Der neue Kia Sorento im Test mit technischen Daten und Preis

January 27, 2015

Komplett erneuert bringt Kia den Sorento auf den Markt

Das SUV hat um knapp zehn Zentimeter auf jetzt 4,78 Meter zugelegt

Die Form der C-Säule soll an die bisherigen Sorento-Modelle erinnern, schränkt aber die Sicht ein

Barcelona (Spanien), 23. Januar 2015
Rund eine Million Millionäre gibt es in Deutschland. Und einen, der beim Kia-Händler steht. Die Rede ist vom Sorento: Gut zwei Millionen Exemplare des großen SUVs wurden seit 2002 verkauft, besonders viele in den USA. Ab März 2015 schickt sich die dritte Generation an, diese hierzulande bislang unauffällig gebliebene Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Ob das gelingen kann, klärt unser Test.

Optik mit Biss
Sagte ich gerade unauffällig? Das sehen die Kia-Designer unter ihrem Chef Peter Schreyer natürlich ganz anders: Eine Art “Straßenwolf” sei der neue Sorento. Zumindest von vorne könnte er aber auch eine Katze sein, denn die Scheinwerfer und der große verchromte Grill wären bei Jaguar gut aufgehoben. In Richtung Heck geht die Eleganz indes zusehends flöten, von hinten ähnelt der Kia dem Jeep Grand Cherokee. Die schicke Hülle kaschiert gut, dass der Sorento-Wolf ordentlich zugelegt hat. Die Länge wuchs um 9,5 Zentimeter auf jetzt 4,78 Meter, der Radstand misst nun 2,78 Meter. Damit liegt der Sorento auf VW-Touareg-Niveau, auch wenn Kia mehr die Wettbewerber vom Schlage eines BMW X3 im Visier hat.

Raum-Fähre
Einen Vorteil hat die Moppeligkeit des Sorento (er wiegt leer um die zwei Tonnen): Innen gibt es mehr als genug Platz. In der zweiten Reihe leidet niemand Not. Praktisch ist die Längsverstellung der Fondsitze, zudem sind die Lehnen in der Neigung verstellbar. Sofern die optionale dritte Sitzreihe für 900 Euro geordert wurde, macht das besonders Sinn, um die aus dem Ladeboden herausklappbare Möblierung zu entern. Unkompliziert ist das für Erwachsene aber nicht, denen man den dortigen Aufenthalt auch nur kurz zumuten sollte. Also lieber das Geld sparen und sich an der üppigen Ladefläche erfreuen, die nach dem Zug an Hebeln im Kofferraum entsteht. Bis zu 1.732 Liter Gepäck passen in den Sorento hinein. Auch hier der Vergleich zum VW Touareg: Dort sind es nur 1.642 Liter, eine dritte Sitzreihe bieten die Wolfsburger erst gar nicht an.

Pfiff im Schiff
Als gelungen kann das Cockpit bezeichnet werden: Hier ist das Ambiente gegenüber dem alten Sorento deutlich hochwertiger geworden. Alle wichtigen Bedienelemente hat Kia übersichtlich angeordnet. Zu kritisieren sind nur der ziemlich glatte Lenkradkranz und der zu steil stehende Bildschirm in der Mittelkonsole. Für eine bessere Sicht des Fahrers sollte er mehr geneigt sein. Ansonsten stimmt die Materialauswahl. Premiumverwöhnte Kunden werden etwas mehr Leder und Chrom vermissen, im Gegenzug sind aber bei Kia schon viele Extras inklusive. Apropos inklusive: Der neue Sorento wird in Deutschland nur noch mit einem 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel angeboten. Ihn gibt es zwar auch mit Frontantrieb und manueller Schaltung, doch der Wolfsanteil, Entschuldigung, Löwenanteil wird auf die Kombination mit Allrad und Automatik entfallen.

Alles ganz entspannt
Schalten lassen ist auch mein erster Gedanke, schließlich macht das bei solch einem Dickschiff durchaus Sinn. Laufruhig legt der 200 PS starke Selbstzünder los und zieht den Sorento mühelos auf Tempo 100. Die Art der Kraftentfaltung erinnert dabei mehr an einen Bären denn an einen Wolf. Lässig bedient sich die Sechsgang-Automatik aus dem Honigtopf mit üppigen 441 Newtonmeter Drehmoment. Schon bald wird mir klar, warum der Sorento besonders in den USA (dort aber mit V6-Benziner) so gut ankommt: Gepflegtes Cruisen ist angesagt, den harten Drehmoment-Tritt in den Hintern sucht man vergebens.

No Sports!
Allerdings liegt genau hier die Stärke des neuen Kia Sorento, zumal er nicht zur watteweichen Schaukel verkommt. Im Gegenteil: Die Mischung aus Straßenlage und Federungskomfort ist gut austariert. Lediglich die Lenkung könnte noch einen Schuss präziser agieren, denn der schwere Sorento muss gelegentlich mit Nachdruck um die Kurven gezwungen werden. Zwar gibt es bei der Automatik-Version einen Schalter für Eco- und Sport-Fahrmodi, doch beide sind eher überflüssig. Bei “Sport” wird die Lenkunterstützung reduziert, was zur Folge hat, dass speziell auf sehr kurvigen Straßen schnell die Arme schmerzen. Ganz ehrlich: Wer Sportlichkeit in einem SUV sucht, kann genauso gut als Vegetarier zum Metzger gehen.

Austria Vier
Noch ein Wort zum Allradantrieb des Sorento: Das so genannte Dynamax-System von Magna-Steyr arbeitet mit Torque Vectoring und leitet das Drehmoment gezielt an die Räder mit Bodenhaftung. Für extrem rutschigen Untergrund gibt es eine “Lock”-Funktion, die bis zu 30 km/h das Drehmoment stets im Verhältnis 50:50 auf beide Achsen verteilt. Das sollte für den nächsten Skiurlaub reichen. Hinzu kommen eine Bodenfreiheit von 18,5 Zentimeter und eine maximale Anhängelast von zwei Tonnen.

Koreanische Wundertüte
Traditionell punkten die Modelle von Kia beim Preis, auch der neue Sorento fügt sich nahtlos ein. Los geht es bei 34.990 Euro für den frontgetriebenen Handschalter, 6.000 Euro mehr müssen für Allrad plus Automatik überwiesen werden. Dafür erhält der Kunde die bereits reichhaltige Vision-Ausstattung, mein Tipp ist aber der “Spirit” für 45.990 Euro. Hier ist praktisch alles inklusive: Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 18-Zoll-Alus, ein Sieben-Zoll-Touchscreen mit Navigation, eine Sitzheizung vorne und hinten, eine Verkehrszeichenerkennung (Premiere bei Kia!), eine Rückfahrkamera, Xenon-Scheinwerfer, Teilledersitze und die elektrisch öffnende Heckklappe. Nur für den “Spirit” ist außerdem ein 2.500 Euro teures Paket lieferbar, was diverse Assistenzsysteme und Luxus-Extras beinhaltet. Auszug gefällig: Acht-Zoll-Touchscreen, zehnfach elektrisch verstellbarer Fahrersitz, Spurwechsel-Assi, Querverkehrwarner beim Ausparken und belüftete Sitze vorne. Einziger Wermutstropfen: Den Abstandsregeltempomat mit Bremsfunktion in den Stand gibt einzig und allein für die teuerste Sorento-Ausstattung namens “Platinum Edition”, die mit 51.190 Euro in der Liste steht.

Durchaus ein Schnäppchen
Taschenrechner gezückt und addiert: Für 48.490 Euro steht der Sorento-Wolf kräftig und vollgefuttert vor der Haustür. Bei VW lässt man für eine Summe dieser Größenordnung den Käfig noch fest verschlossen: Ein VW Touareg V6 TDI mit 204 PS und Achtgang-Automatik fängt mit 52.125 Euro preislich dort an, wo der Sorento schon aufhört.
(rh)

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