Peugeot 308 GT im Test: Die Zaubertaste macht den Löwen zum Brüller

January 22, 2015

Mit dem 308 GT stößt Peugeot in die 200-PS-Liga vor. Wir haben den Kombi getestet

Äußerlich bleibt das Sportmodell, das es mit einem 205-PS-Benziner und mit 181-PS-Diesel gibt, dezent

Zu den Kennzeichen gehören schwarze Außenspiegel, schwarzer Diffusor und dunkel getönte Scheiben

Lissabon (Portugal), 22. Januar 2015
Geld und Ruhm sind nicht nur Ziele für Romanhelden, sondern auch für die meisten Automarken. Geld verdient man dabei nicht immer mit den faszinierendsten Autos, was man zum Beispiel mit dem Cayenne belegen kann, der bei Porsche Umsatzbringer Nummer eins ist. Für den Ruhm der Marke dagegen sind Autos wie der 918 Spyder wichtig, die sich allerdings nur in homöopathischen Dosen verkaufen. Mit dem neuen 308 GT bringt Peugeot nun ein Fahrzeug für den Ruhm auf den Markt: Mit Leistungen um die 200 PS liegt der Neuling zwar noch nicht wirklich auf 918-Niveau, aber für die Franzosenmarke doch in ungewöhnlichen Höhen. Neugierig geworden, haben wir den am 5. März 2015 startenden 308 GT in der Kombiversion SW getestet.

Starkes Quartett
Den 308 GT gibt es in vier Varianten. Er wird als Schrägheck sowie als Kombi angeboten. Unter die Haube kommt entweder ein 205 PS starker 1,6-Liter-Turbobenziner mit vier Zylindern oder ein 181 PS starker Zweiliter-Diesel. Wenn beides gleich verlockend erscheint, kann man die Modellwahl nach dem Getriebe treffen: Der Turbobenziner wird stets mit einer Sechsgang-Schaltung ausgeliefert, der Diesel ausschließlich mit einer neuen Sechsgang-Automatik.

Fahrspaß auf kurvigen Landstraßen
Der von uns zuerst bewegte Turbobenziner mit Twinscroll-Lader macht im 308 SW eine sehr gute Figur. Die Kombination aus dem kleinen Lenkrad, den viel Halt gebenden Sportsitzen, der knackigen Schaltung und nicht zuletzt dem starken Motor funktioniert. An die unorthodoxe Cockpitgestaltung mit den Instrumenten, die über statt hinter dem Lenkrad erscheinen, hat man sich bald gewöhnt. Und dann macht der 308 SW auf kurvigen Landstraßen sehr viel Spaß, wobei man sehr rasch vergisst, dass man einen Kombi fährt. Aber dessen Mehrgewicht hält sich mit nur 50 Kilo auch sehr im Rahmen. Der Normverbrauch liegt bei 5,8 Liter je 100 Kilometer, unser Bordcomputer zeigte mit 9,0 Liter deutlich mehr an.

Diesel: Nur mit Automatik
Auch der danach gefahrene Diesel liefert mächtigen Vortrieb – 400 Newtonmeter Drehmoment sind bei einem Kompaktwagen eben eine Spaßgarantie. Durch die serienmäßige Sechsgang-Automatik EAT6 fällt der Hauptnachteil des Diesels nicht auf: das enge Drehzahlfenster, in dem das maximale Drehmoment zur Verfügung steht. Der Fun-Faktor des Autos und die dadurch bedingte stürmische Fahrweise waren wohl auch hier schuld am hohen Bordcomputer-Verbrauch: 7,0 Liter wurden angezeigt, bei einem Normverbrauch von 4,2 Liter. Wie der Benziner erfüllt auch der Diesel (dieser dank SCR-Technik) die Euro-6-Abgasnorm und wird mit einer Start-Stopp-Automatik gekoppelt.

Feststehende Schaltwippen
Dass uns der Diesel doch weniger Freude machte als der Benziner, lag am Getriebe. Die neue Box vom Hersteller Aisin schaltet zwar unauffällig und laut Peugeot gleich 40 Prozent schneller als das Vorgänger-Getriebe. Aber für uns gehört das Schalten mit der Hand eben doch zwingend zum positiven Gesamterlebnis in einem sportlichen Auto. Außerdem sind die Schaltwippen an der Lenksäule festgemacht, bewegen sich also nicht mit dem Lenkrad mit, was den Spaß weiter verringert.

Spaßbringer Nummer eins: Die Sport-Taste
Der Motor wird im 308 GT per Start-Taste angeworfen. Wenn man dazu noch Emotionen haben will, drückt man am besten gleich die serienmäßige Sporttaste. Der Haupteffekt ist der verbesserte Sound. Der wird künstlich erzeugt und über die Lautsprecher abgegeben. Was für Puristen zunächst vielleicht pervers klingt, bringt in der Praxis viel zusätzliche Freude. Wir jedenfalls ließen die Taste außer zu Vergleichszwecken immer gedrückt – der Motorsound ist viel kerniger und wirkt dennoch natürlich.

Zähes Lenken im Sportmodus
Allerdings bringt der Sportmodus auch ein paar andere Folgen mit sich, und nicht alle sind ein Plus. Negativ fällt die größere Kraft auf, die für das Drehen des Lenkrads nötig ist. Lenk-Vorlieben sind natürlich sehr individuell, aber wir würden das Steuergefühl im Sportmodus als etwas zäh beschreiben. Weniger ausgeprägt ist die Wirkung auf die Gasannahme. Außerdem färben sich im Sportmodus die Skalen der beiden Rundinstrumente rot und dazwischen werden wahlweise die gerade herrschenden g-Kräfte oder die aktuellen Werte für PS, Newtonmeter und Ladedruck angezeigt – ein nettes Gimmick.

Keine übertriebene Härte
Das Fahrwerk lässt sich beim 308 GT nicht verstellen, was uns aber auch nicht negativ auffiel, weil die Abstimmung gut ist. Der GT liegt vorne sieben Millimeter und hinten zehn Millimeter tiefer als der normale 308. Die strafferen Federn und verstärkten Querstabilisatoren passen hervorragend zu dem Auto. Anders als viele Straßen-Rabauken, die oft mit großen Spoilern und auffälligen Breitreifen sowie martialisch harter Federung daherkommen, zeigt der 308 keine übertriebene Härte. Er liegt eher auf der komfortablen Seite, ohne in Kurven weich zu wirken.

Wischblinker wie bei Audi
Auch optisch bleibt das Modell sehr dezent. Bis auf kleine GT-Logos am Grill, an den Kotflügeln und am Heck kommt unser Bolide sehr, sehr unauffällig daher. Die zweifarbigen Felgen sind allerdings aufwendig gefräst, die Spiegelkappen und der Diffusor hinten glänzend schwarz lackiert und vorne gibt es “Blinker mit dynamisierter Anzeige”: Die LED-Elemente, aus denen sie bestehen, werden nacheinander aktiviert, sodass sich ein Wischeffekt nach außen ergibt. Außer bei Audi gibt es noch kaum Autos mit dieser Technik. Apropos: Alle anderen Lichter funktionieren ebenfalls mit LED-Technik, sogar die Scheinwerfer. Auch hier zeigt Peugeot, dass man es ernst meint mit der vielbeschworenen Höherpositionierung der Marke.

Kein Geizen mit Kombi-Qualitäten
Bei aller Sportlichkeit kommen im 308 SW GT auch die Kombi-Qualitäten nicht zu kurz. 610 bis 1.660 Liter Gepäck sind ziemlich genauso viel, wie in einen Golf Variant hineinpasst, und deutlich mehr, als etwa der Ford Focus Turnier oder der Opel Astra schafft. Dabei ist das Ladeabteil dank niedriger Ladekante und einem planen Boden nach dem Sitz-Umklappen auch gut nutzbar. Der Platz im Fond ist durch geschickt gestaltete Vordersitze selbst für Erwachsene ausreichend. Nach oben hin bleibt auch dann genug Platz, wenn man das optionale Glaspanoramadach ordert.

Teurer als GTI und Octavia RS
Die Preise für den 308 GT mit dem 205 PS starken Turbobenziner beginnen bei 29.950 Euro. Das ist viel, denn den 15 PS stärkeren Golf GTI gibt es bereits ab 28.675 Euro. Das dürfte für einen schweren Stand des 308 GT sorgen. Den gefahrenen Kombi mit Turbobenziner gibt es für 31.100 Euro. Als Vergleich bietet sich hier der Skoda Octavia Combi RS an, der den gleichen 220-PS-Motor wie der GTI besitzt. Auch der Skoda ist mit 30.790 Euro etwas günstiger als der Peugeot. Die 181 PS starke Dieselversion lässt sich ebenfalls mit dem Skoda-Modell vergleichen, das es auch mit einem 184-PS-Diesel gibt. Bei Peugeot zahlt man 33.150 Euro, Skoda verlangt für den Kombi mit DSG-Getriebe 33.090 Euro.

Hervorragende Ausstattung
Bei den genannten Preisvergleichen sollte man allerdings die hervorragende Ausstattung des 308 GT bedenken. Dazu gehören zum Beispiel auch Parkpiepser vorne und hinten, eine elektrische Parkbremse, ein Navigationssystem, die LED-Scheinwerfer, ein Keyless-System, 18-Zoll-Aluräder, Alcantara-Sitze mit roten Ziernähten und eine Klimaautomatik. Nebelscheinwerfer gibt es für den 308 GT nicht, sie wurden der sportlicheren Optik geopfert.
(sl)

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