VW Golf Sportsvan 2.0 TDI mit 150 PS im Test: Gelungener Spagat

May 7, 2014

VW Golf Sportsvan: Der Newcomer löst den Golf Plus ab

Auf jeden Fall sieht das neue Golf-Derivat schnittiger als der Vorgänger aus

Die C-Säule ist schmal gehalten, das verbessert die Sicht nach hinten

Nizza (Frankreich), 6. Mai 2014
Der VW Golf Sportsvan tritt ein schwieriges Erbe an: Er löst den ergrauten Golf Plus ab. Der war besonders bei der älteren Kundschaft beliebt, da er eine hohe Sitzposition hat und sich somit schön bequem entern ließ. Doch sowohl sein Mauerblümchen-Aussehen, als auch sein Namenszusatz hielten junge Familien vom Händler fern: “Plus” erinnert doch schon arg an “Generation Plus 60″ oder irgendeine Nahrungsergänzung mit “Plus Traubenzucker fürs Gedächtnis”. Also hat VW seinem Hochsitz-Golf nicht nur ein neues Ausgehkleid geschneidert, sondern ihm auch einen kernigen Namen verpasst: “Sportsvan”. Im Visier der VW-Marketingstrategen sind nicht nur neue Kunden wie junge Familien, sondern auch Wechselwillige von der Mercedes A- und B-Klasse. Doch man wollte auch die älteren Kunden – im Marketing-Sprech “Best-Ager” (Leute im besten Alter) genannt – halten.

Sechs Zentimeter höhere Sitzposition

Wie das gelingt, werden in einiger Zeit die Verkaufszahlen zeigen, schließlich entscheidet die Kundschaft. Wir sind der Meinung, dass der hohe Wolfsburger wesentlich schicker geworden ist als sein Plus-Vorgänger. Der Newcomer ist acht Zentimeter länger als der normale Golf und sechs Zentimeter kürzer als der “klassische” Golf-Van Touran. Plus-Liebhabern sei gesagt: Nach wie vor lässt es sich bequem einsteigen. Man sitzt schön hoch, übrigens zwischen sechs und acht Zentimeter höher als im normalen Golf. Die Rundumsicht ist prima, in den A-Säulen gibt es kleine Zusatzfenster, das verbessert die Sicht beim Kurvenfahren. Die C-Säulen sind ebenfalls schmal gehalten, was das Rückwärtsfahren erleichtert. Was uns sofort auffällt: Im Vergleich zu den anderen Gölfen sitzt der Touchscreen des Multimediasystems weiter oben in der Mittelkonsole. Dadurch lässt er sich besser bedienen und ablesen.

Rückbank 18 Zentimeter längs verschiebbar

Der Fond ist ein geräumiges Abteil. Die Rückbank kann in zwei Teilen um jetzt 18 Zentimeter vor und zurückgeschoben werden, das schafft Passagieren oder Gepäck jeweils mehr Platz. Selbst 1,80-Meter-Menschen können mit viel Kniefreiheit hintereinander sitzen. Nach oben ist soviel Luft, dass der Hut auch auf dem Kopf bleiben kann. Und die Gäste der zweiten Reihe haben sogar die Möglichkeit, die Rücklehnen in der Neigung zu verstellen. Der Stauraum lässt sich in Sekundenschnelle umbauen, indem die Rücklehnen entriegelt und umgeklappt werden, das funktioniert auch vom Kofferraum aus. Ein spezielle Abdeckung eliminiert die Lücke zwischen Gestühl und Kofferraum und lässt eine fast ebene Ladefläche entstehen. Wer bei der Bestellung des Sportsvan 93 Euro draufpackt, kann auch die Lehne des Beifahrersitzes klappen und den vielzitierten Billy von Ikea mitfahren lassen.

Sechs Motoren zum Marktstart

Zum Marktstart werden sechs Motoren angeboten, alle sind aus anderen VWs bekannt. Bei den Ottos sind es der 1.2 TSI mit 85 oder 100 PS beziehungsweise der 1.4 TSI mit 125 oder 150 PS. Als Diesel sind ein 1,6-Liter mit 110 PS und ein 150 PS starker Zweiliter bestellbar. Letzteren haben wir für den ersten Test gewählt, bei uns war er mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe verbunden. Die Maschine arbeitet leise und dezent im Hintergrund. Der Motor empfiehlt sich jenen, die das “Sport” im Modellnamen etwas wörtlicher nehmen wollen. Vom Start weg gibt es zwar beim Sprint eine Gedenksekunde, aber im dieseltypischen mittleren Drehzahlbereich beschleunigt der Kompaktvan beim leichtesten Antippen des Gaspedal druckvoll. Die Handschaltung in unserem Testwagen ist etwas hakelig, das kennen wir so normalerweise vom Golf nicht. Dafür sind die Fahrleistungen ausreichend: Der Sprint auf Tempo 100 wird in akzeptablen 9,2 Sekunden absolviert, die Spitze liegt bei beachtlichen 212 km/h. Als Verbrauch nennt VW einen Wert von 4,3 Liter, wir haben es beim Ausflug in Südfrankreich laut Bordcomputer immerhin geschafft, eine “5″ vors Komma zu bekommen.

Adaptives Fahrwerk

Der Sportsvan lässt sich je nach Wunsch aus der langen Ausstattungsliste des Golf bestücken, und so findet sich unter den Optionen sowohl die Fahrprofilauswahl, als auch das adaptive Fahrwerkssystem DCC. Per Knopfdruck lässt sich einstellen, ob man komfortabel, sportlich oder ökonomisch reisen möchte. Dann werden unter anderem die Dämpfer, die Lenkung und die Gasannahme entsprechend eingestellt. In einem Individual-Modus kann auch festgelegt werden, welche Parameter sich auf Knopfdruck in welcher Weise ändern sollen. Verspielte Naturen werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Im Komfortmodus bügelt der Unterbau Unebenheiten angenehm sauber weg, dafür wird bei Sport die Wankneigung in schnell gefahrenen Kurven nochmals reduziert – obwohl der Wagen auch in der Normaleinstellung trotz seiner Höhe sehr stabil liegt. Zur Serienausstattung des Sportsvan gehört wie beim Golf die elektronische Differenzialsperre XDS+. Sie bremst in rasant gefahrenen Wegbiegungen die kurveninneren Räder an, in der Folge untersteuert der Wagen weniger.

Neuer Auspark-Assistent

Zu den weiteren praktischen Assistenzsystemen gehört ein neuer Auspark-Assistent. Er warnt beim Herausfahren aus Parklücken vor dem Querverkehr, sogar, wenn nahende Autos noch 40 Meter weit weg sind. Reagieren beide Fahrer nicht auf die Situation, bremst das System auch selbsttätig ab. Dieses neue Feature ist mit dem Spurwechselwarner “Blind-Spot-Sensor” kombiniert, beides zusammen kostet 360 Euro. Weitere nützliche Fahrer-Unterstützer sind natürlich auch zubuchbar, die Liste reicht vom Abstandstempomaten über einen Fernlichtassistenten und eine Verkehrzeichenerkennung bis zur Multikollisionsbremse – und damit ist die Liste noch nicht zu Ende.

Ab 19.625 Euro

Der Preis des Sportsvan startet bei 19.625 Euro. Wer sich jetzt schon die Hände reibt, muss leider ein wenig eingebremst werden: Für dieses Geld gibt es den 85-PS-Benziner mit Fünfgang-Schaltung in der Ausstattungslinie Trendline. Ohne Radio, aber wenigstens mit Klimaanlage. Die Trendline ist ohnehin nur für die schwächeren Motoren vorgesehen, wer die stärkeren Antriebe will, muss sich für Comfortline oder Highline entscheiden. Der von uns gefahrene 2.0 TDI mit 150 PS und Handschaltung ist ab 28.350 Euro zu haben, die Version mit Sechsgang-DSG knackt die 30.000-Euro-Marke.
(hd)

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