Volvo S60 D4 R-Design im Dauertest: Fahrbericht mit technische Daten und Preis

January 31, 2015

Volvo S60 D4: Der Schwede mit neuem Zweiliter-Diesel war für drei Monate in unserem Testfuhrpark

Das Auto ist aufgefallen: Nicht nur durch seinen Rebel-blue-Lack, sondern auch durch spezielle Anbauteile des optionalen R-Designs

Das Auto hat allerdings auch einen stolzen Preis: Der Testwagen kostet fast 55.000 Euro

München, 29. Januar 2015
Volvo ist mächtig im Aufwind. Und dabei wollte daran vor ein paar Jahren niemand so recht glauben. Als das Unternehmen im Jahr 2010 von Ford an den chinesischen Auto- und Motorradhersteller Geely verkauft wurde, liefen den Fans bittere Tränen über die Wangen. “Ausgerechnet die Chinesen! Das ist der Untergang von Volvo!”, stöhnten sie. Doch weit gefehlt: Seit längerem ist das Firmenkonto fett im Plus. Ein viel schickeres Design und neue, sparsamere Downsizing-Motoren bringen den Hersteller auf einen stabilen Kurs. Das Rezept heißt: Weg mit den Fünf- und Sechszylindern, her mit dem Motoren-Baukasten. In dem gibt es einen Vierzylinder-Block mit zwei Liter Hubraum und Standard-Komponenten wie Lichtmaschine, Ölwanne und Kurbelwelle. Aus diesen Teilen werden Dieselmotoren, Ottoantriebe und Hybrid-Systeme gebaut, die Leistung wird je nach angestrebter PS-Zahl von einem oder zwei Turboladern erpresst. Als Getriebe sind eine Sechsgang-Handbox und ein Achtgang-Automat zu haben.

181-PS-Diesel und Achtgang-Automat

Das klingt nach viel Vernunft, wenig Spaß und überhaupt nicht mehr nach dem Fünfzylinder-Grummeln, dass Fans an Volvo so lieben. Wir wollten wissen, wie sich der neue Vierzylinder im Alltag schlägt und diese Frage mit dem 181 PS starken Diesel, gekoppelt an die Achtgang-Automatik, im S60 D4 klären. Damit der Testwagen ein bisschen rassiger wird, haben wir das R-Design-Paket mit Sportfahrwerk und noch mehr feinen Besonderheiten (zu denen wir im Einzelnen noch kommen werden) sowie der mittleren Ausstattungslinie Momentum bestellt. Obendrauf kommen noch ein Multimediasystem mit Navigation und Bluetooth-Anbindung fürs Handy, ein Assistenzpaket mit Abstandstempomat und anderen nützlichen Helfern, sowie elektrisch einstellbare Vordersitze. Um es kurz zu machen: Das Auto ist bestens ausgestattet, allerdings in der Summe auch 55.000 Euro teuer. Ob sich das lohnt?

Bequeme Sportsitze

Unser blauer Begleiter – die Farbe heißt übrigens “Rebel blue” und ist auf jeder Straße DER Blickfang – kommt dank R-Paket vorn standesgemäß mit Sportsitzen, die mit Leder und Alcantara bezogen sind. Das Gestühl ist bequem gepolstert, gibt aber dennoch straffen Halt. Bei den Redaktionskollegen ist der Schwede deswegen sehr gefragt – die Sitze spielen ihre rückenschonenden Trümpfe auf langen Strecken aus.

Anzeigen-Farbe einstellbar

Das Lenkrad ist ebenfalls eine R-Sportausführung mit schicken Alu-Speichen und griffigen Mulden auf drei und neun Uhr. Dahinter sitzt ein mittiges Rundinstrument mit weiteren seitlichen Anzeigen. Es stellt, je nach Einstellung (Eco, Elegance oder Performance), den Tacho oder den Drehzahlmesser dar. Beim Umschalten ändern sich die Farben der Beleuchtung – im Performance-Modus strahlt es aufregend rot, im Elegance-Modus gibt’s ein leuchtendes Blau und der Eco-Modus wird grün schimmernd symbolisiert. Das ist eine nette Spielerei – und ausschließlich was fürs Auge. Beim Bedienkonzept sammelt der sonst ergonomisch eingeräumte Schwede ein paar Minuspunkte. So sind die Tasten in der Mittelkonsole recht klein geraten und einige auch ziemlich weit unten. Dadurch muss man den Blick kurz von der Straße nehmen, um die Klimaanlage zu regulieren oder die Lenkradheizung einzuschalten.

Straffes Sportfahrwerk

Das R-Sportfahrwerk bringt die Karosserie 15 Millimeter näher an den Asphalt. Und spaltet die Gemüter. Wer gerne durch Kurven jagt, lobt die stabile, wankarme Straßenlage. Aber wer oft über Land cruist, kritisiert die straffe Dämpfung, da Querrillen spürbar nach innen gemeldet werden. Die Lenkkraft kann in drei Stufen eingestellt werden. Für Spaß auf der Serpentinenstrecke empfehlen wir die härteste Variante, dann reagiert das Auto recht direkt auf Lenkradbewegungen. In den anderen beiden Einstellungen könnte mehr Feedback von der Straße kommen.

Laufruhiger, starker Diesel

Der laufruhige Diesel ist eine feine Sache: Die Maschine tritt druckvoll an, zieht kräftig aus dem Tourenkeller hoch und hat für Zwischenspurts jede Menge Drehmoment in petto. 7,4 Sekunden auf Hundert und 230 km/h Spitze sind respektable Werte. Der Vierzylinder ist leise und klingt nur wenig nach einem Selbstzünder. Und das nicht nur außen, sondern auch innen. Klar, der alte Fünfzylinder hatte einen schönen sonoren Klang. Vermissen kann man den schon, aber letztendlich setzt sich bei Volvo der Fortschritt durch. Wir können den D4 empfehlen, auch wenn das Auto im Alltag nicht ganz so sparsam ist, wie von Volvo angegeben – 4,2 Liter auf 100 Kilometer –, aber mit unseren 6,4 Liter im Durchschnitt sind wir zufrieden. Eine gute Wahl ist der 2.250 Euro teure Achtgang-Automat: Dass er arbeitet, ist bei normaler Fahrt nur am Zucken der Tourenzählernadel zu sehen. Und selbst bei Vollgas fühlen sich die Gangwechsel bloß wie nettes Rückenklopfen an. Gegen 190 Euro zusätzlich gibt’s Wippen fürs Handschalten am Lenkrad, aber die braucht man gar nicht unbedingt.

Stauraum ist ausreichend vorhanden

Im Fond des Schweden ist genügend Raum, nur große Menschen beklagen etwas wenig Kopffreiheit. Der Kofferraum fasst 380 Liter und bietet für den Alltag ausreichend Platz. Dass die Laderaumöffnung auf den ersten Blick etwas eng geschnitten scheint, stört nicht weiter. Für die Familien-Wochenend-Einkäufe empfiehlt es sich, die Rücklehnen mit zwei Handgriffen zu entriegeln und somit den kompletten Fond zum Verstauen von Kisten und Kästen zu nutzen. Wir haben es öfter so praktiziert und waren jedes Mal erstaunt, wie viel wir doch in das Mittelklasseauto packen konnten.

Fast 55.000 Euro

Der Testwagen-Preis von den eingangs erwähnten 55.000 Euro ist schon ein stolzer Wert, schließlich kostet der billigste S60 D4 nur 33.750 Euro. Könnte man bei der Konfiguration etwas weglassen? Ja. Möglicherweise die elektrische Frontsitz-Verstellung für 1.600 Euro. Aber dann wird es schwierig. Das R-Design-Paket kostet 2.500 Euro, macht aber den Schweden optisch und technisch zum heißen Eisen. Sinnvoll ist auch das 2.150 Euro teure Fahrassistenzpaket mit Abstandstempomat, Notbrems- und Spurhalte-Assistent. Die Achtgang-Automatik? Bloß nicht streichen! Diese sanften Gangwechsel sind einfach Pflicht.
(hd)

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