Gaydon (England), 3. September 2014
Bei deutschen Land-Rover-Händlern wird ab dem 28. Februar 2015 ein Neuzugang anzutreffen sein: Der Discovery Sport ist der erste Vertreter einer neuen Discovery-Familie, die künftig um weitere Modelle wachsen soll. Mehr als Grund genug für uns, das neu entwickelte Kompakt-SUV in der Land-Rover-Entwicklungsschmiede in Gaydon unter die Lupe zu nehmen.
Erstaunlich kompakt
Eine Frage drängt sich bei der ersten Sichtung sofort auf: “Der Wagen soll wirklich nur 4,59 Meter lang sein?” Ist er, bestätigt Land-Rover-Designchef Gerry McGovern. Die unglaubliche Besonderheit: Der Neuzugang ist vier Zentimeter kürzer als ein Audi Q5 und sogar sechs Zentimeter kürzer als ein BMW X3. Trotzdem gibt es für den Discovery Sport die Option auf sieben Sitzplätze. Wie das geht und was noch in dem neuen Familienmitglied steckt, wollen wir genau wissen, der künftige Freelander-Ersatz hat unser Interesse geweckt.
Ein genauer Blick in die Fahrzeugarchitektur
Die Architektur des Vorderwagens teilt sich der neue Land Rover mit dem Range Rover Evoque. Ab der B-Säule beginnt dann die neu entwickelte Plattform des Discovery Sport. So wachsen Radstand und Gesamtlänge gegenüber dem Evoque um acht Zentimeter. Die Karosserie besteht dabei aus einem Metallmix. Stahl wurde mit leichtem Aluminium kombiniert und die Querträger des Fahrzeugs bestehen aus Magnesium. Das sorgt für eine leichte Plattform mit gleichzeitig hoher Verwindungssteifigkeit.
Neue Hinterachse
An der Hinterachse debütiert eine neue und kompakte Mehrlenkerachse. Der Neuling ist zudem mit einem großen Federweg, einer Achsverschränkung von 340 Millimeter und mit einer optionale Magnetfederung (“Adaptive Dynamics MagneRide”) ausgestattet. Speziell das mit Metallpartikeln im Dämpferöl arbeitende Federungssystem ist einzigartig in diesem Fahrzeugsegment. Es soll eine blitzschnelle Anpassung der Dämpfer an die Straßenverhältnisse bei einem hohen Fahrkomfort gewährleisten, bekannt sonst eher aus höherpreisigen Fahrzeugklassen. Des Weiteren ist die kompakte Bauweise der neuen Hinterachse der Schlüssel zu den eigentlich unvereinbaren Zielen: sieben Sitze bei nur 4,59 Meter Fahrzeuglänge.
Mit Theaterbestuhlung
Wir nehmen auf der Theaterbestuhlung des Karosserieträgers Platz (Theaterbestuhlung deshalb, weil die hintere Sitzreihe fünf Zentimeter höher liegt als die Vordere) und stellen fest: Der Innenraum wirkt trotz kompakter Fahrzeugabmessungen luftig und nicht beengt. Ein Plus ist auch, dass sich die Sitze im Fond ab der Ausstattungsstufe SE (insgesamt gibt es die Ausstattungen S, SE, HSE und HSE Luxury) individuell verschieben und neigen lassen. Die dritte Sitzreihe fällt zuerst gar nicht auf und wird künftig auch nicht auffallen, bekräftigt McGovern. Sie ist ebenerdig im Kofferraumboden versenkbar. Das Kofferraumvolumen wird, egal ob der Discovery Sport mit oder ohne den Zusatzsitzen bestellt wird, immer die gleiche Größe von 829 bis 981 Liter (je nach Einstellung der Sitze im Fond) haben.
Fit für den Straßeneinsatz
Für die Sicherheit im Straßenverkehr bekommt man einen ganzen Blumenstrauß von Technik-Features gebunden. Neben einem neu entwickelten Fußgänger-Airbag und einem HD-Surround-Kamerasystem gibt es Park-, Fernlicht- und Spurhalteassistenten. Eine Verkehrsschild-Erkennung, ein Kollisionswarner mit kameragestütztem Notbremsassistent und ein Toter-Winkel-Warnsystem sind außerdem an Bord. Volles Programm auch bei der elektronischen Verknüpfung von Fahrer und Auto: Das Smartphone lässt sich mit dem Acht-Zoll-Touchscreen koppeln und verbindet geeignete Smartphone-Apps mit dem Fahrzeug. Die wichtigsten Fahrzeugdaten werden darüber hinaus auf ein Head-up-Display in die Windschutzscheibe projiziert. “Modernste Touchscreen-Technologie und eine intuitive Benutzeroberfläche sichern dem Discovery Sport die Flexibilität und Konnektivität, die Kunden heute erwarten”, kommentiert der Programm-Direktor von Land Rover, Paul Cleaver.
Fit für den Geländeeinsatz
Trotz zahlreicher Komfortfeatures soll der neue Discovery Sport die typische Land-Rover-DNA nicht verlieren, die Geländegängigkeit. Der Neuzugang zeigt sich daher mit einer Bodenfreiheit von 212 Millimeter, einem Böschungswinkel von 25 Grad an der Front und sogar 31 Grad am Heck. Der Rampenwinkel von 21 Grad und eine Steigfähigkeit von 45 Grad sind in diesem Segment ein weiteres positives Statement. Die Wattiefe von 600 Millimeter lässt sich mittels “Wade Sensing” überwachen: Sensoren in den Außenspiegeln messen die Wassertiefe und eine Anzeige auf dem Touchscreen informiert den Piloten über den Stand der Dinge. Zudem kann das Navigationssystem im Gelände die gefahrene Wegstrecke anzeigen, genau diese zurück fahren oder von einem Koordinationspunkt zum anderen navigieren. Generell verfügt der Disco über vier Fahrmodi: “Normal”, “Gras/Schotter/Schnee”, “Schlamm” und “Sand”. Dazu kommen Kontrollsysteme für Wankneigung, Stabilität und Traktion sowie eine Bergabfahrhilfe und eine Motorschleppmomentregelung.
Vier Motoren
Das gesamte Motoren-Potpourri setzt sich – wie im Range Rover Evoque – ausnahmslos aus Vierzylinder-Aggregaten zusammen. Der Turbo-Selbstzünder SD4 markiert mit 190 PS aus 2,2 Liter Hubraum die Leistungsspitze der Dieseltriebwerke. Dazu gesellen sich eine 150-PS-Variante namens TD4 und ein komplett aus Aluminium gefertigter Zweiliter-Benziner mit 240 PS (Si4). Im Laufe des Jahres 2015 wird noch ein weiterer Dieselmotor (ED4) folgen. Er soll die Motorenpalette nach unten hin ergänzen und einen CO2-Ausstoß von lediglich 119 Gramm pro Kilometer haben. Alle Motoren verfügen über eine serienmäßig Start-Stopp-Automatik. Die bereitgestellte Kraft reicht für eine Anhängelast von 2,5 Tonnen.
Zwei Getriebe
Die Leistung wird über ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder einen Neunstufen-Automat weitergeleitet. Die eng gestuften Gänge erlauben eine sehr kurz übersetzte erste Schaltstufe und sollen die Durchzugskraft in den mittleren Stufen verbessern, während der sehr lang übersetzte neunte Gang gleichzeitig für einen niedrigen Geräuschpegel und einen geringen Verbrauch bei schnellen Fahrten sorgen soll. Die Gangwechsel erfolgen automatisch oder über Schaltwippen am Lenkrad.
Drei Antriebsarten
Wie bei der Getriebewahl hat der Kunde bei der Anzahl der angetriebenen Räder Entscheidungsfreiheit: Vorderradantrieb, permanenter Allradantrieb oder die sogenannte “Active Driveline”-Lösung stehen zur Wahl. Letztere wechselt automatisch und selbsttätig zwischen zwei und vier angetriebenen Rädern.
Konkurrenz aus Deutschland?
Der neue Discovery Sport macht allem Anschein nach den Spagat zwischen Premium-SUV und echtem Geländegänger und bietet dabei trotz kompakter Abmessungen viel Platz. Der Sport-Disco kann so einem Audi Q5 oder einem BMW X3 Paroli bieten. 34.400 Euro wird der Einstiegsdiesel TD4 mit 150 PS und 400 Newtonmeter maximalem Drehmoment kosten. Später folgt der noch kleinere Diesel namens ED4. Dann kostet der Neuzugang in der Basis nur noch 31.900 Euro. Solche Leistung zu solch einem Preis kann die deutsche Konkurrenz nicht: Mit mindestens 35.900 Euro ist der Q5 von Audi bepreist. Der BMW X3 legt in der Basis sogar noch einen drauf: 37.200 Euro sind für ihn fällig. Außerdem wird man in den Aufpreislisten von BMW und Audi die dritte Sitzreihe vergeblich suchen.
(ml)
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