Mladá Boleslav/Weiterstadt, 24. März 2014
Der Skoda 1000 MB wird 50 Jahre alt. Vor allem die Menschen in den östlichen Bundesländern werden bei dieser Nachricht wissend nicken, hier nämlich war der kompakte Skoda ein vertrauter Anblick bis zum Beginn der 1990er-Jahre. In der alten Bundesrepublik spielten die 1000 MBs eine eher untergeordnete Rolle. Mit der Wende verschwanden jedoch auch im Osten die oft über sehr viele Jahre liebevoll gepflegten Tschechen über Nacht fast komplett aus dem Straßenbild. Gut erhaltene Exemplare sind heute rar: Die Autos, die nicht in der Schrottpresse landeten, wurden vom Rost hinweggerafft.
Erstmals Heckmotor bei Skoda
Am 21. März 1964 trat der 1000 MB die Nachfolge des damaligen Octavia an. “MB” steht für den Unternehmenssitz Mladá Boleslav, die “1000″ für die 988 Kubikzentimeter Hubraum des 37 PS starken Vierzylinders. Dieser war, damals neu für einen Skoda, im Heck untergebracht und trieb die Hinterräder an. Bei der Entwicklung des Aggregats setzte der Autohersteller als Erster in Europa auf die Zylinderblockproduktion im Aluminium-Druckguss-Verfahren. Auch der Viergang-Getriebekasten wurde nach dieser Bauart produziert. Das Verfahren hierfür wurde bereits im Jahr 1922 vom tschechischen Ingenieur Josef Polák entwickelt und verkürzte die Produktionszeiten deutlich. Konzeptionell ebenfalls neu waren die selbsttragende Karosserie und die Einzelradaufhängung. Die bis dahin verwendete Rahmenkonstruktion gab man auf.
120 km/h Spitze
Der 1000 MB war 4,17 Meter lang, 1,62 Meter breit und 1,39 Meter hoch. Er bot damals einige clevere Detaillösungen: So war zum Beispiel das Reserverad in einem Fach unterhalb des 220-Liter-Kofferraums untergebracht. Es war so zu erreichen, dass nicht das ganze Gepäck ausgeräumt werden musste. Die moderne Motorentechnik und ein Gewicht von nur 755 Kilogramm sorgte für einen für damalige Verhältnisse sparsamen Spritverbrauch von sieben bis acht Liter auf 100 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 120 km/h. Im Jahr 1968 wurde die Motorleistung auf 43 PS gesteigert.
Komplett neues Werk
Eigens für den 1000 MB stellte Skoda Anfang der 1960er-Jahre ein komplett neues Werk neben die bestehenden Fabrikgebäude. Die Produktionsstätte umfasste insgesamt mehr als 40 Produktionshallen, auf dem 80 Hektar großen Areal baute man etwa 13 Kilometer Straßen, verlegte zehn Kilometer Bahngleise und errichtete einen neuen Rangierbahnhof. Von April 1964 bis August 1969 wurden rund 443.000 Fahrzeuge produziert. Mehr als die Hälfte davon ging in den Export, selbst in Neuseeland und Australien war das Auto im Handel. Der 1000 MB wurde in verschiedenen Varianten angeboten, eine Sahneschnitte war der zweitürige 1000 MBX, ein heute bei Sammlern besonders beliebtes Coupé. Es wurden nur etwa 2.500 Stück hergestellt.
Studie VisionC zeigt neues Coupé
Heute, als Bestandteil des VW-Konzerns, setzt Skoda wieder auf Frontmotoren und Front- oder Allradantrieb. In Deutschland wurden im Jahr 2013 rund 160.000 neue Skoda-Pkw zugelassen. Und auch die Faszination eines 1000 MBX könnte wieder kommen: Mit dem Concept Car Vision C zeigte der Hersteller auf dem Genfer Autosalon im März 2014 die Vorschau auf ein elegantes – wenn auch fünftüriges – Coupé.
(hd)
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