Das Resultat der Untergruppenüberarbeitung wird bei meiner Testfahrt mit dem Fünftürer spürbar: Flinke Kurvenfahrten und heftige Lastwechsel meistert der kleine Hesse problemlos. Das sehr präzise Fahrwerk hat einen um fünf Millimeter abgesenkten Schwerpunkt. Ein steiferer Hilfsrahmen und eine geänderte Frontgeometrie mit neuen Achsschenkeln erhöhen zudem die Stabilität und das Abrollverhalten. Dadurch ist es schwerer geworden, den Corsa kleinwagen-typisch über die Vorderräder schieben zu lassen. In Verbindung mit der elektrisch verstellbaren Servolenkung samt City-Modus wurden zudem der Komfort sowie die Präzision bei schnellen und langsamen Fahrmanövern verbessert.
Einer der besten Dreizylinder-Motoren
Zur Markteinführung ist die verfügbare Motorenpalette reichhaltig. Fünf Benziner von 70 bis 115 PS und zwei Dieselmotoren mit 75 oder 95 PS stehen zur Auswahl. Mein Corsa hat den komplett neu entwickelten Einliter-Dreizylinder unter der Haube. Der kleine Turbo-Benzindirekteinspritzer kommt bereits im Opel Adam zum Einsatz. Dank einer gegenläufigen Ausgleichswelle – die laut Opel einzigartig in diesem Segment ist – wurde die typische Geräusch- und Vibrationsentwicklung von Dreizylinder-Aggregaten massiv eingedämmt. Der Motor läuft rund, er spricht spontan an und bleibt auch bei höheren Touren stabil im gewünschten Drehzahlbereich.
Komfortables und effizientes Motor-Getriebe-Setup
An den Motor ist das neue und kompakte Sechsgang-Schaltgetriebe angeflanscht. Dieses lässt sich präzise schalten und senkt bei hohen Geschwindigkeiten die Fahrgeräusche. Bereits ab 60 km/h fordert die Ganganzeige die längste Übersetzung und siehe da: Das Einliter-Motörchen kommt selbst bei einer Drehzahl von knapp über 1.000 Umdrehungen pro Minute nicht ins Stottern. Das Motor-Getriebe-Setup ist von Opel mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,9 Liter Super auf 100 Kilometer angegeben. Während meiner rund 100 Kilometer langen Testfahrt berechnete der Bordcomputer nach einem Mix aus Frankfurter-Stadtverkehr, zügiger Autobahnfahrt und kurvigen Landstraßen im Taunus ein Verbrauchsmittel von 6,2 Liter.
Vielseitige und gute Innenraumgestaltung
Neben dem spritzigen Fahrverhalten hat mich vor allem die neue Innenraumgestaltung überzeugt: Je nach Ausstattungslinie kann sie jung und trendbewusst mit farblichen Akzenten versehen werden oder man lässt sie edel und erwachsen mit wertigen Materialien ausführen. So will Opel den Spagat zwischen dem kleineren Lifestyle-Adam und dem größeren, gesetzter wirkenden Astra bewerkstelligen.
Viele Sicherheitssysteme im neuen Corsa
Viele der sonst nur aus höheren Fahrzeugklassen bekannten Sicherheitsfeatures werden in dem Kleinwagen verbaut. Systeme wie die Frontkamera mit Verkehrsschild-, Fernlicht- und Spurhalteassistent sowie Abstandsanzeige und Kollisionswarner funktionieren eher im Hintergrund. Im dichten Autobahnverkehr bin ich aber froh, den ebenfalls erhältlichen Toten-Winkel-Warner an Bord zu haben. Auch sicherheitstechnisch ist aus dem ehemals spartanischen Zweitwagen also ein vollwertiges Automobil geworden.
“Bringgo” bringt`s nicht
Das Infotainment-System IntelliLink gibt mittels Siebenzoll-Touchscreen Inhalte vom gekoppelten Smartphone wieder. Bei Multimediainhalten wie Musik funktioniert das tadellos. Die 300 Euro teure Ausstattungsoption bezieht aber auch das GPS-Signal und die dazugehörige Navigationsapp “Bringgo” vom Smartphone. An für sich keine schlechte Sache, denn so aktualisiert sich die Hardware im Auto mit dem Kauf eines neuen Telefons gleich mit. Doch jetzt der Wermutstropfen: Denn weder die Reaktionsgeschwindigkeit noch die Genauigkeit und Handhabung konnten überzeugen beziehungsweise mit einem integrierten Navigationssystem mithalten.
15.500 Euro für den Corsa-Durchschnitt
Ab Januar 2015 wird der neue Corsa als Drei- und Fünftürer beim Händler stehen. Die Preise beginnen bei 11.980 Euro für den Dreitürer mit 1,2-Liter-Benziner und 70 PS. Opel geht davon aus, dass der durchschnittliche Corsa-Käufer rund 15.500 Euro für den Neuen ausgeben wird. Für diesen Preis gibt es den dreitürigen Corsa samt dem ebenfalls komplett neuen 1,4-Liter-Turbobenziner mit 100 PS und 200 Newtonmeter maximalem Drehmoment. Der Basispreis meines Testwagens belief sich auf 17.140 Euro. Bedient man sich dann noch bei den verfügbaren Sonderausstattungen, kommt schnell die 20.000-Euro-Marke in Sichtweite.
(ml)
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