München, 14. Februar 2014
Als Mercedes im Jahr 2005 die B-Klasse einführte, war der Stuttgarter Hersteller peinlich bemüht, die Etiketten Van oder Kompaktvan zu vermeiden. Für den Premiumhersteller klang das zu sehr nach einem Auto für die Normalo-Familie Mustermann. Nun bringt BMW sein erstes Familienauto, und wieder wird das Schmuddelwort Van umgangen, auch wenn der 2er Active Tourer genau in diese Schublade passt. Und um die Assoziation von Sportlichkeit zu fördern, wird das Auto nicht der 1er-, sondern der 2er-Baureihe zugeordnet.
Gegen Sportsvan und B-Klasse
Mit 4,34 Meter Länge und 1,56 Meter Höhe ist der 2er Active Tourer etwa so groß wie ein VW Golf Sportsvan oder die Mercedes B-Klasse – dies sind auch die Hauptwettbewerber. Fahrer und Beifahrer sitzen laut BMW deutlich höher als in einer Limousine. Gegen Aufpreis gibt es auch mehr Licht im Innenraum durch ein großes Glasdach. Wie im Mini wird ein Head-up-Display angeboten, das wichtige Informationen auf ein kleines Plexiglasfeld zwischen Lenkrad und Frontscheibe projiziert. Der Kofferraum fasst 468 bis 1.510 Liter, minimal weniger als B-Klasse und Sportsvan. Im Kofferraum findet sich ein faltbarer Ladeboden, unter dem ein Staufach mit einer Wanne wartet. Optional gibt es eine um zehn Zentimeter verschiebbare Rückbank und eine umlegbare Beifahrersitzlehne. So können Gegenstände bis zu einer Länge von 2,40 Meter transportiert werden. Die Heckklappe öffnet und schließt auf Wunsch automatisch auf Knopfdruck oder lässt sich per Fußwackeln unterm Heck bedienen.
Erster BMW mit Frontantrieb, drei oder vier Zylinder
Als erster BMW ist der 2er Active Tourer ein Fronttriebler – ein Paradigmenwechsel für eine Marke, die den Hinterrad- meist “Standardantrieb” nennt. Zur Markteinführung stehen drei neue Motoren zur Wahl, die alle bereits die Euro-6-Abgasnorm erfüllen. Gemeinsame Basis sind Zylinder mit einer Einheitsgröße von 500 Kubikzentimeter und standardisierte Schnittstellen zum Kühlkreislauf, Ansaug- und Abgastrakt sowie zur Heiz- und Klimaanlage. Für Laufruhe sorgt beim Dreizylinder eine Ausgleichswelle, bei den Vierzylindern arbeiten zwei gegenläufig rotierende Wellen. Der Dreizylinder besitzt die variable Nockenwellensteuerung Doppel-Vanos, die Vierzylinder-Benziner verfügen zusätzlich über die vollvariable Ventilsteuerung Valvetronic.
Dreizylinder wie im Mini Cooper und i8
Im 218i Active Tourer wird der neue 1,5-Liter-Dreizylinder eingesetzt, der auch im neuen Mini Cooper und im i8 arbeitet. Mit Sechsgang-Schaltung liegt der Normverbrauch des 136 PS starken Turbobenziners bei 4,9 Liter. Der Standardsprint dauert 9,3 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Die Kombination aus Zweimassenschwungrad und Fliehkraftpendel sorgt für Laufruhe im niedrigtourigen Bereich. Die zweite Benzinvariante ist der 225i Active Tourer mit 231 PS. Der Normverbrauch des Vierzylinders liegt bei 6,0 Liter. Der Standardsprint ist nach 6,8 Sekunden beendet, bei 235 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Der Dritte im Bunde ist der 218d Active Tourer mit 150 PS und 330 Newtonmeter Drehmoment. Auch hier profitiert der Fahrkomfort von einem Zweimassenschwungrad mit Fliehkraftpendel. Den Spritverbrauch gibt BMW mit 4,1 Liter an. Der Van sprintet in 8,9 Sekunden auf Landstraßentempo, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 205 km/h. Für den Herbst 2014 werden noch die Versionen 220i, 220d und 216d angekündigt. Daneben werden Allradversionen des 220d und 225i Active Tourer das Modellangebot abrunden.
Neue Getriebe, neues Fahrwerk
Die neue, serienmäßige Sechsgang-Schaltung bietet im Sportmodus eine Drehzahlnachführung, die Schaltvorgänge bei optimaler Anschlussdrehzahl ermöglicht. Optional gibt es für den Dreizylinder eine Sechsgang-Automatik, für die Vierzylinder eine neue Achtgang-Automatik. Eine Start-Stopp-Automatik ist Serie, bei den Steptronic-Versionen erhöht eine Segel-Funktion die Effizienz. Die Achtgang-Steptronic verfügt zusätzlich über eine Launch Control. Das Fahrwerk besitzt eine Eingelenk-Federbeinachse vorne und eine Mehrlenkerachse hinten. Auf Wunsch gibt es zweistufig verstellbare Dämpfer. Gegen Aufpreis ist die Servolenkung geschwindigkeitsabhängig geregelt, außerdem ist eine Lenkung verfügbar, bei der sich das Übersetzungsverhältnis je nach Lenkradeinschlag verändert.
Sport Line, Luxury Line und M-Paket
Das Informationsdisplay in der Mittelkonsole steht frei, wirkt allerdings nicht so tabletartig und schick wie in der Mercedes A-Klasse. Die Bedienelemente des Klimasystems und der Fahrerlebnisschalter sind tief unten vor dem Getriebehebel angebracht. Der Controller zur Steuerung der Displayinhalte und die elektrische Parkbremse finden sich auf der Beifahrerseite neben dem Getriebehebel. Zwei Ausstattungslinien neben der Basisversion erlauben eine Individualisierung. Die Sport Line ist an Elementen in hochglänzendem Schwarz innen und außen zu erkennen, während die Luxury Line mit Chrom-Elementen aufwartet. Im November 2014 kommt noch ein M-Sportpaket hinzu, das diverse Aerodynamikelemente, ein Sportfahrwerk, spezielle Felgen sowie ein Lederlenkrad und Sportsitze bietet.
Optische Kamera statt Radarsensoren
Zum ConnectedDrive-Angebot gehören neue Assistenten, die auf der Grundlage von Bilddaten arbeiten. Dafür ist eine Monokamera im Fuß des Innenspiegels untergebracht. Neu sind ein Stauassistent und ein kamerabasierter Abstandstempomat mit Stop&Go-Funktion. Sie unterstützen den Fahrer beim Beschleunigen und Bremsen, und im Fall des Stauassistenten auch beim Lenken. Die Auffahrwarnung und die Personenwarnung basieren ebenfalls auf den Kameradaten. Diese Systeme erkennen bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit zwischen zehn und 60 km/h Fußgänger und stehende Fahrzeuge. Bei Kollisionsgefahr wird der Fahrer akustisch und optisch gewarnt. Reagiert der Fahrer nicht, bremst das System selbstständig. Auf Wunsch gibt es Bi-LED-Licht, das so hell ist wie ein Xenon-System, aber nur halb so viel Energie benötigt. Auch ein automatisches Notrufsystem wird angeboten, das sogar automatische Ortung und Unfallschwereerkennung bietet.
Deutlich unter 30.000 Euro
Messepremiere hat der 2er Active Tourer auf dem Genfer Autosalon (6. bis 16. März 2014). Was der Kompaktvan kostet, wird erst im Sommer bekannt gegeben, kurz vor der Markteinführung im Herbst 2014. Die Preise sollen laut BMW-Sprecherin Michaela Wiese “deutlich unter 30.000 Euro” beginnen. Wenn man die Konkurrenzpreise bedenkt, muss man von “sehr deutlich unter 30.000 Euro” ausgehen. Denn den 150 PS starken Golf Sportsvan 1.4 TSI gibt es schon für knapp 26.000 Euro, während der 122 PS starke B 180 für knapp 27.000 Euro zu haben ist.
(sl)
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