Köln, 25. August 2014
1969 wurde es beschlossen: Charmant und kostengünstig zugleich, so sollte er sein, der Citroën DS-Nachfolger. Am 26. August 1974 wurde dann der sparsamere und weniger prunkvolle CX vorgestellt, das war vor mittlerweile 40 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt war das Modell der oberen Mittelklasse vollgepackt mit allen technischen Möglichkeiten des französischen Autobauers.
Geboren im Windkanal der Siebziger
Die unter der Leitung des Chefdesigners Robert Opron gestaltete Karosserie des Citroën CX orientierte sich nur geringfügig am Vorgängermodell DS. Lediglich die reduzierte Spurweite der Hinterachse und das lange Fließheck erinnerten noch an den “göttlichen” Vorfahren. Der Taufpate und Namensgeber war beim CX nicht mehr von religiöser Natur, sondern schlicht und einfach der Windkanal. CX, das ist der französische Begriff für den cW-Wert, welcher bei dem neuen oberen Mittelklasse-Wagen mit einem Wert von 0,39 für Mitte der Siebziger erstaunlich gut war.
Der Zeit weit voraus
Auch technisch hatte der CX für die damalige Zeit einiges zu bieten. So verfügte er unter andrem über ein quer eingebautes Antriebsaggregat, hydropneumatische Federung, Einzelradaufhängung, Scheibenbremsen an den Vorder- und Hinterrädern und später auch über eine von der Reisegeschwindigkeit abhängige Servolenkung. Kein Wunder, dass der zwar im Design eigenwillige, aber technisch seiner Zeit weit voraus fahrende CX im Jahr 1975 zum “Auto des Jahres” gekürt wurde. Doch der technische Vorsprung hatte seinen Preis: Im gleichen Jahr wurde Citroën von Peugeot übernommen.
Motorenspektrum von Kombi und Limousine
Getrieben vom Erfolg der Limousine brachten die Franzosen 1975 eine Kombi-Variante des CX auf den Markt. Der Break hatte einen um 25 Zentimeter verlängerten Radstand und konnte auf Wunsch mit einer dritten Sitzreihe ausgestattet werden. Beim Antrieb setzte man weiterhin auf die zwei bewährten Motorvarianten: So übernahmen auch im Break vorerst die Benziner mit 2,0 und 2,2 Liter Hubraum und mit 102 respektive 112 PS den Vortrieb. Ein elektrischer Einspritzer war ab 1977 in die Motorenpalette aufgenommen worden, die neue Technik steigerte die Leistung auf 128 PS, verhalf zu einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h und senkte gleichzeitig den Verbrauch. Wahlweise konnte der CX auch mit Dieselmotoren bestellt werden. Der damals noch langsame, aber dafür laute Selbstzünder des DS-Nachfolgers leistete zu Beginn lediglich 66 PS. Als der Motor 1978 überarbeitet wurde, kam er schon auf 75 PS. Das reichte für 156 km/h in der Spitze. Klingt wenig, war 1978 aber genug für den Titel: “Schnellster Pkw mit Dieselmotor”. 1985 waren für den gleichen Titel schon 195 km/h nötig, das schaffte der CX mit einem Turbolader als Anbauteil.
Die Modellpflege im Jahr 1985
Ein Turbo am Dieselmotor blieb nicht die einzige Neuerung zur Modellpflege 1985. Auch wenn der CX leistungsstärker und effizienter wurde, an Glanz und Prestige wurde intensiver gespart. Auf einmal waren die Stoßfänger aus Plastik, die Walzentachos wurden durch standardisierte Rundinstrumente ersetzt und die Linienführung wurde nochmals dezent geglättet. Trotzdem: Knapp 1,2 Millionen verkaufte Mittelklasse-Fahrzeuge (111.049 Exemplare in Deutschland), davon kann Citroën heute nur träumen. Aber heute würden auch deutsche TV-Kommissare wie einst Horst Schimanski keinen Franzosen mehr durch Duisburg fahren und auch Erich Honecker ist schon lange aus seiner französischen Staatskarosse ausgestiegen.
Der Mythos, der nie einer werden wollte
Wir schreiben das Jahr 1991, der CX wurde zwar noch als Kombi-Variante produziert, der Nachfolger XM stand aber bereits zwei Jahre bei den Händlern. So ging die Ära des Windkanal-DS nach 17 Produktionsjahren zu Ende und Roland Barthes (der französische Philosoph war zu diesem Zeitpunkt bereits 10 Jahre verstorben) konnte nicht wie einst über die DS von einem “offenkundig vom Himmel gefallenen” Automobil schreiben und es damit zum “Mythos des Alltags” machen. Das dies nicht geschah, scheint den Sammlern und Liebhabern heute aber nebensächlich zu erscheinen. Nunmehr 23 Jahre nach dem Ende der Produktion werden gut erhaltene CX-Modelle für über 20.000 Euro gehandelt. Ein stolzer Preis für den im Windkanal geborenen Mythos der frühen Ölkrise, kostengünstig und mit Plastikapplikationen produziert, der nie ein Mythos werden wollte, aber trotzdem einer wurde.
(ml)
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