Nissan NP300 Navara Double-Cab im Test: Fahrbericht mit technischen Daten, Preis und Markteinführung

November 17, 2015

Nissan schickt den NP300 Navara in die fünfte Modellgeneration. Wir haben den Eintonnen-Pick-up ausprobiert

Als Testwagen wählen wir die 190 PS starke Double-Cab-Version mit Allradantrieb und Siebengang-Automatik

Neu beim Double-Cab: Eine Mehrlenker-Hinterachse mit Schraubenfedern

Palma de Mallorca (Spanien), 11. November 2015
Man mag es kaum glauben, aber Nissan hat seit über 80 Jahren Pick-ups im Programm. Von 1933 bis 1988 liefen sie unter dem Namen Datsun. Seit vier Generationen trägt der Lastesel nun die Nissan-Plakette. Moment, “Lastesel”? Klar, oder? Denn Pick-ups werden von den Herstellern in der Nutzfahrzeuge-Familie geführt und sie erhalten meist eine LKW-Zulassung. Ja, aber die neue und fünfte Generation des Nissan NP300 Navara will sich vom reinen Arbeitstiercharakter loslösen und der Eintonnen-Pick-up soll auf dem europäischen Markt das werden, was Pick-ups in Nordamerika schon lange sind: Alltagsfahrzeuge mit Lifestyle- und Freizeit-Charakter. Ob er das schafft und dabei besser ist als VW Amarok, Mitsubishi L200 und Co.? Wir haben ihn bereits vor seiner offiziellen Markteinführung im Januar 2016 ausprobiert.

Man kombiniere Crossover mit Nutzfahrzeug
Jamie MacLean, Manager der europäischen Truck-Produktplanung bei Nissan, erklärt uns, dass der NP300 Navara “ein Arbeitsgerät für viele Aufgaben” ist. Eine Art “Schweizer Taschenmesser” für Freizeit und Arbeit. Dafür hat man verschiedene Eigenschaften in einem Fahrzeug vereint. Die zwei großen Punkte sind Robustheit und Cleverness. Ein Nutzfahrzeug mit Crossover-Elementen also. So ist der Pick-up optisch mehr zum PKW mutiert. Die gesamte Frontpartie mit V-Grill und den optionalen LED-Scheinwerfern wurde dem europäischen Bestseller Qashqai angepasst. Beim NP300 packt Nissan eigentlich nur eine üppige Ladung Chrom oben drauf. Passend zum neuen Fahrzeugdesign ist ein Zubehörprogramm von anfangs 125 Komponenten geplant: Das Angebot reicht von der Laderaumabdeckung oder einfachen Fußmatten bis hin zu Auspuffblenden und Zusatzscheinwerfern. Oder man ordert schlichtweg noch mehr Chrom.

Nasa-Sitze und Crossover-Cockpit
Auch im Innenraum muss man sich im NP300 Navara von der Nutzfahrzeug-Tristesse verabschieden. Das Cockpit ist ergonomisch angelegt und unterscheidet sich im Aufbau nur marginal von der Crossover-Verwandtschaft. Bei der Verarbeitungsqualität kommt der Nissan noch nicht ganz an das Niveau des VW Amarok heran. Der Mitsubishi L200 wird dagegen um Längen übertroffen. Wir nehmen dann mal Platz: Die neuen Sitze sind komfortabel und … ohne Witz jetzt … mit Nasa-Technologie entworfen und gestaltet. Also genau von der gleichen Firma, die auch Astronauten ins Weltall schießt. Ermüdungsfreies Fahren soll das Ergebnis sein und wir als ausgebildete Hobby-Astronauten können das bestätigen. Auch in der zweiten Sitzreihe hängt der Nissan NP300 Navara die Konkurrenz ab. Der Winkel der Rückenlehen wurde von 18 auf 23 Grad vergrößert und man sitzt deutlich entspannter und weniger Steil als in der Konkurrenz.

Nutzfahrzeug-Motor und Premium-Getriebe
Kommen wir zu den inneren Werten und den technischen Daten: Grundgerüst des Nissan NP300 Navara ist weiterhin ein robuster Leiterrahmen. Angetrieben wird unser Double-Cab-Testwagen von einem 2,3-Liter-Twinturbo-Diesel mit 190 PS. Das Drehmoment des Euro-5-Motors (ab Oktober 2016 wird es eine Euro-6-Version geben) erreicht bis zu 450 Newtonmeter und liegt von 1.500 bis 2.500 Umdrehungen an. Die Nutzfahrzeug-Maschine ist erprobt: Sie kommt ebenfalls im NV400 (dem Nissan-Transporter) zum Einsatz und soll sich im Navara mit lediglich sieben Liter Diesel auf 100 Kilometer begnügen. Gekoppelt wird unser Testwagen-Aggregat mit einer Siebengang-Automatik aus dem Infiniti-Premium-Regal. Die Gangbox mit Wandler ist die wohl einzige Komponente, die negativ auffällt. Sie ist träge und schluckt auf dem Weg zu den angetriebenen Rädern merklich Motor-Kraft und -Potenzial. Die manuelle Sechsgang-Schaltung ist hier sicherlich die bessere Wahl.

Die Multilenker-Hinterachse
Das eigentliche Highlight ist die neue Hinterachse des Double-Cab. Die Starrachse samt Blattfedern flog raus und ein Multilenker-System mit Schraubfedern zog ein. Bislang ist das einzigartig im Eintonnen-Pick-up-Segment. Das Resultat? Der Pick-up fährt sich wie ein modernes SUV. Beim Amarok und dem L200 fühlt sich der gesamte Heckwagen dagegen eher nach einem Fremdkörper an. Er windet sich entgegen der Fahrtrichtung und erinnert (vor allem im unbeladenen Zustand) mit polternden Bodenwellenüberfahrten daran, dass man in einem Nutzfahrzeug sitzt. 15 Minuten im Navara und man vergisst hingegen, dass dieses Auto eine offene Ladefläche hat.

Zuschaltbarer Allradantrieb und Ausmaße
Ein weiterer Pluspunkt ist der zuschaltbare Allradantrieb mit optionaler elektronischer Differenzialsperre und Geländeuntersetzung. Damit wird der NP300 durchaus geländetauglich. Felsige und über 30 Grad steile Waldwege? Kein Problem! Auch die Bodenfreiheit von rund 22 Zentimeter lässt ihn mit dem Amarok und dem L200 auf Augenhöhe rangieren. Apropos Rangieren: Ein Multifunktionsgerät sollte sich auch im Stadtverkehr nicht wie ein außerirdisches Wesen anfühlen. Obwohl der Wagen stattliche 5,30 Meter in der Länge und 1,85 Meter in der Breite misst, bleibt er mit einem Radstand von 3,15 Meter für einen Pick-up recht wendig. “Recht wendig” heißt: Der 12,4-Meter-Wendekreis und die im Stand etwas schwergängige Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung bringen einen beim Rangieren trotzdem ins Schwitzen.

Nutz- und Anhängelast
Mit all der Komfortausstattung, dem Infotainment, der Fahrassistenz, der optischen Aufarbeitung, dem optionalen Leder, der Sitzheizung oder der Klimaanlage, der Navara ist ein Arbeitstier geblieben. Nein, er ist sogar ein besseres Arbeitstier geworden: Die Nutzlast der 190-PS-Double-Cab-Version mit Automatikgetriebe liegt bei 1.052 Kilogramm, die gebremste Anhängelast bei 3,5 Tonnen. Ein anschauliches Ladeflächenbeispiel wären 42 Zementsäcke – wenn Sie den Wagen auf der Baustelle nutzen möchten. Und abseits der Arbeit? Jamie MacLean erzählt uns, dass er als Ingenieur nicht unbedingt die erwähnten Zementsäcke transportieren muss, oder einen Kleinbagger. “Trotzdem mag ich Motorradfahren, Skifahren und Tiere. All das kann ich transportieren”, so MacLean weiter, “und weil ein Hund keine Tonne wiegt, könnte ich mir sogar ein Rhinozeros als Haustier anschaffen.” Na dann …

Preis und Garantie
Ob nach der Anschaffung eines Nissan NP300 Navara noch Geld für afrikanisches Großwild und dessen Futter übrig ist? Der Einstiegspreis in die fünfte Generation der Baureihe liegt bei 25.095 Euro. Damit ist die Basisvariante 1.195 Euro günstiger als ein nackter Mitsubishi L200. Ein VW Amarok kostet mindestens 25.912 Euro. Wer wie wir noch beim Allradantrieb, der Doppelkabine und dem 190-PS-Diesel ein Kreuz in der Nissan-Aufpreisliste macht, muss mit mindestens 33.030 Euro rechnen. Die Automatik schlägt noch einmal mit 1.650 Euro zu Buche. Inklusive ist bei allen Modellen allerdings eine Fünf-Jahres-Garantie mit einer Gesamtlaufleistung von 160.000 Kilometer.
(ml)

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