München, 10. Juni 2015
Um all die superleichten, superschlauen und fürchterlich luxuriösen Neuheiten aufzuzählen, die BMW seinem neuen Flaggschiff mit auf den Weg gegeben hat, bräuchte es wohl eine eigene Homepage. Wir versuchen es auf etwas engerem Raum und bemitleiden jetzt schon all die BMW-Premium-Verkaufsberater, die der potenziellen Luxus-Kundschaft den neuen 7er in all seinem Technik-Umfang erläutern müssen.
Carbon-Diät bringt 130 Kilo
Die wohl wichtigste Errungenschaft beim neuen Über-BMW: Der Leibesfülle ging es mächtig an den Kragen. Um 130 Kilo, wenn man es genau nimmt, womit der 7er im Bestfall noch 1.725 Kilo auf die Waage bringt. Leichter ist in diesem Segment keiner und selbst die meisten 5er können hier nur verschämt auf ihre Fettpölsterchen blicken. Die Hauptschuld trägt das Carbon-Know-how, welches sich die Münchener Ingenieure bei i3 und i8 aneignen konnten. Durch einen kühnen Materialmix aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK), hochfesten Stählen und Aluminium (BMW nennt das Carbon Core) speckt allein die Karosserie um 40 Kilo ab. Steifer ist sie natürlich trotzdem geworden. Zusätzlich bringen Feinschliff an Fahrwerk (die ungefederten Massen wurden um 15 Prozent reduziert) und Dämmung gewichtiges Einsparpotenzial
Fast schon autonom
Aber der neue 7er ist natürlich nicht nur leichter, sondern auch wesentlich klüger geworden. Fast schon beängstigend klug, wenn man ehrlich ist. Gut zu wissen: Eine Einparkhilfe hatte BMWs Großer schon 1991. 2015 parkt er ferngesteuert. Ein Druck auf den Autoschlüssel genügt und der 7er fährt in (Längs-) Lücken, die Ihnen früher beim Ein-/Ausstieg die letzte Würde geraubt hätten. Ansonsten hilft er seinem Piloten mit einer ganzen Armada an Kameras und Radarsensoren bei den üblichen Gefahren des Alltags. Fast schon autonom wird es mit dem neuen Lenk- und Spurführungsassistenten. Bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h beschleunigt, bremst und lenkt der 7er im Prinzip von alleine (die Hände müssen noch am Lenkrad sein und es sollte Fahrbahnmarkierungen geben). Auch beim Spurwechsel hilft das System , durch aktives Gegenlenken, einen möglichen Zusammenprall mit seitlich oder von hinten nahenden Verkehrsteilnehmern zu verhindern. Zu guter Letzt hält noch eine aktive Geschwindigkeitsregelung Einzug. Sprich: Künftig reicht ein einziger Knopfdruck und der 7er berücksichtigt das aktuelle Tempolimit. Freigeister können auch eine Überschreitung bis 15 km/h einstellen.
Mehr Komfort, mehr Sport
Weil BMW immer noch BMW ist (manche hatten das vor lauter Frontantrieb und Vans schon fast vergessen), darf der neue 7er auch fahrdynamisch aufsatteln. Eine größere Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit ist laut BMW das Ziel. Darum federt das Dickschiff nun an beiden Achsen mit Luft, erhält serienmäßig adaptive Dämpfer sowie optional eine neue (Vierrad-) Lenkung mit variabler Zahnstangenübersetzung. Ziemlich exotisch klingen neue elektromechanische Stabilisatoren zur Reduzierung von Seitenneigung und eine vorausschauende Fahrwerksregleung, die sich ihre Daten aus dem persönlichen Fahrstil, dem Navigationssystem sowie der Stereokamera zusammenklamüsert. Wer das Fahrverhalten der Zukunft will, muss den Fahrerlebnisschalter auf den neuen “Adaptive Mode” drehen. Daneben gibt es die Modi “Eco Pro”, “Comfort”, “Comfort Plus” und “Sport”.
Auch als Plug-in-Hybrid
Wir atmen ein bisschen durch und kommen zu den 7er-Motoren. Vorläufiges Topmodell ist der 750i, den es nur mit Allradantrieb gibt. Er trägt eine aufwendig zurechtoptimierte Version des 4,4-Liter-Biturbo-V8 unter der Haube, leistet aber wie bisher 450 PS und 650 Newtonmeter. Der Verbrauch soll um mehr als einen Liter auf 8,1 Liter sinken. Ganz frisch aus BMWs modularer Motorenfamilie stammt der 326 PS starke 3,0-Liter-Biturbo-Reihensechszylinder im 740i. Er soll mit 6,6 Liter im Schnitt auskommen. Vorerst einziger Diesel ist der 730d mit 265 PS und 620 Newtonmeter. Als Verbrauch geben die Münchener 4,5 Liter an. Ganz neu und etwas später kommt der Plug-in-Hybrid 740e. Hier sorgen ein Zweiliter-Turbobenziner sowie ein ins Getriebe integrierter Elektromotor für 326 PS Systemleistung. Die E-Reichweite wird mit 40 Kilometer angegeben. Die 2,1 Liter Normverbrauch kann man wahrscheinlich in der Pfeife rauchen, aber für den Flottenverbrauch sind sie Gold wert. Alle Motoren sind serienmäßig mit einer leicht optimierten Achtgang-Automatik ausgerüstet. Ob der neue 7er erstmals in einer M-Performance-Version kommt, wird seit längerem eifrig diskutiert, ist aber noch nicht raus.
7er kriegt Laserlicht
Äußerlich setzt BMWs Chef-Klasse ganz auf Kontinuität. Der neue 7er wirkt etwas straffer und eleganter, wächst bei gleichem Radstand um lediglich zwei Zentimeter auf nun 5,10 Meter. Die Langversion streckt sich auf 5,24 Meter. Einige Aero-Kniffe wie die neuen “Air Breather” an der Fahrzeugseite oder ein nahezu glatter Unterboden senken den Luftwiderstand um 15 Prozent. Schön abgespaced und erstmals im Segment: Optional fährt der 7er mit dem aus dem i8 bekannten Laserlicht vor. Es soll eine Fernlicht-Reichweite von 600 Metern bieten (doppelt so viel wie die serienmäßigen LED-Leuchten). Für Freunde der Haudrauf-Optik interessant: Erstmals gibt es den großen Gleiter mit M-Sportpaket. Auch das Interieur erlebt keine Revolution, also zumindest optisch nicht. Dafür wurde in Sachen Bedienung und Luxus-Schnickschnack ordentlich an der Dekadenz-Schraube gedreht.
Es darf gestikuliert werden
Das iDrive-Bediensystem wird nun nämlich um Touch-Funktion und Gestensteuerung erweitert. Das Gestikulieren beschränkt sich jedoch auf einige wenige Funktionen wie die Lautstärkeregelung der Audioanlage oder das Entgegennehmen von Anrufen. Die Klimaregelung wurde komplett auf “Touch” umgestellt und gegen Aufpreis gibt es ein 12,3 Zoll großes, digitales Instrumenten-Display. Apropos groß: Das Head-up-Display soll nun 75 Prozent mehr Scheibe anstrahlen als bisher. Besonders für Technik-Nerds, Smartphone-Süchtige oder Menschen, die ihren Herd lieben, schön: Der 7er lädt das Telefon jetzt auf Wunsch auch induktiv.
Fond wird zum Luxushotel
Wer einen 7er mit langem Radstand ordert, kann den Limousinen-Fond in Zukunft zu einem wahren Mekka der Angenehmheit aufrüsten. “Executive Lounge” heißt der Zauberbegriff. Darin enthalten: Neigungsverstellbare Fondsitze, die nicht nur massieren und belüften, sondern auch ein “Vitality Programm” bieten. Das heißt: Der 7er-Sitz trainiert sie jetzt. Die Anleitung zum Training erscheint auf den Fond-Bildschirmen. Schampus schlürfen und Aerobik. Gleichzeitig. Genial. Nach der Leibesübung ein wenig Unterhaltung? Geht auch, dank des integrierten Sieben-Zoll-Tablets. Es steuert Infotainment und Klima, kann aber auch Filme abspielen, als Spielekonsole herhalten oder im Web surfen. Und weil im besten Licht alles gleich viel schöner aussieht, hat BMW bei der Ambientebeleuchtung ebenfalls auf die Pauke gehauen. Gefühlt hat der 7er mehr Lichtleisten als die Münchener Allianz Arena. Neu ist zudem ein Panorama-Glasdach mit seitlichen LED-Modulen, das bei Dunkelheit wie ein Sternenhimmel strahlt.
Ab 81.900 Euro
All das – und ja, es ist eine ganze Menge – passiert ab 24. Oktober 2015. Dann hat der 7er nämlich Markteinführung. Die Preise starten bei 81.900 Euro für den 730d. Das sind 3.800 Euro mehr als bisher. Der 740i beginnt bei 87.600 Euro, das Topmodell 750i xDrive kostet mindestens 107.500 Euro. Die Langversionen sind jeweils 5.800 teurer. Seine Publikumspremiere hat das bayerische Technikwunder auf der Frankfurter IAA im Septmeber 2015. Mercedes und Audi werden ganz genau hinschauen.
(sw)
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