Vaduz (Liechtenstein), 6. März 2014
Weder ein Show Car noch eine Designstudie und auch kein Serienauto: Der Quant e ist was Besonderes. Das Elektroauto dient der Erprobung eines Energiespeichers. Der wird derzeit von der erst Ende 2013 gegründeten, liechtensteinischen Firma Nanoflowcell entwickelt und ist der eigentliche Grund, warum der Quant e auf dem Genfer Auto-Salon 2014 (6. bis 16. März 2014) vorgestellt wird.
Elektrolyte statt Strom tanken
Die Nanoflowcell funktioniert wie eine Mischung aus Batterie und Brennstoffzelle. Wie bei Letzterer wird die Energie in Form von zwei Stoffen gespeichert. Während es bei der Brennstoffzelle oft Wasserstoff und Sauerstoff sind, handelt es sich bei der Flusszelle um zwei Elektrolytflüssigkeiten, die in getrennten Tanks gelagert werden. Getankt wird also nicht etwa Strom, sondern zwei Lösungen – das geht bedeutend schneller. Welche chemischen Stoffe verwendet werden, verrät der Hersteller nicht.
Zirkulierende Elektrolyt-Flüssigkeiten
Wie bei einer normalen Nassbatterie werden die Elektrolytflüssigkeiten durch eine Membran getrennt. Durch den kontrollierten Austausch der Ladungen wird Energie für den Elektroantrieb des Autos freigesetzt. Im Unterschied zu einer normalen Batterie werden die Elektrolyte durch Pumpen zum Zirkulieren gebracht. Solche Redox-Flusszellen wurden bisher unter anderem als Notstromquelle für Mobilfunkstationen und als Pufferbatterie für Windkraftanlagen eingesetzt. Auch die Anwendung in Elektroautos wurde bereits vorgeschlagen, doch dafür boten die bisherigen Systeme zu geringe Energiedichten. Bei der liechtensteinischen Entwicklung soll dies nun anders sein.
Fünfmal mehr Reichweite bei gleichem Akkugewicht
Die Nanoflowcell soll laut Hersteller eine Leistung von 6.000 Watt pro Kilo Akkugewicht speichern können, während der Wert bei Lithium-Ionen-Technik zwischen 300 und 4.000 Watt schwankt. Außerdem speichert die Nanoflowcell 600 Wattstunden Energie pro Kilo, während ein Lithium-Ionen-Akku nur auf etwa 120 Wattstunden kommt. Die Konsequenz aus diesen dürren Zahlen sagt den meisten Autofans sicher mehr: Bei gleichem Gewicht des Energiespeichers könnte die Reichweite eines Elektroautos fünfmal so hoch sein wie bei Lithium-Ionen-Technik. Der Quant e schaffte so laut Firmen-Homepage 600 Kilometer.
Oberklassecoupé mit vier Sitzen und Flügeltüren
So gut sich das alles anhört – noch ist die Nanoflowcell in Entwicklung. Zur Erprobung hat der Hersteller den Quant e auf die Beine gestellt. Dabei hat die Nanoflowcell AG richtig geklotzt, denn mit 5,25 Meter hat der Quant e die Länge eines Oberklassecoupés. 2,20 Meter Breite und eine Höhe von nur 1,35 Meter verleihen dem Auto sportliche Proportionen. Zwei Flügeltüren mit einer außergewöhnlich großen Breite von fast zwei Meter, die gewölbte Front- und Heckscheibe und 22-Zoll-Räder wecken ebenfalls Aufmerksamkeit. Eine B-Säule fehlt.
Spezielle Holzschalter
Selbst das Interieur wurde liebevoll gestaltet. So gibt es Bedienschalter aus echtem Eschenholz. Nach dem Einsteigen ist zunächst nur die glatte Oberfläche des natürlichen Holzes zu erkennen. Erst wenn die Zündung eingeschaltet wird, werden die kapazitiven Schalter sichtbar. “Das Holz ist so dünn gearbeitet, dass ein leichter Fingerdruck auf die Icons die entsprechende Aktion auslöst”, schwärmt Entwicklungschef Nunzio La Vecchia. Eine weitere Besonderheit ist das ungewöhnlich breite Display am Armaturenbrett: Es ist über 1,25 Meter breit und 16 Zentimeter hoch. Das Infotainment-System basiert auf dem Handy-Betriebssystem Android. Eine App ermöglicht es dem Fahrer, via Smartphone die Multimediaanlage zu bedienen. Auch auf Fahrstatistiken und Navigationsfunktionen kann man via Mobiltelefon zugreifen. Die vielen Innovationen am Quant e und die schicke Karosserie wirken wie purer Luxus, denn angeblich ging es ja bei dem Auto nur um die Erprobung des Energiespeichers. Doch es hat sich gelohnt: In Genf hat das Auto durchaus Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
(sl)
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