Hyundai i10 im Test: Selbstbewusster Herausforderer punktet

October 22, 2013

Hyundai i10: Die zweite Generation startet Mitte November 2013

Mit 3,67 Meter ist der Wagen über zehn Zentimeter länger als ein VW Up

Den i10 gibt es ausschließlich als Fünftürer

Olbia (Sardinien/Italien), 16. Oktober 2013
Manche Statements sind so ehrlich, dass man sie sich fast nicht zu zitieren traut. Wenn zum Beispiel ein Geschäftsführer von der eigenen Firma sagt, in Sachen Image und Bekanntheit gäbe es noch Aufholbedarf. Doch Markus Schrick von Hyundai sagt die Wahrheit: Obwohl der koreanische Konzern mittlerweile weltweit der fünfgrößte Autohersteller ist, können nur wenige Deutsche die Modelle der Marke aufzählen. Die zweite Generation des Kleinstwagens i10 soll helfen, dies zu ändern. Wir haben das Auto bereits getestet.

Außen schick, innen wertig
Die Markenidentität steht bei den Koreanern noch auf etwas wackeligen Füßen. Ein wiedererkennbares Markengesicht wäre da nützlich. Doch das Fluidic-Sculpture-Design mit dem großen, sechseckigen Grill ist hierzulande noch wenig bekannt. Ansonsten gibt es am Karosseriedesign des i10 aber nichts auszusetzen: Der Kleine sieht wirklich gut aus. Innen gibt es ein Cockpit mit zweifarbigem Armaturenbrett, das auch für ein Auto der Golfklasse noch Schmuck wäre. Allerdings wirkt das Ganze doch etwas bieder – so, als wollte man eher ältere Kunden als flippige Studenten ansprechen. Auch fehlt eine etwas schönere Integration des Mobilnavis, wie es VW im Up vorexerziert hat.

Auffällige Komfortextras und viel Platz
Doch die positiven Seiten sollen nicht untergehen, denn davon gibt es eine Menge im i10. Neben der bereits erwähnten Qualität fallen klassenuntypische Komfortextras auf: Während der Up und andere Kleinstwagen hinten nur Ausstellfenster bieten, hat der i10 absenkbare Scheiben. Außerdem gibt es ein Reifendruckkontrollsystem, Parkpiepser, Lenkradheizung, Klimaautomatik, Schiebedach und mehr. Auch wenn einiges nur bei der Topversion bestellbar ist: kein Vergleich zur alten Generation, bei der sogar die Intervallschaltung für den Scheibenwischer fehlte. Außerdem sind die Platzverhältnisse für einen nur 3,67 Meter langen Winzling üppig. Im Fond haben auch Erwachsene Platz, wenn sie nicht gerade Gardemaß haben, und der Kofferraum fasst 252 bis 1.046 Liter, das ist etwas mehr als beim VW Up. Und während der Up ein Viersitzer mit serienmäßig drei Türen ist, kommen im stets fünftürigen i10 fünf Personen unter. Nicht verschwiegen werden soll, dass der i10 auch über zehn Zentimeter länger ist. Außerdem gibt es für den Up einen praktischen Einlegeboden, der den Kofferraum eben macht. Dagegen hat der i10 eine hohe Ladebarriere und auch an den umgelegten Sitzen ergibt sich eine störende Schwelle.

Gute Sicherheitsausstattung
Bei der Sicherheit hat wieder der i10 die Nase vorn: ESP ist ja bereits seit einiger Zeit Pflicht bei neuen Modellen, aber sechs Airbags sind gerade bei Kleinstwagen noch lange keine Selbstverständlichkeit. Auch ein gutes Fahrwerk ist ein Sicherheitsfeature – sogar ein Stadtwagen profitiert davon: Wenn einem urplötzlich ein Kind vors Auto rennt, ist man froh, wenn man ausweichen kann. Der i10 gibt hier keinen Anlass zur Besorgnis, denn er ist auch bei rabiater Fahrweise noch leicht in der Spur zu halten. Die Sitze geben für diese Fahrzeugkategorie guten Seitenhalt.

Schlapp trotz 87 PS
Für den Vortrieb werden zwei Benzinmotoren angeboten. Neben einem 1,0-Liter-Dreizylinder mit 67 PS gibt es einen 1,2-Liter-Vierzylinder, der 87 PS besitzen soll. Wir sagen “soll”, denn spritzig wirkt der i10 damit beileibe nicht. Erst wenn man auf über 4.000 Touren dreht, geht es besser vorwärts, dann aber klingt der Antrieb nicht mehr angenehm, sondern stöhnt gequält vor sich hin. Laut wird das Aggregat allerdings auch dann nicht. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h qualifiziert sich der i10 1.2 zudem auch für kürzere Autobahnstrecken. Die serienmäßige Fünfgang-Schaltung mag einen Beitrag zum gezügelten Temperament des Antriebs liefern, ansonsten arbeitet sie aber problemlos. Der Normverbrauch liegt mit 4,9 Liter auf Konkurrenzniveau – der VW Up in der stärkeren 75-PS-Version braucht 4,7 Liter. Sparsamer ist allerdings der Fiat 500 mit dem 85 PS starken Zweizylinder, der mit nur 4,0 Liter auskommen soll. Ein Start-Stopp-System gibt es im i10 nur für den kleineren Motor.

Fünf Jahre Garantie, rund 12.000 Euro
Der neue i10 startet Mitte November 2013, zu zahlen sind mindestens 9.950 Euro. Doch für die Grundversion kann man weder CD-Radio noch Klimaanlage bestellen. Bei der nächstbesseren Variante Classic ist beides Serie. Den gefahrenen Vierzylinder gibt es ab der Ausstattung Trend. Damit ist man bei 12.120 Euro angelangt. An Bord sind hier aber auch schon elektrisch einstell- und beheizbare Rückspiegel, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber rundum und sogar Lenkrad- und Sitzheizung. Hyundai gewährt außerdem großzügige fünf Jahre Garantie – zwei Jahre weniger als Partner Kia, aber drei mehr als VW oder Fiat. Den Fiat 500 Twinair gibt es ab 15.000 Euro, der VW Up mit 75 PS in der Topversion High Up kostet 13.200 Euro. Am Preisvergleich mit dem VW sieht man: Ein Billigheimer ist Hyundai keineswegs mehr, das Selbstbewusstsein ist merkbar gestiegen – spätestens seit den ausgedehnten Besuchen von VW-Chef Winterkorn auf Hyundai-Messeständen.
(sl)

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