München, 29. Juli 2015
Wer durch einen Tunnel fahren muss, tut das oft mit einem mulmigen Gefühl: Die Gefahr, bei einem Unfall in der Mitte eingeschlossen zu sein und nicht mehr rauszukommen, fährt bei vielen mit. In der Vergangenheit waren es schwere Katastrophen wie der Brand im Tauerntunnel im Jahr 1999 mit zwölf Toten, die diese Furcht schürten. Ebenfalls seit 1999 testet der Automobilclub ADAC jährlich die europaweit wichtigsten Tunnel nach Sicherheitskriterien und veröffentlicht die – teils erschreckenden – Ergebnisse.
Von 20 sind 14 “sehr gut”
Mittlerweile sind die Röhren jedoch besser als ihr Ruf. Laut ADAC ging es vor allem seit dem Inkrafttreten einer EU-Richtlinie mit Mindestanforderungen an die Sicherheit im Jahr 2004 aufwärts. Beim aktuellen Test 2015 sieht der Autoclub nun “das beste Ergebnis aller Zeiten”: Von 20 untersuchten Tunneln in fünf europäischen Ländern schnitten 14 mit “sehr gut” und sechs Tunnel mit “gut” ab. Eine schlechtere Wertung bekam keiner.
Tunnel Berg Bock: Sogar mit eigener Feuerwehr
Als Sieger geht der deutsche Tunnel Berg Bock auf der A71 bei Suhl hervor. Die beiden 2002 eröffneten und knapp drei Kilometer langen Röhren sind mit gut gekennzeichneten Flucht- und Rettungswegen ausgerüstet, in die kein Rauch eindringen kann. Dazu kommen eine lückenlose Videoüberwachung und gegen Lärm geschützte Notrufstationen mit Feuerlöschern. Außerdem verfügt der Tunnel über ein automatisches Brandmeldesystem, befahrbare Rettungswege, gut geschultes Personal und sogar über eine eigene Feuerwehr. Nahezu gleichauf liegen in Deutschland die Tunnel Rennsteig (A71 bei Zella-Mehlis) und Jagdberg (A4 bei Jena), sowie in Österreich der Roppener Tunnel (A12 bei Imst).
Gotthard-Tunnel: Risiko durch viel LKWs
Die wenigsten Punkte im Test bekommt der Schweizer Gotthard-Tunnel auf der A2 (Basel – Chiasso). Das größte Manko der fast 17 Kilometer langen Bergdurchquerung: Es gibt nur eine Röhre, die im Gegenverkehr betrieben wird. Das potenzielle Risiko geht laut ADAC vor allem vom hohen LKW-Anteil bei den rund 17.500 Fahrzeugen aus, die täglich die Strecke nutzen.
Lärm stört beim Notruf
Zwar gibt es keine gravierenden Defizite bei den getesteten Röhren, dennoch hatten die Tester einiges zu bemängeln: So waren bei der Hälfte der Tunnel die Wände nicht hell angestrichen. Bei einem Viertel gab es zumindest unter der Woche täglich Stau im Tunnel. Und bei ebenso vielen funktionierte die Verständigung über die Notrufe wegen des nicht abgeschirmten Verkehrslärms nur schwer. Auch die oftmals zu kurze Arbeitsdauer der Atemschutzgeräte für die Feuerwehr wird beanstandet. Die einzelnen Ergebnisse des Test zeigen wir in in einer Übersicht in unserer Bildergalerie.
(hd)
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