Monaco, 8. Dezember 2014
Ziemlich klein und ziemlich teuer: Audi hat den Ort, an dem wir den überarbeiteten A1 testen dürfen, sehr passend ausgesucht. Nicht nur auf das Fürstentum Monaco treffen diese Eigenschaften zu, sondern auch auf Audis Einsteigermodell. Geschadet hat es keinem von beiden: Seit 2010 wurde der A1 gut eine halbe Million Mal unters Volk gebracht, zu den wichtigsten Märkten zählen neben Europa auch China, Japan und Mexiko. Vier von fünf A1-Käufern fahren zum ersten Mal einen Audi. Jetzt gibt es das bei vielen Automarken beliebte Halbzeit-Lifting. Verdient sich der A1 dafür die Note Eins?
Maßarbeit im Fond
Dabei ist die neue Optik keine Überraschung: Bereits im Frühjahr 2014 zeigte der sportliche Audi S1 die scharf geschnittenen Scheinwerfer sowie die geänderte Heckleuchtengrafik, von der ab dem ersten Quartal 2015 auch die A1-Kundschaft profitiert. Hinzu kommen neue Stoßfänger, die den A1 um einige Millimeter verlängern. Zum Tragen kommt das insbesondere bei der fünftürigen Sportback-Version. Hier wurde die B-Säule leicht nach hinten versetzt und das Dach um 80 Millimeter verlängert. Ein gigantisches Raumwunder wird der A1 Sportback dadurch natürlich immer noch nicht, aber es geht im Fond etwas luftiger zu. In meinem Fall bedeutet das, 1,88 Meter Länge durch die recht schmalen hinteren Türöffnungen auf die Rückbank zu verfrachten. Über dem Kopf bleibt jetzt mehr Luft, falls der Vordermann seinen Sitz im normalen Maß verschiebt, fühlen sich auch die Beine hinter der Lehne wohl.
Premiere bei Audi
Ins Heck des Audi A1 Sportback passen zwischen 270 und 920 Liter. Mit zwei Trolleykoffern ist der 3,97 Meter lange Wagen schon fast bis zum Anschlag gefüllt. Doch das ist im Hauptkontrahenten, dem ganz neuen Mini Fünftürer, kaum anders. Hier sind es 278 Liter. Und auch sonst gibt es recht viele Parallelen zwischen beiden Autos: Schmale hintere Einstiege, ziemlich gleiche Abmessungen und ähnlich gestaffelte Motoren. Apropos Motoren: Neben einigen alten Bekannten, die zwischen drei und elf PS mehr bekommen, gibt es im A1 auch eine echte Audi-Premiere. Er ist nämlich das erste Modell der Marke mit einem Dreizylinder-Benziner. Aus einem Liter Hubraum holt das TFSI-Aggregat 95 PS und 160 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1.500 und 3.500 Touren. Und noch etwas Besonderes: Schon diesen Basismotor gibt es optional auch mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, der Aufpreis beträgt wie bei allen A1-Motoren 1.700 Euro. Stolze 57 Prozent der A1-Kunden lassen lieber schalten, eine Zahl, die überrascht.
Leise, aber mit Pausen
Für die erste Testrunde wählen wir dann auch den Einliter mit Automatik. Schon ab 80 km/h ist der höchste Gang drin, was den Verbrauch zumindest offiziell auf 4,4 Liter senken soll. Ab etwa 120 Sachen geht dem Motörchen ein wenig die Puste aus. Ganz klar, wer sich länger auf der Autobahn die Zeit vertreibt, sollte mehr PS oder einen der Diesel nehmen. (Der 2.0 TDI mit 143 PS entfällt übrigens ersatzlos.) Trotzdem gefällt die Laufruhe des Dreier-Ottos: Ab einem gewissen Tempo überlagern die Abrollgeräusche der komfortschmälernden 17-Zöller das Motorengeräusch. Nur unter starker Last und beim Ampelstart knurrt das 88 Kilogramm leichte Aggregat vernehmlich. Erstaunlich ist die Laufruhe auch deshalb, weil Audi keine Ausgleichswelle verbaut. Stattdessen werden die geschmiedeten Pleuel und die Aluminiumkolben besonders austariert. Das wäre auch ein guter Ansatz für die bei Audi “S tronic” genannte Doppelkupplung. In der Stadt stört ihr träges Ansprechen beim Anfahren, hinzu kommt, dass das Start-Stopp-System den Motor ziemlich ruppig zurück ins Leben holt. Trotzdem: 186 km/h Spitze und ein Null-auf-100-Wert von 11,1 Sekunden sind in den meisten Lebenslagen absolut ausreichend.
Weniger ist mehr
Erst nach dem Marktstart soll der A1 1.0 TFSI das Programm ergänzen, er wird laut Audi bei unter 17.000 Euro starten. Zum Vergleich: Der bisherige 1.2 TFSI mit 86 PS kostete mindestens 16.750 Euro. Wer nicht unbedingt eine Automatik will, lebt mit der serienmäßigen Fünfgang-Schaltung gut. Sie agiert knackig mit kurzen Wegen und bietet gute Anschlüsse. Und in noch einer Hinsicht schadet Bescheidenheit nicht: Mit 16-Zöllern rollt der A1 deutlich komfortabler ab. Wer allerdings Streber beim Modediktat ist, kriegt auch 18-Zöller plus unzählige Farbspielereien für innen und außen. Gut eine Million verschiedene Konfigurationen sollen laut Audi machbar sein. Der Mini lässt grüßen!
Neues aus dem Konzern
Genau wie beim britischen Kollegen gibt es im A1 künftig einen Dreizylinder-Diesel. Hier ist die ungerade Zahl keine Premiere, weil schon der ehrwürdige A2 darauf setzte. Dessen entfernter Erbe hört offiziell auf die Bezeichnung A1 1.4 TDI Ultra und soll mit manueller Schaltung auf 3,4 Liter Verbrauch kommen. Völlig neu ist die Maschine mit 1.422 Kubik Hubraum nicht: Auch im Skoda Fabia und dem VW Polo trifft man sie wieder. Zum Test kapern wir den entsprechenden A1 Sportback zu dritt. Für solche Fälle lohnen sich die 850 Euro Aufpreis gegenüber dem Dreitürer, dessen hintere Sitzmöbel nur unter Verrenkungen aufgesucht werden können. Spätestens auf den bergigen Straßenzügen Monacos zeigt sich, dass der Diesel unter solch einer Belastung gut bei Laune gehalten werden muss. Anders formuliert: Dahingleiten im hohen Gang ist nicht.
Premium-Aufschlag
Mit Zweier-Besetzung auf flacher Ebene wird die ganze Chose schon angenehmer. Obwohl auch nur fünf Gänge zum Durchschalten bereitstehen, gleitet der kleine Diesel akustisch zurückhaltend über die Bahn. Des Rätsels Lösung ist die lange Übersetzung. Auf der Autobahn also “Aha”, in der Stadt eher “Naja”. So ähnlich dürfte sich auch so manche Reaktion nach dem Blick in die Preisliste anhören. Zwischen 100 und 950 Euro wird der Audi A1 teurer. Im Fall des 1.4 TDI Ultra mit fünf Türen werden mindestens 20.050 Euro fällig. Wer nochmals 1.500 Euro draufpackt, bekommt den A1 künftig als “Sport” oder “Design”. Zu empfehlen ist Letzteres, inklusive sind hier 16-Zoll-Alus, bequeme Sportsitze und LED-Rückleuchten. Immer an Bord sind eine Klimaanlage und ein Radio. Das war es aber auch schon weitestgehend, denn selbst eine Berganfahrhilfe oder beheizbare Außenspiegel sind aufpreispflichtig.
Strudel im Geldbeutel
Kein Wunder also, dass im Fall des 1.4 TDI Ultra schon mit einigen Nettigkeiten wie Klimaautomatik, Navigation und Sitzheizung die 25.000-Euro-Marke geknackt wird. Sicher, mit dem Technik-Zwilling des A1, dem VW Polo, geht es günstiger. Als 1.4 TDI Comfortline mit fünf Türen startet er bei 18.825 Euro, hat aber 20 Newtonmeter weniger Drehmoment. Ob potenzielle A1-Kunden in Richtung VW schielen? Wohl eher zu Mini, wo der One D Fünftürer mit 95 PS starkem 1,5-Liter-Dreizylinder für 20.300 Euro in der Liste steht. Merke: Klein ist das Auto – nicht der Geldbeutel.
(rh)
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