Essen, 13. April 2015
Darf es etwas Besonderes sein? In seiner Unternehmensgeschichte hat Seat nicht nur gewöhnliche Serienmodelle gebaut. Auch besondere Schmankerl für Spezialeinsätze gab es. Drei von ihnen zeigt die Marke nun auf der Techno Classica (15. bis 19. April 2015) in Essen.
Die Uniform des Diktators
Die Ursprünge von Seat gehen auf den staatlichen Wunsch nach einer spanischen Automobilproduktion zurück, die insbesondere das Volk mobil machen sollte. Erstes Auto war der Seat 1400, von dem 1954 ein Einzelstück namens “Visitas” hochrangige Besucher durch die Werkshallen in Barcelona chauffierte. Türen, ein Dach oder Anschnallgurte gab es nicht. Haltegriffe an beiden Seiten der Windschutzscheibe und den vorderen Lehnen sowie Trittstufen an den Seiten sollten den Ein- und Ausstieg vereinfachen. Insgesamt fanden bis zu sieben Personen Platz im 4,30 Meter langen Seat 1400 Visitas. Der Legende nach soll die maximale Offenheit des Visitas aber den damaligen spanischen Diktator Franco verprellt haben, dessen Uniform in den Werkshallen verschmutzte.
Der erste Mini-Van überhaupt?
Abhilfe schaffte der sehr modern wirkende Seat 600 Savio, den Pietro Frua konzipierte. Eine Länge von nur 3,54 Meter und kleine Zwölf-Zoll-Räder machten den Wagen wendig. Das wannenartige Auto mit blauer Lackierung wies drei Sitzreihen und großflächige Scheiben auf. Noch wichtiger war die komplette Überdachung, durch die etwaige Uniformen sauber blieben. Lediglich im hinteren Teil des Fahrzeug konnte ein gläsernes Dachelement entfernt werden.
Heiligs Blechle
Als der damalige Papst Johannes Paul II. Spanien im November 1982 erstmals besuchte, hatte sich das Land zur Demokratie gewandelt. Wichtige Messen hielt der Papst in den großen Stadien von Madrid (Bernabeu) und Barcelona (Camp Nou) ab. Vorher ergab sich aber ein nicht unwesentliches Problem: Das berühmte Papamobil mit der Glaskuppel auf Mercedes-Basis passte nicht durch die Stadiontore. So will es zumindest die Legende. Deshalb entstand in nur 15 Tagen ein Pick-up-ähnlicher Umbau des Seat Panda (nach 1986 als Seat Marbella bekannt) mit umklappbarer Frontscheibe und einer Art “Geländer” für den Heiligen Vater. Die Höhe des Wagens: “nur” 1,70 Meter, die Breite misst übersichtliche 1,46 Meter. Unverändert blieben die 45 PS unter der Haube. Sie reichten locker für einige Stadionrunden inmitten der Gläubigen.
(rh)
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