Frankfurt/Main, 30. Juli 2015
Eine Sache hämmert mir Fiat sofort ein: “Schreib bloß nicht, der 500X sei lediglich ein aufgeblasener 500.” Also nicht wie in der lustigen Werbung, in der ein Cinquecento per Viagra zum SUV mutiert. Doch nun kommt der 500X seiner optischen Inspirationsquelle preislich recht nahe. Der Grund ist ein neuer Basis-Benziner. Ob er ausreicht, klärt unser Test.
Nur optische Parallelen
Wie bereits erwähnt, haben die Fiat-Designer durchaus Wert auf eine Familienähnlichkeit zum 500 gelegt. Mit Erfolg: Was auf Fotos noch etwas verquollen herüberkommt, ist in der Realität durchaus ansehnlich. Mit 4,25 Meter spielt der 500X in einer Liga mit dem Opel Mokka und anderen subkompakten SUVs. Die technische Basis mit 2,57 Meter Radstand teilt sich der Fiat mit seinem Konzernbruder, dem Jeep Renegade. Dazu zählt auch ein Saugbenziner mit 110 PS und dem etwas kryptischen Namen E-torQ. Klingt nach Allrad oder Traktionskontrolle, bedeutet aber lediglich, dass rund 80 Prozent des maximalen Drehmoments von 152 Newtonmeter bereits bei 1.500 Touren anliegen.
Weniger ist mehr?
Und warum erzähle ich Ihnen das alles? Ganz einfach: Fiat lockt vorerst bis Ende September 2015 mit einem höchst interessanten Angebot. Für 15.990 Euro gibt es den Basis-500X mit Radio, Klimaanlage und eben jenem 110-PS-Benziner. Also hineingesetzt und losgefahren. Im adrett gestalteten Cockpit sind die Zitate zum kleinen 500 unübersehbar, das in Wagenfarbe lackierte Armaturenbrett bringt Leben in die Bude. An einigen Stellen verbaut Fiat recht schlichten Kunststoff. Wirklich auffällig wird das aber erst in der 500X-Topversion namens “Lounge”, in den einfachen Ausführungen geht die Lösung in Ordnung. Schon kritikwürdiger ist der kleinteilige Tacho. Noch ein Tipp meinerseits: Sparen Sie sich das werksseitig angebotene Navi. Dessen Fünf-Zoll-Bildschirm ist zu klein und grobpixelig. Weil die Technik von TomTom kommt, empfehle ich eine billigere Nachrüstlösung dieser Marke, die man sich besser sichtbar an die Scheibe klebt.
Alles im Lot
Und sonst? Der Einstieg erfolgt hoch und bequem, auch im Fond mangelt es nicht an Platz. Größer als in Wirklichkeit wirkt der Kofferraum, Fiat gibt zwischen 350 und 1.000 Liter Volumen an. Aber furchtbar viel größer ist das Gepäckabteil in einem Opel Mokka auch nicht.
Alte Schule
Wie fährt sich der Einstiegs-Benziner? Man muss ihm die Sporen geben, das merke ich schon an der ersten Ampel. Damit der gut 1,3 Tonnen schwere 500X in die Puschen kommt, muss das Gaspedal deutlich gedrückt werden. Spätestens auf der Autobahn stellt man fest, wie lang sich 11,5 Sekunden auf 100 km/h anfühlen können. Aber das hier ist nun mal kein Turbo, der fast aus dem Stand loshechtet. Das hier ist die gute alte Sauger-Schule und das bedeutet Drehzahl. Erst ab 3.000 Touren spielt die Musik, bei 4.500 Umdrehungen stehen die maximalen 152 Netonmeter bereit. Aber das Orchester unter der Haube pflegt ruhige Töne, obwohl nur ein Fünfgang-Getriebe an Bord ist. Bei Tempo 130 liegen 3.700 Umdrehungen an, trotzdem sind Unterhaltungen noch möglich. Wer Geduld hat und gelassen fährt, wird mit der Basismaschine zufrieden sein.
Besser mit Turbo?
Sie mögen es eiliger? Dann könnte der 140-PS-Multiair-Motor mit Turbo in Betracht kommen. Ihn bietet Fiat jetzt auch mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe an. Etwas ungewohnt ist der leicht dieselige Klang im Stand. Ansonsten bilden Motor und Getriebe ein gut zusammenspielendes Duo, auch was die Akustik betrifft.
Holterdipolter!
Nicht wirklich zufriedenstellend ist die Fahrwerksabstimmung. Die feinfühlige Lenkung ist über jeden Zweifel erhaben. Aber auf den teilweise grob geflickten Autobahnen um Frankfurt geht der Abrollkomfort ziemlich flöten. Besonders schlimm ist es mit den 18-Zöllern der 500X-Topausstattung: Hier verhält sich das Fahrwerk sehr stoßig, speziell die Hinterachse federt unangenehm nach, es entsteht eine Neigung zum Hoppeln. Der 500X liegt nicht ruhig auf dem Asphalt. Etwas abgemildert wird diese Nervösität durch die kleineren 17-Zoll-Felgen. Weniger ist deshalb manchmal mehr. Trotzdem: Beim Überfahren von Straßenbahnschienen werden die Insassen ordentlich durchgerüttelt.
Attraktives Angebot
Aber der Schnäppchen-Gedanke relativiert beim Basis-500X vieles. Mit Blick auf den Listenpreis wird das Angebot nämlich noch interessanter: 16.950 Euro, aber ohne Radio und Klimaanlage. Würde man beides im Normalfall ordern, wären 18.240 Euro fällig. Viele Optionen sind allerdings nur für die höheren Ausstattungsvarianten lieferbar, etwa der sehr gut arbeitende Spurhalteassistent mit aktivem Eingriff. Falls Sie Lust auf den Doppelkupplungs-500X haben: Dieser fängt bei 23.150 Euro an.
(rh)
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