Alfa Romeo Giulietta im Test: Dezente Kosmetik und ein neuer Diesel

October 29, 2013

Geht nach knapp dreieinhalb Jahren überarbeitet an den Start: Alfa Romeo Giulietta

Weiche Linien und gefällige Rundungen dominieren das Erscheinungsbild

Einzige Neuerungen: Ein modifizierter Kühlergrill und in Chrom eingefasste Nebelscheinwerfer

Gavi (Italien), 28. Oktober 2013
Eines muss man Alfa Romeo lassen: Bei der italienischen Traditionsmarke weiß man, wie schöne Autos auszusehen haben. Auf einen Sportler wie den 4C haben viele gewartet, der MiTo ist einer der schicksten Kleinwagen überhaupt und die Giulietta ist der wohl ansehnlichste unter den vielen Golf-Konkurrenten. Im Rahmen der Modellpflege der Giulietta haben die Designer denn auch weitestgehend auf optische Änderungen verzichtet. Von einem Facelift kann man deshalb nicht sprechen, dennoch hat Alfa sein “Julchen” fit für die zweite Lebenshälfte gemacht – mit einem neuen Diesel, neuen Infotainmentsystemen sowie dezenten Retuschen an Karosserie und Interieur.

Diskrete Änderungen an der Frontpartie
Einzige äußerliche Erkennungszeichen des 2014er-Jahrgangs sind der modifizierte, dreieckige Kühlergrill sowie die künftig in Chrom eingefassten Nebelscheinwerfer. Ansonsten dominieren wie gehabt gefällige Rundungen und weiche Linien. Wir geben den Designern Recht: Hübsch anzusehen ist die Giulietta nach dreieinhalb Jahren immer noch. Vielleicht liegt das daran, dass sie in Deutschland – im Gegensatz zum Heimatland Italien – nur ziemlich selten auf der Straße anzutreffen ist. Mit rund 5.100 Neuzulassungen lag die Giulietta hierzulande im Vorjahr in etwa auf dem Niveau des Range Rover Evoque. Damit gehört sie definitiv in die Kategorie “Individualist”.

Zwei neue Infotainmentsysteme
Individuell gestaltet ist auch das überarbeitete Cockpit der Giulietta. Die Armaturentafel gefällt durch schlichte Eleganz. Auf Wunsch sind verschiedene Bi-Color-Ausführungen erhältlich, die das dominierende Schwarz etwa mit einem hellen Braun oder einem dunklen Rot kombinieren. Gut gefallen die übersichtlich angeordneten Bedienelemente. In Zeiten, in denen andere Hersteller ihre Mittelkonsole gerne mit einer Vielzahl an Knöpfen überfrachten, beschränkt sich Alfa Romeo auf drei große Regler für die Klimaanlage und wenige Schalter, die um den Multifunktionsbildschirm gruppiert sind. Der klappt nicht mehr wie bislang oben aus der Armaturentafel, sondern ist jetzt weiter unten in die Mittelkonsole integriert. Zwei Ausführungen sind erhältlich, sie sind jeweils Bestandteil des neuen Infotainmentsystems mit ansprechender Grafik und intuitiver Bedienung: Die Basisversion umfasst einen Fünf-Zoll-Touchscreen, ein CD-Radio, USB- und AUX-Anschlüsse sowie eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Wer 1.500 Euro oben drauflegt, bekommt zusätzlich einen 6,5-Zoll-Touchscreen, ein Navigationssystem mit 3D-Ansicht und Sprachsteuerung sowie digitalen Radioempfang.

Fehlende Ablagen, wenig Platz im Fond
Im insgesamt ansprechend eingerichteten Innenraum haben wir zwei Schwächen ausgemacht: Das sind zum einen die wenigen und vergleichsweise kleinen Ablagefächer. Zum anderen ist es das eingeschränkte Platzangebot im Fond. Obwohl die Giulietta mit 4,35 Meter zehn Zentimeter länger ist als ein VW Golf, genießen die hinteren Passagiere deutlich weniger Kopf- und Beinfreiheit. Wer auf der Rückbank aufrecht sitzen will, sollte daher kaum größer als 1,75 Meter sein. Der Gepäckraum der Giulietta fasst im Normalzustand ordentliche 350 Liter, bei umgeklappten Rücksitzlehnen nicht allzu üppige 1.045 Liter. Zum Be- und Entladen muss stets eine hohe Ladeschwelle überwunden werden.

Leiser und kräftiger Diesel
Neu im Giulietta-Motorenprogramm ist ein Zweiliter-Turbodiesel mit 150 PS, der das zehn PS schwächere Vorgänger-Aggregat ablöst. Der neue Selbstzünder arbeitet kultiviert und ruhig, letzteres ist unter anderem der verbesserten Geräuschdämmung zu verdanken. Im unteren Drehzahlbereich präsentiert sich der Vierzylinder etwas schwach auf der Brust, doch bereits bei 1.750 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 380 Newtonmeter bereit. Entsprechend durchzugsstark ist der kompakte Alfa unterwegs und erledigt Zwischenspurts wie Überholmanöver lässig und souverän. Mit einem Normverbrauch von 4,2 Liter ist der 150-PS-Diesel auf dem Papier 0,3 Liter sparsamer als der 140-PS-Vorgänger. In der Praxis zeigte er sich allerdings selbst bei konstant Tempo 120 auf der Autobahn sehr viel durstiger.

Dreistufiges Fahrdynamiksystem
Immer an Bord ist das Fahrdynamiksystem DNA, die Buchstaben stehen für die drei Programme “Dynamic”, “Normal” und “All Weather”. Über einen Schalter in der Mittelkonsole kann der Fahrer hier Einfluss auf die Kennfelder von Motor, Getriebe, Lenkung und ESP nehmen. Das maximale Drehmoment wird etwa ausschließlich im Dynamic-Modus erreicht. Die sechs Gänge des serienmäßigen Schaltgetriebes lassen sich leichtgängig und präzise wechseln, die Lenkung agiert ausreichend direkt und das komfortable Fahrwerk verzeiht der Straße so manche Unzulänglichkeit.

Etwas günstiger als ein Golf
Die überarbeitete Giulietta steht ab sofort bei den Händlern. Los geht es unverändert bei 19.250 Euro für den Basisbenziner mit 105 PS und eher dürftiger Ausstattung. Der neue 2.0 JTDM 16V mit 150 PS bietet da mit serienmäßigen 16-Zoll-Leichtmetallrädern, dem Fünf-Zoll-Infotainmentsystem, einem Multifunktions-Lederlenkrad und Nebelscheinwerfern einiges mehr. Mindestens 25.900 Euro werden dafür fällig. Ein vergleichbarer VW Golf 2.0 TDI mit 150 PS kostet 600 Euro mehr. Gänzlich verzichten muss man bei Alfa Romeo allerdings auf moderne Sicherheitssysteme wie einen Spurhalteassistenten, einen Totwinkelwarner oder einen Notbremsassistenten.
(mn)

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