Chichester (Großbritannien), 29. Juni 2015
“Flat-out and Fearless” (was man nicht ganz so wohlklingend mit “Volle Kanne und ohne Furcht” übersetzen kann), so lautete das Motto des diesjährigen Festivals of Speed, das der Earl of March vom 25. bis 28. Juni 2015 auf seinen Ländereien im Südwesten von England veranstaltete. Wir waren dabei.
Die schönsten und seltensten Sportwagen
An die 200.000 Auto-Narren folgten dem Ruf des Lords. Sie hatten die einzigartige Gelegenheit, die schönsten, verrücktesten und seltensten Sportwagen aller Zeiten in voller Fahrt zu sehen, zu hören und zu riechen, die häufig von bekannten Motorsport-Größen pilotiert wurden. Zudem nutzen von Jahr zu Jahr immer mehr Hersteller sportlicher Automobile das Festival als Messe-Ersatz, und präsentieren ihre neuesten Modelle. Kurzum: Das Goodwood Festival of Speed hat sich in den 22 Jahren seines Bestehens zu einem wahren Mekka für Fans sportlicher Autos und des Motorsports gemausert.
36-Meter-Skulptur als Wahrzeichen
Wahrzeichen des Festivals war auch in diesem Jahr wieder eine riesige Skulptur des Künstlers Gerry Judah. Als Hauptsponsor der Veranstaltung trat Mazda auf und so winden sich verdrehte, weiß lackierte Holzelemente in 36 Meter Höhe, um an der Spitze zwei Mazda-Rennwagen zu tragen. Mazda will damit seinem Kodo-Design huldigen, aber auch seiner Motorsporttradition.
Mazda-Rennwagen in schwindelnder Höhe
Und so ist einer der beiden Wagen oben an dem 120 Tonnen schweren Kunstwerk ein 787B-Le-Mans-Rennwagen. 1991 gewann er auf dem französischen Kurs mit seinem Wankelmotor und er war der erste Siegerwagen mit Carbon-Bremsen. An seiner Seite schwebte ein LM55 Vision Gran Turismo. Der Rennwagen wurde ursprünglich nur virtuell für die Computersimulation Gran Turismo 6 auf der Playstation von Sony geschaffen und ist nach der Nummer 55 benannt, den der 787B bei seinem Sieg in Le Mans trug.
England-Premiere für den MX-5
Ein ganze Flotte des neuen Roadsters Mazda MX-5 war zudem als England-Premiere auf dem Festival-Gelände verteilt. Außerdem ließ sich Mazda nicht lumpen und brachte seltene historische Sportwagen mit nach Goodwood, darunter der 24-Stunden-von-Spa-Gewinner RX-7, ein 767B oder der Le-Mans-Sieger 787B (klicken Sie sich durch die Bilder dieses Artikels!).
Hillclimbing – gegen die Uhr den Berg hinauf
In diesem Jahr schaffte es der umtriebige Lord March, an die 600 bedeutende Sportfahrzeuge auf zwei und vier Rädern auf seine Länderein zu holen, dazu die Menschen, die mit ihnen verbunden sind. Und was machen die? Fahren aus dem Fahrerlager nach rechts hoch auf den Startplatz, rasen in einer langen Rechtskurve zurück und nur durch ein paar Strohballen getrennt am Publikum vorbei, und dann noch ein Stück des Weges durch ein Wäldchen den Berg hinauf. Nachdem ein Schwung Autos durch ist, fährt der ganze Tross wieder runter ins Fahrerlager und die Strecke wird für die nächsten Bekloppten frei gegeben. “Hillclimbing” nennen das die Engländer – ein Rennen gegen die Uhr den Berg hinauf.
35 Boliden im Super Car Run
Die Sache ist ja an sich schon verschroben genug. Dem Lord reicht das aber nicht, also gibt es noch mehr Verrücktes, zum Beispiel den “Super Car Run”. 35 der heißesten Metallstücke dieser Welt waren gemeldet, um die schnellste Zeit auf der 1,87 Kilometer langen Bergstrecke zu fahren. Sieger wurde Anthony Reid auf einem 2015er Noble M600. In 51,33 Sekunden! Und gebaut in England! Zweiter wurde ein Lexus LFA, von Chris Ward gesteuert und nur 0,78 Sekunden langsamer. Den dritten Platz belegte Matt Becker, Chef-Ingenieur von Aston-Martin, mit dem brandneuen GT12. Außer Konkurrenz prügelte Vorjahressieger Jann Mardenborough den neuen Nissan Juke R 2.0 den Hügel hinauf – und ob Sie`s glauben oder nicht – seine Zeit hätte für den dritten Platz gereicht.
Ein Juke auf zwei Rädern
Und noch ein Juke und noch eine Sensation: Stunt-Man Terry Grant fuhr mit einem Juke Nismo RS ebenfalls den Berg in Rekordzeit hoch, aber – halten Sie sich fest – auf zwei Rädern. Er schaffte das in zwei Minuten und zehn Sekunden. Ein anderer Fahrer, der es gewohnt ist, in Rekordzeit auf zwei Rädern sein Bestes zu geben, hatte 2015 sein Goodwood-Debüt: MotoGP-Weltmeister Valentino Rossi scheuchte erst seine Yamaha YZR-M1 um die Ecken und stieg dann auf vier Räder in den Ex-Jacky-Ickx/Jochen-Mass-Porsche-962C um.
Gymkhana-Künste von Ken Block
Erstmals gab es in diesem Jahr auch eine spezielle Drift-Sektion. Kein geringer als Gymkhana-König Ken Block gab seinen Goodwood-Einstand. Bei seinem Hoonicorn, einem 1965er Ford Mustang mit 865 PS, brachte er die Reifen zum Glühen und malte schwarze Streifen in den Asphalt vor der Haupttribüne, so dass man ihn vor lauter Rauchschwaden kaum noch sehen konnte. Sodann griff er ins Lenkrad des kommenden 350-PS-Kompaktsportlers Ford Focus RS, den das Publikum in Goodwood erstmals in voller Fahrt sehen konnte.
Weltpremieren in voller Fahrt
Andere Marken zeigten ihre Neuheiten ebenfalls zum ersten Mal in Bewegung. So beglückte Aston-Martin die Zuschuer mit der großen Limousine Lagonda, ließ aber auch den Supersportwagen Vulcane über den Hill rauschen, der in einer Mini-Auflage von 24 Exemplaren seine zahlungskräftigen Besitzer mit 800 PS in einer Carbonschale beflügeln wird.
Flugkunstücke der Red Arrows
Und wem von den Zuschauern das alles zu viele Autos waren, der setzte sich einfach auf seine Picknick-Decke, holte sich einen Bio-Burger (mit feinstem Hack von den Rindern des Lord March), dazu vielleicht einen Becher Bier, und schaute den Red Arrows von der Royal Airforce zu, die – wie jedes Jahr – mit atemberaubenden Flugkunstücken für Unterhaltung sorgte …
(ph)
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