So schnell wie ein Porsche 918? Goodwood-Debüt für völlig irren Lotus 3-Eleven mit technischen Daten, Preis und Marktstart

June 28, 2015

Das schnellste Auto in der Lotus-Firmengeschichte: Der 3-Eleven feiert Premiere auf dem Goodwood Festival of Speed 2015

Unter dem gewaltigen Spoiler und eingepfercht von diversen Lufteinlässen und einem Riesen-Diffusor werkelt ein 3,5-Liter-Kompressor-V6 mit 456 PS

Innen befindet sich so gut wie nichts. Wer keinen Beifahrer wünscht, spannt einfach eine Persenning auf

Goodwood, 26. Juni 2015
Wenn selbst die ausgebufftesten Lotus-Fanatiker aufgrund einiger geschickt gestreuter Zahlen in extatischen Jubel verfallen, sollte klar sein, was die Stunde geschlagen hat. Begrüßen Sie mit uns den neuen 3-Eleven, das schnellste, radikalste und wohl auch das teuerste Spielgerät, das Lotus je gebaut hat. Oder sagen wir besser die zwei schnellsten, radikalsten und wohl auch teuersten Spielgeräte, denn vom 3-Eleven wird es sowohl eine Straßen- als auch eine Rennstreckenvariante geben (als würde die Straßenversion nicht schon rennstreckenmäßig genug aussehen).

Nordschleife in unter sieben Minuten?
Beiden gemeinsam ist der aus Exige und Evora bekannte, Toyota-basierte 3,5-Liter-Kompressor-V6, der es im 3-Eleven auf waghalsige 456 PS und 450 Newtonmeter bringt. Geschaltet wird im Straßenauto per manueller Sechsgang-Box. Das Rennauto erhält ein sequenzielles Sechsgang-Getriebe von Xtrac. Und weil Lotus das Gewicht dieses maximalbespoilerten Mini-Monsters mit unter 900 Kilo (für die Rennversion) angibt, darf man sich auf reichlich absurde Fahrleistungen freuen. Der Null-auf-60-mph-Sprint (0-97 km/h) soll weniger als drei Sekunden dauern, die Höchstgeschwindigkeit liegt je nach Variante bei 280 oder 290 km/h. Bei 240 km/h erzeugt das Auto 215 Kilo Abtrieb und den hauseigenen Rundkurs in Hethel bezwingt der 3-Eleven in 1:22 Minuten. Damit ist er zehn Sekunden schneller als der bisherige Spitzenreiter Evora 400. Lotus-Chef Jean-Marc Gales legt noch einen drauf und sagt, die obligatorische Nordschleife-Rundenzeit sollte “nicht weit weg” von den 6:57 Minuten des Porsche 918 sein.

Rennfahrwerk inklusive
Beide Versionen des 3-Eleven erhalten einstellbare Öhlins-Dämpfer, ein Torsen-Sperrdifferenzial sowie eine AP-Racing-Bremse mit 332-Millimeter-Scheiben rundum. Die Straßenversion fährt auf Michelin-Pilot-Super-Sport-Reifen, die Rennvariante auf Michelin-Cup-2-Pneus. In beiden Fällen in 225/40 ZR18 vorne und 275/35 ZR19 hinten. Und nur, falls Sie bereits der Angstschweiß gepackt hat: Es gibt auch eine Traktionskontrolle.

Das Design eskaliert
Apropos Angst: Das Design des Über-Lotus ist nun wirklich nichts für schwache Gemüter. Wir erkennen zwar noch einen ganzen Batzen Exige, allerdings in einer bisher nicht gekannten Eskalationsstufe. Gewaltige Lufteinlässe bemühen sich um geeignete Mengen an Kühlung, die Kotflügel wandern extrem nach außen, um die breitere Spur beherbergen zu können und es gibt einen Käfig sowie irritierend große Spoiler und Diffusoren. Interessantes Karosserie-Detail: Als erster Hersteller verwendet Lotus einen Verbundwerkstoff, der 40 Prozent leichter sein soll als die sonst verarbeitete Glasfaser.

Innen überschaubar
Im Interieur ist Platz für zwei, allerdings kann der Beifahrer (mitsamt seinem Sitz) entfernt und für ungetrübten Monositzer-Spaß gegen eine Persenning getauscht werden. Hinter dem abnehmbaren Lenkrad befindet sich ein TFT-Instrumentendisplay und gesessen wird auf einem von Lotus entwickelten Sportsitz mit Vierpunktgurten. In der Rennversion wird der Sportsitz gegen ein Motorsport-Derivat mit Sechspunktgurten getauscht. Ebenfalls an Bord: ein Feuerlöscher sowie ein Batterie-Not-Aus-Schalter. Sie merken, hier wird auf seriöse Weise Rennsport betrieben.

Sehr schnell, sehr teuer
Wenn Sie jetzt schon die ganze Zeit nach dem Haken an der herrlich verrückten Lotus-Sache suchen, dann hat die Suche spätestens jetzt ein Ende. Denn das hier ist nicht nur der schnellste, sondern wohl auch der teuerste Lotus aller Zeiten. Die Straßen-Variante des 3-Eleven startet bei 82.000 Pfund. Das entspricht 115.000 Euro. Für die Rennversion werden sogar 115.000 Pfund, also etwa 161.000 Euro, fällig. Wer bei diesen Summen in Ohnmacht zu fallen droht, sollte sich vorher noch die weisen Worte von Lotus-Chef Jean-Marc Gales anhören. Der nennt sein neues Aushängeschild nämlich einen “Giant Slayer” (also Giganten-Killer), “der in der Lage ist, weitaus teurere Rivalen zu blamieren.” Die Chance, das zu tun, ist allerdings nicht sonderlich groß, es werden nämlich nur 311 Stück gebaut. Die Produktion des 3-Eleven beginnt im Februar 2016. Ausgeliefert wird ab April.
(sw)

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