Lissabon, 18. März 2015
BMW hat sein Einstiegsmodell, den Einser, nach drei Jahren Laufzeit gründlich überarbeitet. Eine erkennbar geänderte Optik, der Einsatz einer neuen Motorenfamilie, die Aufwertung des Innenraums und neue Konnektivitätsdienste machen den Einser jetzt endlich richtig erwachsen.
Designanleihen beim Dreier
Was hat sich an der Optik geändert? Vorne die Scheinwerfer, die Niere und die unteren Lufteinlässe. Die Scheinwerfer sind jetzt flacher und näher an der vergrößerten Niere. Die Doppelrundscheinwerfer verfügen nun serienmäßig über ein LED-Tagfahrlicht. Und als Sonderausstattung kann man erstmals Voll-LED-Scheinwerfer für das Abblend- und Fernlicht wählen, die es auch in einer adaptiven Version für eine bessere Ausleuchtung von Kurven gibt. Mit all diesen Maßnahmen nähert sich der Einser dem schicken BMW Dreier an.
Heckleuchten in L-Form
Am Heck würde ich die Leuchten bisher als zu mickerig und denen des VW Polo zu ähnlich bezeichnen. Jetzt habe ich keinen Anlass mehr zur Kritik, denn es gibt zweiteilige Leuchten in BMW-typischer L-Form, die dem des Dreier nicht unähnlich sind und mit denen die Rückansicht deutlich gewinnt.
Jetzt immer mit iDrive
Auch der Innenraum hat gewonnen – unter anderem durch eine verbesserte Serienausstattung (die sich allerdings auch im Preis niederschlägt). So haben nun alle Modelle das Radio “Professional”, und die Bedienung erfolgt mit dem iDrive-Regler. Dazu gibt es immer ein mindestens 6,5 Zoll großes Display, das wie bisher schon mittig aus der Armaturentafel herausragt. Wird das teuerste Navigationssystem (“Professional”) dazu gekauft, so sind der iDrive-Controller und das Display größer. Der Controller hat dann eine Oberfläche, über die man Schriftzeichen – etwa zur Eingabe eines Navigationsziels – “malen” kann und der Bildschirm misst in der Diagonalen 8,8 Zoll. Das alles lässt sich auf Anhieb intuitiv nutzen, das Navi ist präzise und schnell.
Verbesserte Serienausstattung
Viele interessante Features sind nun serienmäßig an Bord: Eine Zentralverrieglung mit Funkfernbedienung, ein Startknopf, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel, eine Klimaautomatik, ein in Höhe und Längsrichtung verstellbares Lenkrad, ein Regensensor mit automatischer Fahrlichtsteuerung, das erwähnte Radio “Profesional” mit CD-Laufwerk, sechs Lautsprecher und ein Aux-in-Anschluss.
Zwei Varianten
Den Einser gibt es wie bisher als Drei- und als Fünftürer. Der Dreitürer ist als Viersitzer ausgelegt, ohne Aufpreis kann man aber auch die dreisitzige Fondrückbank des Fünftürers bekommen. Die Sitzlehnen hinten sind immer im Verhältnis 40 zu 20 zu 40 umlegbar. So lässt sich das Gepäckraumvolumen in mehreren Stufen von 360 bis auf 1.200 Liter erweitern.
Platz für vier
Platz ist ausreichend vorhanden, insbesondere vorne. Die Sportsitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage, verstellbaren Seitenwangen und Lordosenstütze sind für die große Tour mehr als geeignet. Hinten können zwei Leute ganz gut unterkommen, wenn die vorderen nicht zu groß sind oder sich einschränken. Für drei Leute wird es hinten zu eng. Der gut nutzbare Kofferraum ist gerade noch groß genug.
3 (in Worten: drei) Zylinder
Und ja, es brechen neue Zeiten an: Erstmals gibt es im Einser Dreizylindermotoren. Den Einstieg bildet der 1,5-Liter-Ottomotor im 116i. Er erzeugt 109 PS und ein maximales Drehmoment von 180 Newtonmeter. Ab dem 118i und 120 handelt es sich dann um einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 136 beziehungsweise 177 PS. Mit zwei Liter Hubraum bringt es der Top-Vierzylinder-Benziner auf 218 PS. Damit erreicht er die Marke von 100 km/h aus dem Stand in 6,4 Sekunden. Dann gibt es noch den M135i, doch dazu gleich mehr.
Diesel: Auch mit Dreien
Erst noch ein Wort zu den Dieseln: Hier ziehen ebenfalls Dreizylinder in den Raum unter der Motorhaube ein. Sie bauen auf einer neuen Turboladertechnik auf und haben neue Magnetventile, die einen Einspritzdruck von bis zu 2.500 bar erzeugen. Auch hier ist der Einstiegsdreizylinder 1,5 Liter groß. Er bringt 116 PS und ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmeter und soll nur 4,1 bis 3,7 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. In der speziellen “Efficient Dynamics”-Variante wird der Verbrauch unter anderem durch eine schaltbare Kühlmittelpumpe und eine spezifische Brennraumdruckregelung nochmal um 0,3 Liter gedrückt.
Drei Zweiliter-Diesel
Die Vierzylinder-Diesel sind ebenfalls überarbeitet, die Zweiliter-Motoren gibt es in drei Leistungsstufen: Im 118d mit 150 PS und 320 Newtonmeter, im 120d mit 190 PS und 400 Newtonmeter sowie im sportlichen 125d mit 224 PS und 450 Newtonmeter. Mit der serienmäßigen Achtgang-Automatik sprintet der 125d in pfeilschnellen 6,3 Sekunden von null auf 100 km/h.
So fährt der M135i
Ich fuhr den 120d xDrive, also als Allradmodell, mit Automatik, und den Topsportler M135i. Und mit dem fangen wir jetzt auch an: Der auf 326 PS erstarkte Wagen (plus sechs PS) steht als Dreitürer mit 41.900 Euro in der Preisliste. Ich bekam von BMW bei der ersten Testmöglichkeit auf leeren und kurvenreichen Straßen im Hinterland von Lissabon den Schalter.
Neues Schaltwerk mit verkürzten Wegen
Oh je, dachte ich mir. Ich hatte noch das lappige Sechsgang-Getriebe aus dem neuen Mini-Fünftürer in Erinnerung, den wir letzthin als Testwagen in der Redaktion hatten. Doch das Schaltwerk im M-Einser spielt in einer anderen Liga: Das Zusammenspiel von Kupplung und Schaltung geht ab der ersten Sekunde so leicht von der Hand, dass man meint, der 135i sei einem schon in der Wiege zur Seite gelegt worden. Die Schaltwege sind verkürzt worden und ich konstatiere: Die Schaltung ist pfurztrocken schnell. So soll es sein und so macht es auch eingefleischten Automatikfahrern Spaß.
Sechs Zylinder im Untergrund
Der Motorsound ist sportlich sonor. Man hört allerdings nicht unbedingt, dass hier sechs Zylinder grummeln. Der Klang ist trotzdem schön, und bleibt dezent im Hintergrund, es sei denn, man stellt den Fahrmodus auf “Sport” und dreht die Gänge so richtig aus. Dann tönt das Sportbiest metallisch aus dem 135i heraus.
Power ohne Ende
Und man muss sich mal überlegen: 326 PS, das hatten vor noch nicht allzu langer Zeit nicht mal 911er unter der Haube. Und die von damals hängt man mit diesem BMW von heute locker ab. So wie man den in die Kurven hinein prügeln kann und auch wieder heraus – einfach genial. Und wir sprechen hier noch nicht einmal von der xDrive-Version, die es für 4.000 Euro mehr gibt.
Feine Bremsen
Was man dann noch braucht, um möglichst sicher um die Ecken zu kommen, verrichtet im Hintergrund unauffällig einen superharten Dienst: Ich meine die Bremsen, die fein und trotzdem schnell ansprechen und immer da sind, wenn sie gebraucht werden.
Gutmütiges Fahrwerk
Wenn man es mal übertreibt, versetzt der M135i nur kurz über alle Viere ein paar Zentimeter nach außen, fängt sich wieder und ist bereit für neue Schandtaten. Dabei zirkelt man ihn zielgenau durch engste Kehren,. Was aber eigentlich egal ist, denn der Anzug ist immer großartig, egal, ob man im zweiten oder dritten Gang aus der Kurve heraus beschleunigt.
Ein echter Sportwagen
Was soll ich sagen? Der BMW 135i ist ein echter, guter, gar nicht so kleiner Sportwagen. Einer, den man jeden Tag fahren kann, weil er einen (in der Komfort-Stellung des “Fahrerlebnisschalters”) nicht mit übertriebener Härte oder unmotivierter Bodenwellen-Hoppelei nervt. Einer, der auch leise sein kann. Auf der anderen Seite aber auch richtig schnell und aufbrausend, wenn einem gerade der Sinn danach steht und die Straße frei ist.
120d xDrive
In den 120d xDrive bin ich nach anderthalbstündiger Fahrt mit dem M135i gestiegen, um die Testfahrt von der Atlantikküste zurück nach Lissabon zu Ende zu bringen. Ich fragte mich, ob das gut gehen kann? Mit 136 PS weniger, mit Automatik und mit einem schweren Allradantrieb. Das kann doch eigentlich nur mit einer Enttäuschung enden.
400 Newtonmeter schieben
Tat es aber nicht. Man fragt sich recht schnell, wofür man 326 PS eigentlich braucht, wenn einen 400 dieselnde Newtonmeter ab 1.750 Touren eminent voranschieben (obwohl es beim M135i beachtliche 450 Newtonmeter ab 1.300 Umdrehungen sind – wer hat hier eigentlich den dieseligerigen Charakter). Zugegeben, der Vierzylinderdiesel läuft nicht so kultiviert wie der Reihensechszylinder im 135i. Aber das hört man schon nicht mehr, wenn man das Radio anstellt. Und dann immer wieder der Druck beim Gas geben. Die pure Freude, man weiß schließlich, dass man einen sparsamen Zweliter-Diesel fährt.
Prima: Die Achtgang-Automatik
Außerdem hilft beim 120d die überarbeitete Achtgang-Automatik, weil sie superschnell schaltet, fast immer den richtigen Gang parat hat und mehrere Gänge auf einmal zurückschalten kann. Und der Allradantrieb des 120d xDrive, der mit seinem Extra-Grip dazu verhilft, richtig schnell aus der Kurve herauszukommen. Die Automatik schaut jetzt übrigens voraus, sofern das große Navi eingebaut ist. Sie weiß dann zum Beispiel, dass zwei Kurven aufeinander folgen und schaltet nicht unnötig hin- und her.
Fahrwerk verbessert
Nicht nur die Connectivity-Jungs von BMW haben ihren Job gemacht, auch die Fahrwerksleute können sich ein Lob abholen: Sie haben die Spreizung des Fahrerlebnisschalters erweitert, indem sie den Komfortmodus noch eine Spur komfortabler hinbekommen haben.
Every-Day-Tourer
Insgesamt gelungen also, dieses Auto, das es so vorher nicht gab (die Kombination aus Zweiliter-Diesel, Automatik und Allrad ist neu). Schnell, sicher, sparsam (ich hatte bei Landstraßenkurvenhatz und gemäßigtem Autobahntempo in Portugal laut Bordcomputer einen Verbrauch von 7,4 Liter pro 100 Kilometer, der sich im Alltag auf unter sieben Liter drücken lassen dürfte). Und so erweist sich der 120d xDrive als komfortabler Every-Day-Tourer. Der Preis: ab 34.950 als Fünftürer
(ph)
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