Gelifteter Peugeot 208 im Test mit technischen Daten und Preis zur Markteinführung

June 5, 2015

Der geliftete Peugeot 208 startet am 18. Juni 2015 mit neuer Optik und neuen Motoren. Wir haben ihn getestet

Der kleine Franzose erhält nun den neuen Turbo-Dreizylinder und Euro-6-Diesel

Die Optikretuschen sind fast nicht der Rede wert, die technischen Änderungen aber schon

Ehrenhausen (Österreich), 5. Juni 2015
Ein klein wenig mehr Emotion als sonst schwingt schon mit, wenn ich den Kleinwagen von Peugeot fahre. Ich muss dann immer an meinen 205 denken, den ich mit rotem Klebeband zum GTI aufgerüstet hatte. An meinen allerersten Autotest, bei dem ich im 206 S16 schneller als je zuvor in einem Auto unterwegs war. Und an die zahllosen Testtermine der folgenden Jahre, zum 206, 207 und 208. Nun ist die Nummerierung ja für immer bei 208 stehen geblieben, aber die Entwicklung geht natürlich weiter. So war ich gespannt auf meine Testfahrt. Der Anlass: ein Facelift und neue Motoren im Peugeot 208.

Dramatisch gesunkene Verkaufszahlen
Der Kleinwagen der Löwenmarke spielt heute bei weitem nicht mehr die gleiche Rolle wie früher. Rund 13.000 Stück wurden 2014 davon verkauft, damit erreichte der Kleine Platz elf der Kleinwagen-Verkaufsstatistik. Vor zehn Jahren war es noch Platz fünf, und es wurden über 30.000 Stück in Deutschland verkauft. “Der Markt ist nicht einfach für Importeure”, sagt Pressesprecher Ulrich Bethscheider-Kieser. “70 Prozent des Marktes werden von deutschen Herstellern abgedeckt, den Rest teilen sich die ausländischen Marken. Aber wir sind guter Dinge.” Sehen wir mal, ob der Optimismus gerechtfertigt ist. Der 208 ist kein schlechter Indikator, er gehört zu den wichtigsten Modellen der Marke.

Neuer Mattlack, mehr Individualität
Optisch erhält der 208 ein paar Modifikationen an den weichen Teilen, besonders an Schürze und Grill. Vor allem aber gibt es mehr Individualisierungsmöglichkeiten. So wird nun ein matter Strukturlack in zwei Grautönen angeboten, der sich zum Beispiel mit neongrünen Akzenten an Grill und Außenspiegeln kombinieren lässt – sehr schick. Der Lack, der sich rau wie ein Schmirgelpapier anfasst, soll gegenüber Kratzern resistent sein – zumindest widerstandsfähiger als normale Mattlackierungen. Und es gibt die GT Line mit rot hinterlegtem Peugeot-Schriftzug, speziellen Felgen, roten Ziernähten innen und dergleichen mehr. Die Farbe innen hält sich aber in Grenzen – poppige Innenräume gibt es nicht, schließlich will Peugeot als elegante Marke wahrgenommen werden, die auf dem Weg ist, “Premium” zu werden. Die Verarbeitung und die Materialwahl im Interieur stehen dem Anspruch nicht im Wege, der Kleinwagen sieht innen gut aus.

Sportliche 110 Turbo-PS
Die stärksten Änderungen gibt es beim technischen Angebot. Vor allem werden neue Motoren eingeführt, die allerdings schon seit Jahresbeginn in die Serie einflossen. Keine Änderung gibt es beim Volumenmotor, das ist der 82-PS-Saugbenziner – schade, dass es kein Turbo ist wie beim entsprechenden VW Polo. Aber der nächststärkere Motor im 208 ist nun der neue Dreizylinder-Turbo des PSA-Konzerns. Das 1,2-Liter-Aggregat macht den kleinen 208 zu einem sehr munteren Gesellen – ein Riesenfortschritt gegenüber den alten Saugbenzinern, die es früher bei Peugeot gab. So rau wie viele Dreizylinder klingt der Motor allerdings nicht, was ich eher als Nachteil empfinde, denn ich mag das Knurrige.

Kleines Lenkrad, aber zu wenig Seitenhalt im Sitz
Gut zum sportlichen Feeling im 208 Puretech 110 passt das kleine Lenkrad. An die ungewöhnliche Anordnung der Instrumente darüber (statt dahinter) habe ich mich nach einigen Peugeot-Tests inzwischen gewöhnt. Weniger Spaß machen die Sitze, die an den Oberschenkeln wenig Seitenhalt geben. Die Sitzwangen sind dort zwar hoch, aber weich, und sie geben in scharfen Kurven zu stark nach. Auch hat die serienmäßige Fünfgang-Schaltung eher lange Wege. Das Fahrwerk ist kein knallharter Untersatz, wie ihn Tuningfans lieben, aber ein guter Kompromiss. Kleine Fahrbahnunebenheiten fallen damit kaum auf und das Wanken in der Kurve bleibt im engen Rahmen.

Unpassend: Neue Sechsgang-Automatik
Optional gibt es eine neue Sechsgang-Automatik von Aisin, die aber nur dann anzuraten ist, wenn man physisch nicht imstande ist, zu schalten. Die Gangwechsel verlaufen nämlich eher langsam. Außerdem passt eine Automatik – zumal ohne Schaltwippen – nicht zu dem sportlichen 208. In der Stadt oder im Stau ist eine Automatik praktisch, aber da sind 110 PS verschwendet. Die 1.250 Euro würde ich auf keinen Fall dafür bezahlen, denn ich hätte viel weniger Spaß mit meinem Auto. Auch wenn der Mehrverbrauch gegenüber der Schaltversion gering ist: 4,8 Liter sollen in der EAT6-Version reichen, beim Schalter sind es 4,5 Liter. In der Praxis können es bei zügiger Fahrweise auch mal 50 Prozent mehr sein.

Dreiliterauto mit Euro-6-Diesel
Den 208 mit dem 110-PS-Turbobenziner gibt es für genau 18.000 Euro. Praktisch gleich teuer ist die zweite getestete Motorisierung: Der 208 BlueHDi 100 kostet 17.950 Euro, aber nur, wenn man eine Ausstattung tiefer einsteigt. Das baut bei mir Spannung auf: Welche Version würde besser fahren, der 99-PS-Diesel oder der 110-PS-Turbobenziner? Dass der Diesel sparsamer ist, versteht sich. Mit einem Normverbrauch von nur 3,0 Liter ist er sogar ein “Dreiliterauto” – das einzige auf dem gesamten Automarkt, wenn man von Hybrid- und Elektromodellen absieht.

Ausreichend Additiv
Aber er fühlt sich gar nicht wie ein Verzichtsauto an, im Gegenteil. Der Diesel fährt ähnlich gut wie der Turbobenziner. Wenn Sie mich festnageln wollen: Vielleicht nicht ganz so spritzig wie der Ottomotor – auch, weil man beim Selbstzünder aufgrund der Drehmomententwicklung öfter schalten muss. Der Diesel erfüllt wie der Benziner die Euro-6-Norm, braucht dafür aber ein Adblue-System. Der Additiv-Tank ist mit 17 Liter großzügig bemessen und reicht für 20.000 Kilometer. Gott sei Dank so lange, denn um nachzufüllen, muss man das Reserverad unter dem Ladeboden ausbauen.

Neue Sicherheits-Extras
Technisch neu im 208 ist auch Active City Break. Das Antikollisionssystem funktioniert auf Basis von LIDAR (LIght Detection And Ranging), einer Methode zur Abstandsmessung, die ähnlich wie Radar funktioniert, aber mit Laserlicht statt mit Radiowellen. Das System bremst bei Kollisionsgefahr automatisch bis zum Stand. Bei guten Bedingungen kann der Aufprall bis Tempo 30 ganz verhindert werden, darüber wird es abgeschaltet. Wenn man nicht die Kupplung tritt, stirbt bei der Schaltversion der Motor ab – möglicherweise ein Sicherheitsproblem, wenn es auf einem Bahnübergang passiert. Wie die ebenfalls neue Rückfahrkamera ist Active City Break im Paket verfügbar. Allgemein hat der 208 technisch aber noch nicht das Niveau des Klassenbestsellers Polo erreicht: Der bietet zum Beispiel auch einen Abstandstempomaten, eine Kollisionswarnung bei höherem Tempo und eine Multikollisionsbremse. Beim Mazda 2 kann man sogar Totwinkelwarnung oder Spurwechselassistent bestellen.

Packaging: Eher mau
Das Raumangebot im Fond ist nicht berühmt. In früheren Peugeot-Kleinwagen konnte ich im Fond noch gut sitzen, aber im 208 stoße ich bei geradem Rücken mit dem Kopf an die Decke. Außerdem vermisse ich bei der dreitürigen Version hinten die Ausstellfenster, die es früher gab. Der Kofferraum enttäuscht ebenfalls. 285 bis 1.076 Liter sind zwar gute Werte und mehr als der Polo bietet. Aber es gibt keinen Einlegeboden, der das Be- und Entladen vereinfacht. Und wenn man im Dreitürer die Sitzlehnen nach dem Umlegen wieder zurückklappt, klemmt man leicht den Gurt ein, weil eine entsprechende Führung fehlt. Nein, beim Packaging kann der 208 nicht überzeugen.

Preise wie beim Polo
Der geliftete Peugeot 208 steht ab 18. Juni 2015 beim Händler. Den 110-PS-Benziner gibt es wie erwähnt ab 18.000 Euro. Dafür erhält man die hochwertige Topausstattung Allure mit drei Türen. An Bord sind hier elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Klimaanlage, Audiosystem, Tempomat, Parkpiepser hinten, Aluräder, Licht- und Regensensor sowie Nebelscheinwerfer. Wer den 99-PS-Diesel in der Ausstattung Active für 17.950 Euro vorzieht, muss auf die letzten vier Extras verzichten. Zum Vergleich: Der Benziner liegt preislich auf dem Niveau des Polo 1.2 TSI mit 110 PS in der Topausstattung Highline (18.075 Euro). Der Diesel ist am besten mit dem 90 PS starken Polo 1.6 TDI Comfortline vergleichbar, der mit 18.025 Euro ebenfalls kaum teurer ist.
(sl)

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