Paris, 6. Februar 2015
Mit 4,24 Meter Länge würde er heute in die Golf-Klasse eingestuft, aber 1965 zählte er zur Mittelklasse: der Renault 16. Vor 50 Jahren kam die Franzosen-Ikone auf den Markt. Der Hersteller feiert den Geburtstag beim Salon Retromobile (4. bis 8. Februar 2015), einer Auto-Klassikmesse in Paris. Am Stand von Renault Classic sind dort sieben R 16 zu sehen, aber auch zwei Vorkriegs-Modelle sowie zwei Concept Cars. So will man die Geschichte der Renault-Familienautos in ihren Grundzügen nachzeichnen.
Crossover zwischen Kombi und Limousine
Lange vor VW Golf und Passat war der R 16 der erste Mittelklassewagen mit Schrägheck. Als Familienfahrzeug kam das Auto 1965 – also mitten im Baby-Boom – gerade recht. Messepremiere war auf dem Genfer Autosalon. Mit der großen Heckklappe und nicht weniger als sechs Seitenfenstern übertrug er den kastigen Bauplan des bereits 1961 gestarteten R 4 auf die Mittelklasse. Designer war Gaston Juchet, dem der damalige Renault-Chef Pierre Dreyfus sagte: “Autos müssen nicht mehr nur aus vier Sitzen und einem Kofferraum bestehen. Man muss sie als Raum ansehen.” Das Resultat des Entwicklungsprozesses sollte ein modernes Familienauto mit der Funktionalität eines Kombis und der Eleganz einer Limousine sein – in heutiger Terminologie also ein Crossover.
Wie bei einem Van: Ausbaubare Sitze
Der Renault 16 bot ein auch heute noch ordentliches Kofferraumvolumen von 346 bis 1.200 Liter, die Rückbank ließ sich verschieben, umklappen und sogar ausbauen. Das Auto hatte einen 55 PS starken 1,6-Liter-Motor und Frontantrieb – damals noch ein seltenes Merkmal im Segment. 1966 wurde der Neuling zum Car of the Year gewählt, noch vor dem Rolls-Royce Silver Shadow – darauf ist man bei Renault heute noch stolz. 1968 kam ein TS (Tourisme Sportif) mit sage und schreibe 83 PS hinzu. Im Jahr darauf war der R 16 TA (Transmission Automatique) das erste französische Auto mit einem Automatikgetriebe, das in Frankreich gebaut wurde.
1,8 Millionen Stück von 1965 bis 1980
Das Facelift im Jahr 1970/1971 brachte vor allem größere Rückleuchten. 1973 kam noch eine TX-Variante mit 93 PS auf den Markt. Bis zum Produktionsende im Januar 1980 wurden rund 1,8 Millionen Stück vom R 16 gebaut. Davon blieb etwa die eine Hälfte in Frankreich, die andere wurde exportiert – sogar in die USA. 1976 trat der Renault 20 an die Seite des R 16, ein etwas größerer Verwandter mit dem gleichen Schrägheck-Konzept. Auch dessen Nachfolger Renault 25 folgte der gleichen Grundidee. Erst 1984 erdachten die Designer mit dem Espace ein neues Konzept: den Van. Zusammen mit dem ebenfalls 1984 gestarteten Chrysler Voyager gehörte der Espace zu den ersten Vertretern der Gattung. Eine hohe Sitzposition sowie sieben umklapp- und ausbaubare Einzelsitze charakterisierten das neue Modell.
Safety Concept Embodied in a New Innovative Car
1991 wurde dann auf der IAA der Scénic als Studie vorgestellt, eine neue Inkarnation des Familienautos – diesmal als Kompaktvan. Der Name stand damals für Safety Concept Embodied in a New Innovative Car (also etwa Sicherheitskonzept in einem neuen, innovativen Auto). Der französische Akzent auf dem e kam erst bei der Serienversion hinzu, die 1996 als Mégane Scénic startete. Den Abschluss der Familienauto-Geschichte, wie sie auf der Pariser Ausstellung zu sehen ist, bildet der R-Space. Vorgestellt auf dem Genfer Autosalon 2011, hat das dynamisch wirkende Auto mit 4,25 Meter Länge kompakte Dimensionen. Eine große, weit hinaufreichende Frontscheibe und ein Panoramadach sollten den Innenraum zu einem lichtdurchfluteten Nest für die Familie machen. Heute umfasst die Familienauto-Palette von Renault neben Scénic und Espace auch noch die Kombis Clio Grandtour und Mégane Grandtour sowie die SUVs Captur und Koleos.
(sl)
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