Stuttgart, 25. September 2014
Viele werden sich noch an die ersten und unbeholfenen Fahrversuche autonomer Fahrzeuge erinnern: Informatiker und Ingenieure haben gemeinsam irgendwo in der Wüste von Nevada Serienfahrzeuge schwer mit Computer- und Kameratechnik beladen, um dann mehr oder weniger erfolgreich einen abgesicherten Parcours abzufahren. Das ist mittlerweile rund zehn Jahre her. Aus den Science-Fiction-Träumen wird nun langsam aber sicher Realität.
“Revolution auf der Autobahn”
Auch Mercedes arbeitet an autonomen Fahrzeugen. Das voll fahrbare Einzel-Exponat Future Truck 2025 feiert aktuell seine Weltpremiere auf der IAA Nutzfahrzeuge 2014 (25. September bis 2. Oktober) in Hannover. Die “Revolution auf der Autobahn”, so Mercedes, ist ein optischer und technischer Blick in die Zukunft des Güterverkehrs. Die Fähigkeiten des Future Truck 2025 demonstrierte der Prototyp bereits im Sommer 2014 mit Fahrten bei Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h in realistischen Verkehrssituationen auf einem Teilstück der Autobahn A14 bei Marburg.
“Highway Pilot”
Radarsensoren und Kameratechnik ermöglichen dem Robo-Truck autonomes Fahren unabhängig von anderen Fahrzeugen oder Leitstellen. Mercedes hat alle bisher verfügbaren Assistenten zu einem großen Ganzen summiert und nennt den Zusammenschluss in Anlehnung an den Autopiloten in Flugzeugen “Highway Pilot”.
Technik, Technik, Technik
Im unteren Bereich der Frontpartie scannt ein Radarsensor den Fern- und Nahbereich nach vorne. Er erfasst eine Reichweite von 250 Meter in einem Blickwinkel von 18 Grad. Der Nahbereich-Sensor deckt 70 Meter und 130 Grad ab. Die Technik der Radaranlagen ist die gleiche, wie sie in bereits heute erhältlichen Abstandswarnern oder Notbremsassistenten verbaut ist. Den Bereich vor dem Fahrzeug hat außerdem eine Stereokamera im Blick. Sie ist hinter der Windschutzscheibe montiert. Sie identifiziert ein- und mehrspurige Fahrbahnen und sämtliche beweglichen sowie unbeweglichen Objekte. Den seitlichen und den Blick nach hinten übernehmen weitere Radarsensoren. Sie haben eine Reichweite von 60 Meter und decken einen Winkel von 170 Grad ab.
Futuristische Verpackung
Das gesamte Technik-Arsenal aus der Mercedes-Entwicklungsabteilung wurde darüber hinaus futuristisch verpackt. Die Zugmaschine ist aerodynamisch geformt. Bei abgeschaltetem Motor zeigen sich weder die Scheinwerfer noch die Blinker. Nach dem Motorstart erwacht der Future Truck 2025 zum Leben. LEDs scheinen durch den silberfarbenen Lack und machen aus den einheitlichen Flächen Scheinwerfer sowie Blinker. Im manuellen Fahrbetrieb leuchtet die Front übrigens weiß, ist das autonome Fahren aktiviert, wechselt die Farbgebung zu Blau.
Futuristischer Innenraum
Auch der Innenraum hat wenig mit heutigen Führerhäusern der Brummis gemein. Edle Materialien wie Holz und Leder machen mit fließenden Übergängen aus der Fahrgastzelle eine Art Büroraum mit wechselnder Aussicht. Die Rückspiegel wurden durch Bildschirme ersetzt und der Fahrersitz lässt sich während der automatischen Fahrt zur Seite drehen. So könnte der zukünftige LKW-Fahrer gleichzeitig anfallende Schreibtischarbeiten erledigen. Er wird zu einem überwachenden Manager, der über allerlei Bildschirme alle Fahrzeug- und Transportdaten im Blick hat.
Rechtliche Probleme
Während teilautonomes Fahren mithilfe von verschiedenen Assistenzsystemen bereits erlaubt ist, begrenzt der Gesetzgeber derzeit die vollautonome Fahrt noch auf eine Geschwindigkeit von zehn Kilometer pro Stunde. Hier müsste sich etwas ändern, damit der Future Truck 2025 wirklich am öffentlichen Verkehr teilnehmen darf.
Zukunft, aber wann?
Wann aus dem einstigen Brummi-Piloten also ein Fahrzeug-überwachender Transportmanager wird, lässt sich noch nicht genau sagen. Vermutlich deutet Mercedes mit dem Namen des Future Truck 2025 auch ein angepeiltes Jahr für eine Serienreife und die Überwindung gesetzlicher Hürden an. Mindestens bis dahin wird der LKW-Lenker also noch Fahrer genannt werden dürfen.
(ml)
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