Land Rover Discovery Sport im Test mit technischen Daten und Preisen zum Marktstart

December 20, 2014

Der neue Land Rover Discovery Sport kommt Ende Februar 2015 zu den Händlern und ersetzt den Freelander

Der optisch eindrucksvolle Discovery Sport ist nur 4,59 Meter lang und damit drei Zentimeter kürzer als der Audi Q5

Unsere Testfahrt fand im verschneiten Island statt, ein ideales Terrain, um die Wintereigenschaften zu checken

Reykjavik (Island), 19. Dezember 2014
Die Winter sollen mild sein in Island. So wie es im Sommer nie richtig warm wird, so wird es im Winter nie richtig kalt. Denkste! Als ich mich von Frankfurt aus auf den viereinhalbstündigen Flug zur Erprobung des neuen Land Rover Discovery Sport auf die Insel mache, die zwischen England und Grönland liegt, höre ich schon die Hiobsbotschaft: Italienische Kollegen, die einen Tag vorher angereist sind, stecken in Schneeverwehungen fest. Und fahren können sie schon deswegen nicht, weil die Sicht wegen des stetig wehenden Schnees direkt vor der Stoßstange endet: Keiner hat eine Ahnung, wo es langgehen könnte.

Test in der nördlichsten Hauptstadt der Welt
Na, das kann ja heiter werden. Und der Wind ist schneidend kalt – ohne Mütze geht da gar nichts. Und ohne rutschfeste Schuhe auch nicht, denn sonst wird man gleich mal über den Parkplatz geweht. Das ist mein erster Eindruck nach Verlassen des Flughafens Keflavik, der ungefähr 50 Fahrminuten nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik liegt, immerhin die nördlichste Hauptstadt der Welt.

Si4 und TD4 unter der Lupe
Wegen des Wetters ändert Land Rover unser Programm. Die erste Route mit dem Discovery Sport führt uns nicht ins Landesinnere, sondern ins sichere Reykjavik, wo für die Journalistengruppe flugs ein anderes Hotel gebucht wurde. Wir fahren den großen Benzinmotor, den Si4-Benziner, der bereits aus dem kleineren Evoque bekannt ist. Doch die 240 PS aus dem Zweiliter-Turbo nutzen nicht viel: Erstens darf man in Island nirgendwo schneller als 90 km/h fahren, zweitens ist es nach 17 Uhr, also bereits stockfinstere Nacht, und die Straßen sind rutschig.

Komfortabel und leise
Immerhin zeigt sich der Nachfolger des Freelander bereits jetzt als äußerst komfortabel und leise. Vor allem überzeugen der gute Geradeauslauf, der nahezu geräuschlose Antrieb und die erstklassigen Sitze. Am Morgen des zweiten Tags in Island beginnt dann unsere ausführliche Testfahrt mit dem “Premium-Kompakt-SUV”, wie Land Rover das Auto nennt. Zurecht, wie sich im Laufe des Tages herausstellen wird. Immerhin werden wir am Abend mehr als sechs Stunden im Auto gesessen und es ausgiebig studiert haben.

Mit Tempo 90 dahin
So richtig interessant wird es ab 10:30 Uhr, nachdem es einigermaßen hell geworden ist und mein Beifahrer und ich die Umgebung bestaunen können. Ein höherer Berg links, eine Gesteinserhebung rechts, dazwischen ein malerischer Fjord und daneben die Hauptstraße. Die fahren wir entlang. Immer hübsch artig mit höchstens 90 km/h, wie vorgeschrieben. Festinstallierte Radaranlagen finden sich allerorten und die Strafen für zu schnelles Fahren, Fahren ohne Licht oder gar unter Alkoholeinfluss sollen hoch sein.

Mit Spikereifen über das Eis
Spannend wird`s, wenn die Straße vereist ist oder vom Schnee verweht, was allerdings kein Anlass ist, das Tempo zu mindern, solange die Sicht gut ist. Der Discovery Sport zieht da vollkommen ungerührt durch. Land Rover hat ihm aber auch Spikereifen aufgezogen, das muss dazu gesagt werden. Erst als die Straßen schmaler werden und zur Eisrutschbahn mutieren, gehen wir auf 70 km/h runter, was aber für die meisten Nebenstraßen ohnehin die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist.

Böiger Seitenwind: Kein Problem
Natürlich wäre es interessant gewesen, auch mal 130 oder sogar 180 km/h zu fahren, alleine um die Fahrgeräusche zu checken. Bei Tempo 90 hört man nämlich nichts außer dem leisen und beständigen Hämmern der Spikes auf dem Asphalt. Und dem Wind, der es aber selbst mit heftigsten Böen nicht schafft, den Discovery Sport aus der Ruhe zu bringen. Mein Beifahrer und ich müssen uns dagegen am Auto festhalten, um nicht bei einem unserer Fotostopps auf der vereisten Straße einfach so weggepustet zu werden.

Kompakte Abmessungen
Land Rover preist den Discovery Sport als äußerst vielseitig bei kompakten Abmessungen an. Und so erstaunt es auch, dass trotz der Länge von nur 4,59 Meter (drei Zentimeter kürzer als der Audi Q5, sechs Zentimeter kürzer als der BMW X3) drei Sitzreihen mit insgesamt sieben Plätzen reingehen. Gut, vorne könnte die Längsverstellung der Sitze etwas weiter nach hinten gehen und die Oberschenkelauflage könnte länger sein, doch das ist Meckern auf hohem Niveau, noch dazu von einem 1,93-Meter-Mann. Ansonsten sind die schön straffen Frontsitze absolut langstreckentauglich, wir haben es jedenfalls bei unserer kleinen Island-Tour hervorragend darauf ausgehalten.

Mit Theaterbestuhlung
Auch die Sitzreihe zwei ist luftig, insbesondere in den höheren Ausstattungsvarianten, wo sie um 16 Zentimeter nach hinten verschiebbar ist, um den Passagieren auf Kosten des Kofferraums geradezu fürstlich Platz zu bieten. Da die zweite Reihe fünf Zentimeter höher steht als die erste, spricht Land Rover hier von einer Theaterbestuhlung. In den Kofferraum passen normalerweise 541 bis 1.698 Liter Gepäck. Die zwei Sitze in der aufpreispflichtigen dritten Reihe sind aus dem Boden aufklappbar und können Kinder und sehr kleine Erwachsene beherbergen. Ich mit meinen 1,93 Meter Länge muss mich ganz schön verrenken, um mich dort hinzubugsieren. Nutzt aber sowieso nichts, weil jetzt meine langen Beine verhindern, dass die zweite Sitzreihe in ihre Normalposition gebracht werden kann.

Perfekter Geradeauslauf
Ich sitze ja ohnehin am liebsten hinterm Steuer. Die elektrische Servolenkung zeigt sich sehr gut abgestimmt. In der Mittellage scheint sie irgendwie wie festgezurrt zu sein, wodurch sich ein geradezu stoischer Geradeauslauf ergibt. Die Instrumente sind sehr übersichtlich, die Bedienung über den zentralen Acht-Zoll-Touchscreen erfordert zwar etwas Eingewöhnung, aber dann geht alles flüssig von der Hand. Einige Einstellungen – wie zum Beispiel das Justieren der Sitzheizung – brauchen hier aber schon zwei bis drei Fingertipps, wo sonst der Druck auf einen Knopf reicht. Und dann wieder drei Fingertipps zurück zur “InControl App” mit der Navigation, doch dazu später mehr.

Hochwertiger Innenraum
Eines muss aber unbedingt gesagt werden: Genauso ansehnlich, wie der Discovery Sport von außen ist, ist er es auch von innen. Land Rover Designchef Gerry McGovern hat einen Lauf: Alle seine Entwürfe der letzten Zeit sind meiner Meinung nach richtig gelungen und in sich stimmig. Und das gilt nicht zuletzt für den hochwertig gemachten Innenraum samt Armaturenbrett.

Duckt sich weg: Mehrlenker-Hinterachse
Dass der neue Land Rover so komfortabel fährt, liegt nicht zuletzt an der neuen Mehrlenker-Hinterachse. Die macht sich auch unter dem Wagenboden so flach, dass die dritte Sitzreihe überhaupt hineinpasst. Den Ingenieuren von Land Rover war das extrem wichtig, schließlich soll die Discovery-Baureihe durch ihre Vielseitigkeit überzeugen (das ist auch der Grund, warum das Auto nicht mehr Freelander heißt, künftig gibt es also die drei Modellreihen Evoque, Discovery und Range Rover. Und natürlich noch das Urgestein Defender, das soeben noch einmal mit einem ESP aufgepäppelt wurde und erst im Jahre 2016 einen modernen Nachfolger bekommen wird).

Unter der Zweihunderter-Marke
Zurück zum Discovery Sport, dessen Name mich am Abschluss des Testtages doch ein wenig verwirrt. Sportlich fährt das Auto nicht wirklich, dafür ist auch der kleinere und straffer abgestimmte Evoque da. Was aber nicht heißt, dass der Discovery Sport nicht ordentlichen Fahrspaß bieten würde. Doch Land Rover stattet ihn nur mit Vierzylinder-Motoren aus und da sind bei einem Leergewicht von 1.744 bis 1.863 Kilogramm keine Wunder zu erwarten. Der 240 PS starke Benziner beschleunigt in 8,2 Sekunden von null auf 100 km/h und bleibt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 199 km/h knapp unter der Zweihunderter-Marke. Ein 245 PS starker BMW X3 xDrive28i rennt immerhin 230 Sachen und erledigt den Hunderter-Sprint in 6,5 Sekunden – und dann gibt es da noch den xDrive35i mit 306 PS aus sechs Zylindern.

Einstiegsdiesel mit 119 g/km CO2
Der Discovery Sport setzt auf andere Qualitäten. Überzeugen konnten der SD4-Dieselmotor mit 190 PS und einem maximalen Drehmoment von 420 Newtonmeter und die stets unmerklich schaltende Neungang-Automatik. Zum Marktstart Ende Februar 2015 gibt es noch den TD4-Diesel mit 150 PS und im Laufe des Jahres 2015 ergänzt ein kleinerer Zweiliter-Diesel mit ebenfalls 150 PS, Sechsgang-Schaltung und Frontantrieb die Angebotspalette. Der Spardiesel mit der Bezeichnung eD4 soll nur 119 g/km CO2 ausstoßen. Land-Rover-Deutschlandchef Peter Modelhart rechnet aber nur mit einem geringen Anteil von maximal zehn Prozent Fronttrieblern bei den Verkäufen: “Wenn schon Land Rover, dann auch mit Allradantrieb”, heißt es bei den meisten Kunden.

Preise ab 32.250 Euro
Die Preise starten bei 32.250 Euro für den eD4. Der hier gefahrene SD4 startet bei 41.000 Euro, während der TD4 34.400 Euro und der Spitzenbenziner Si4 43.350 Euro kosten wird. Bei den Allradmodellen gibt es zwei unterschiedliche Systeme: Die “EfficientDriveline” besteht aus einem permanenten Allradantrieb mit Haldex-Kupplung und dem Terraine-Response-System, die “Active Driveline” (nur für den Benziner und den 190-PS-Diesel) ist ein bedarfsgerecht zugeschalteter Allradantrieb mit zwei Lamellenkupplungen zur Entkoppelung des Antriebsstrangs und ebenfalls dem Terrain-Response-System. Dieses bietet bis zu fünf Fahrprogramme: “Normal”, “Gras/Schotter/Schnee”, “Schlamm” und “Sand” sowie den optionalen “Dynamic”-Modus, der vor allem im Straßenbetrieb Vorteile bringen soll – wir sind auf Island allerdings nur im Modus “Gras/Schotter/Schnee” gefahren. Auf Wunsch kann der Discovery Sport mit der adaptiven Fahrwerkssteuerung “Adaptive Dynamics” samt “MagneRide”-Dämpfern ergänzt werden, gedacht für sportliche Naturen.

600 Millimeter Wattiefe
Die fast schon sagenhafte Wattiefe von 600 Millimeter konnte wegen des Unwetters auf Island leider nicht ausprobiert werden. Durchquerungen sollen dank “Wade Sensing” zum Kinderspiel werden: Sensoren in den Außenspiegeln messen die Wassertiefe, eine Anzeige auf dem Achtzoll-Bildschirm und ein Warnton informieren den Piloten über den aktuellen Stand. Darüber hinaus prognostiziert “Wade Sensing”, bis zu welcher Tiefe eine gefahrlose Durchfahrt möglich ist.

Armada an Assistenzsystemen
In den Discovery Sport hat Land Rover zudem eine wahre Armada an Assistenzsystemen gepackt: darunter ein autonomer Bremsassistent, eine Bergabfahrhilfe, ein Parkassistent, ein Fernlichtassistent, ein Spurhalteassistent, eine Verkehrsschilderkennung, eine Anhängerstabilitätskontrolle, ein Toter-Winkel-Warnsystem mit Annäherungssensor, ein Kollisionswarnsystem bei Rückwärtsfahrten, ein HD-Surround-Kamerasystem, eine Einparkhilfe und mehr. Schön sind auch die vier 12-Volt-Anschlüsse und die sechs USB-Ladebuchsen, die samt großzügigen Ablagen im Auto verteilt sind.

Neuer Fußgänger-Airbag
Eine weitere Besonderheit ist der neue Fußgänger-Airbag. Dieser wird von Druckrohrsensoren ausgelöst, die sich zwischen dem Stoßfänger und seinem Träger befinden. Die Sensoren erkennen dabei den Anprall eines erwachsenen Fußgängers. Sollte dies bei einer Geschwindigkeit zwischen 24 und 48 km/h der Fall sein, entfaltet sich in 60 Millisekunden ein an der Basis der Windschutzscheibe montierter Airbag.

Mit Head-up-Display und InControl App
Im Laufe des Jahres 2015 wird für den Discovery Sport auch ein Head-up-Display zu haben sein. Die Ausstattungsmöglichkeiten sind aber jetzt schon nicht von schlechten Eltern. Interessant ist hier besonders die bereits erwähnte InControl App, die Smartphones mit dem Fahrzeug verbindet und deren Inhalte auf dem Achtzoll-Touchscreen anzeigt und diese auch am Touchscreen bedienen lässt. Ich probierte eine Navigationslösung aus und bis auf einen Absturz, der durch die ansonsten unübliche zentrale Synchronisation aller Testwagen-Smartphones ausgelöst wurde, funktionierte die wunderbar.
(ph)

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