Haar, 22. August 2014
Zwischen Irland und Großbritannien liegt eine kleine Insel mit gerade einmal 85.000 Einwohnern, die Isle of Man. Der autonome Kronbesitz ist bekannt als Steueroase und Heimat des umstrittensten und gefährlichsten Motorradrennens der Welt, der Tourist Trophy. Aber ein Industriestandort? Tatsächlich wurden auf dem kleinen Eiland von 1962 bis 1969 Automobile gefertigt, die heute zu begehrten Sammlerstücken zählen. Warum? Der P50 der Firma Peel steht seit nunmehr 50 Jahren im Guinness-Buch der Rekorde, als das kleinste Serienauto der Welt mit Straßenzulassung. Wenn britischer Humor ein Produkt wäre, es wäre ein Fahrzeug von Peel. Selbstverständlich ist, dass die kleinen überdachten Rasenmäher im Laufe der Zeit zu großem Medienrummel kamen. Jeremy Clarkson von TopGear England testet beispielsweise das Auto(chen) in der Londoner Innenstadt und fuhr mit ihm sogar durch die Räume der BBC-Studios.
Das kleinste Auto der Welt
Der motorisierte Schuhkarton ist gerade einmal 1,35 Meter lang und 99 Zentimeter breit. Das reichte dem einsitzigen und 60 Kilogramm schweren P50, um eine Person hinter dem Lenkrad aufzunehmen. Der 4,2 PS starke Mini-Benziner kann, wenn man denn mutig genug ist, den Winzling auf bis zu 70 km/h beschleunigen. 199 Pfund musste man in den Sechzigern für das Zwergen-Auto löhnen. Heute wären das etwa 1.100 Euro. Wenig Geld im Vergleich zu den Preisen, die heutzutage bei Auktionen erreicht werden. Ein originaler P50 erzielte erst vor Kurzem ein Höchstgebot von knapp 100.000 Euro. Verständlich bei nur 50 gebauten und gerade einmal 27 bis heute erhaltenen Exemplaren.
Sogar als Zweisitzer gebaut
Wer Begleitung auf seinen Einkaufsfahrten wünschte, konnte sich diesen Traum mit dem ebenfalls von Peel produzierten Trident erfüllen. Die zweisitzige fahrende Käseglocke ist etwas größer und 30 Kilogramm schwerer als der P50. Ansonsten kommen beide Mini-Mobile mit der gleichen Technik aus: Ein Motor, drei Räder, drei Vorwärtsgänge und kein Rückwärtsgang. Fertig! Der Trident wurde etwa 80 Mal gebaut und ist heute mit einem Liebhaberpreis von zirka 80.000 Euro nicht ganz so exklusiv wie der einsitzige kleine Bruder. Aber trotzdem, auch neben einem Trident wirkt ein klassischer Mini Cooper noch wie eine Pullmann-Limousine für Staatsbedienstete.
Neuauflage und britischer Humor
Die gute Nachricht ist, die horrenden Liebhaberpreise müssen nicht mehr bezahlt werden. Zwei Londoner Jungunternehmer legen sowohl den P50 als auch den Trident wieder auf und beweisen damit erneut britischen Humor. Die Firmenspitze um Faizal Kahn und Gary Hillmann will so jedem die Chance geben, ein Weltrekord-Fahrzeug-Besitzer zu werden.
Kleine, beziehungsweise große Veränderungen
Die Karosserie bleibt bei der Neuauflage weitgehend unverändert. Lediglich der P50 wuchs um drei Zentimeter in der Länge und um fünf Zentimeter in der Breite. Beide Modelle bekamen ordentliche Lichtanlagen spendiert, moderne Motoren, einen Rückwärtsgang und neue Bremssysteme verpasst. Der Motor ist ein Moped-Motor von Honda mit weiterhin 49 Kubikzentimeter Hubraum, aber nur noch 3,3 PS Leistung. Das soll einen Verbrauch von etwa zwei Liter auf 100 Kilometer ergeben. Der P50 wird sogar als Elektroflitzer angeboten. Etwas mehr als 20 Kilometer Reichweite sind allerdings alles andere als rekordverdächtig.
Kleines Auto, großer Preis
Auch wenn P50 oder Trident klein in ihren äußeren Maßen sind. Der Geldbeutel sollte größer bemessen sein. Ab 14.500 Euro kann man sich ein Mikro-Auto in die Garage stellen – wahlweise natürlich auch in die Hundehütte, die sollte ausreichen. Angesichts der Sammlerpreise für originale Exemplare sind 14.500 Euro aber ein Schnäppchen und das Parkticket kann man sich mit den Peel-Fahrzeugen auch heute noch sparen. So geht es: Das Auto im Supermarkt einfach als Einkaufswagen benutzen oder am Arbeitsplatz direkt neben dem Schreibtisch parken.
(ml)
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