München, 3. Juni 2015
Als wir hörten, dass BMW seinen neuen X1 und damit ein SUV auf eine Frontantriebsplattform stellen würde, mussten wir erstmal schlucken. Wirft der bayerische Inbegriff von hecklastigem Fahrspaß all seine Tugenden über den Haufen? Nun, ganz so ist es natürlich nicht. Schließlich wird der neue X1 nur in der Basis allein über die Vorderräder angetrieben. Die stärkeren Modelle erhalten einen neuen Allradantrieb mit Lamellenkupplung, der bis zu 100 Prozent der Kraft nach hinten leiten kann. Außerdem macht es für die Münchner Sinn, ihre kleinsten Sprößlinge auf die gleichen Füße zu stellen: Die 2er-Vans Active Tourer und Gran Tourer nutzen die neue Plattform bereits, der nächste 1er wird sie bekommen, es wäre also allein aus Kostensicht ziemlich unklug, den X1 außen vor zu lassen. Und, seien wir ehrlich, dem Gros der Kundschaft dürfte es in dieser Klasse ziemlich Schnuppe sein, ob ihr Antrieb vorne zieht oder von hinten schiebt.
Außen kleiner, innen größer
Einer der größten Vorteile des neuen Antriebskonzepts ist aber zweifelsfrei der immense Raumgewinn. Okay, der neue X1 sieht mit seiner gestauchten Bulligkeit aus, wie eine Minimi-Version des X5. Entgegen dem Trend, neue Autos bis zur völligen Parkhaus-Untauglichkeit aufzublähen, ist er aber tatsächlich kleiner geworden. Innen legt er dafür kräftig zu. Mit 4,44 Meter ist der Erfinder des urbanen Kraxl-Segments vier Zentimeter kürzer als bisher, der Radstand schrumpft gar um satte neun Zentimeter. Dennoch verspricht BMW 37 Millimeter mehr Beinfreiheit im Fond. Mit der optionalen, um 13 Zentimeter verschiebbaren Rückbank sind es sogar 66 Millimeter. Für ein fluffigeres Raumgefühl und mehr Übersicht schießt der X1 zudem um 53 Millimeter in die Höhe. Und auch das Kofferraumvolumen jubelt, wächst es doch um 85 auf nun 505 Liter. Klappt man alles um, gehen bis zu 1.550 Liter in den X1. Unüblich bei BMWs Sport-Ambitionen: Auch die Sitze wandern nach oben. Vorne um 36, hinten um 64 Millimeter.
Neue Motoren bis zu 17 Prozent sparsamer
Aus Dynamiker-Sicht wenig zu meckern gibt es bei den Antrieben des neuen X1. BMW verspricht ein komplett erneuertes Motorenprogramm mit bis zu 17 Prozent weniger Verbrauch. Es besteht zum Marktstart aus zwei Benzinern und drei Dieseln, allesamt Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum. Den Einstieg markiert der sDrive18d mit Vorderradantrieb und 150 PS. Er soll mit 4,1 Liter Diesel auskommen. Ihm folgen der xDrive20d mit 190 PS (4,9 Liter) sowie der xDrive25d mit 231 PS (5,0 Liter). Basis-Benziner ist vorerst der xDrive20i mit 192 PS (6,3 Liter). An der Spitze steht der xDrive25i mit 231 PS (6,4 Liter). Im November 2015 folgen der sDrive18i mit 136 PS sowie der sDrive16d mit 116 PS.
Vorerst kein Dreizylinder
Ein Dreizylinder steht also zunächst nicht zur Verfügung. Wir gehen aber fest davon aus, dass auch X1-Kunden früher oder später mit dem charakterstarken und ziemlich wilden 1,5-Liter-Motörchen bedient werden. 18i, 16d und18d kommen serienmäßig mit manuellem Sechsgang-Getriebe, alle anderen Motoren sind an eine neue Achtgang-Automatik gekoppelt. Freunde der flotten Gangart freuen sich zudem über “die höchste Dynamik im Segment” und Optionen wie eine variable Sportlenkung, ein um zehn Millimeter abgesenktes M-Sportfahrwerk oder elektronisch geregelte Dämpfer. Außerdem soll das X1-Fahrverhalten von einem steiferen und leichteren Materialmix bei Karosserie und Chassis profitieren. Je nach Modell ist das SUV etwa 35 Kilo leichter als der Vorgänger.
Praktisch und vernetzt
Im neuen Innenraum dürften sich BMW-Fans schnell zurecht finden. “Sieht halt aus wie immer”, denkt man sich auf den ersten Blick. Auf den zweiten sieht man dann: “Aha, etwas hochwertiger und recht praktisch.” Die Beifahrerlehne lässt sich nun umklappen, außerdem gibt es kübelweise Staufächer und gegen Aufpreis öffnet und schließt die Heckklappe wie von Geisterhand. Die Serienausstattung ist mit Klimaanlage und 6,5-Zoll-Farbdisplay inklusive iDrive und Freisprecheinrichtung in Ordnung. Neu auf der Optionenliste sind ein farbiges Head-up-Display sowie Voll-LED-Scheinwerfer. Natürlich kommt auch der X1 auf Wunsch mit Trillionen an Assistenzsystemen, unter anderem mit einem Autobahn-Stauassistenten, der bis 60 km/h nicht nur die Abstandsregelung, sondern auch das Spurhalten übernimmt. Und alle möglichen Online-Dienste sowie das eigene Smartphone holt BMWs Klein-SUV ebenfalls besser denn je in den Innenraum. Wenn Sie im Auto einen Notruf absetzen, den Verkehr checken, twittern oder sich an Ihrem Spotify-Account ergötzen wollen, ist das nun kein Problem mehr.
Wann es los geht
Wenn der neue BMW X1 im Oktober 2015 auf den Markt kommt, wird er sich vor allem mit dem Mercedes GLA und dem Audi Q3 herumschlagen müssen. Das Alleinstellungsmerkmal “Heckantrieb” ist dann weg, aber wer bereits 2er Active Tourer gefahren ist, weiß, dass BMW auch mit Vorderradantrieb ziemlich gut zurechtkommt. Sein Debüt gibt der kleine Grobe auf der Frankfurter IAA (17. bis 27. September 2015). Die Preise stehen noch nicht fest.
(sw)
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