Test BMW M235i Cabrio mit technischen Daten und Preisen

August 27, 2015

Sechs Zylinder, 326 PS, Heckantrieb und ein Stoffverdeck: Viel besser als im BMW M235i Cabrio kann man sich der Sonne kaum aussetzen, oder? Test!

Das M-Aerodynamikpaket und zwei Auspuffendrohre kennzeichnen den Top-2er

So wirkt das 2er Cabrio fast kleiner, als es die 4,45 Meter Länge vermuten lassen. Ein 3er E30 Cabrio war auch nicht größer

Haar, 27. August 2015
Zumindest für deutsche Verhältnisse ist der Sommer 2015 ein ganz schön feiner Kerl und wenn wir ein bisschen Glück haben, quetscht er auch die nächsten sechs bis sieben Wochen noch eifrig Sonnenstrahlen und den ein oder anderen 30-Grad-Tag aus sich heraus. Denken Sie einfach an diesen wohlig wärmenden Sonnenstrahl, der sich an einem Sonntag Morgen seinen Weg durch rötlich-gelb gefärbtes Herbstlaub direkt auf Ihr frei zugängliches Haupt bahnt. Hach, ist das nicht wundervoll … Oder anders: Einen Cabrio-Kauf können Sie mit der heimischen Regierung auch jetzt noch unter dem Motto “total sinvoll” verhandeln.

Etwas gewichtig
Soll das Ganze in eine sportliche, nicht allzu riesige und irgendwie noch halbwegs puristische Richtung gehen, dann dürfen Sie jetzt weiterlesen, denn dieser Test beschäftigt sich mit dem BMW M235i Cabrio. Das Topmodell unter den dachlosen 2ern bietet einen 3,0-Liter-Turbo-Reihensechszylinder mit 326 PS und 450 Newtonmeter. Außerdem öffnet und schließt sein immens geräuschvernichtendes, fünflagiges Stoffverdeck in 20 Sekunden und das bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Trotz eines etwas arg moppeligen Leergewichts von 1.675 Kilo (über 140 Kilo mehr als beim Coupé) zieht sich der 235er in 5,2 Sekunden von Null auf 100 km/h. Entscheidet man sich für die optionale Achtgang-Automatik (was ich aufgrund ihrer vollumfänglichen Brillianz nur empfehlen kann), sinkt der Sprintwert auf 5,0 Sekunden.

Der engere, aber schönere 2er
Was die Platzverhältnisse betrifft, gilt auch im 235i Cabrio: Vorne üppig, hinten lausig. Na gut, es ist etwas besser als im Vorgänger, dem 1er Cabrio. Für alles, was in punkto Wuchs über Grundschulniveau hinaus geht, wird die Rück- trotzdem eher zur Strafbank. Der Kofferraum geht aber durchaus in Ordnung. Mit maximal 280 Liter bietet er zwar 110 weniger als das Coupé, aber die Rücklehne ist klappbar und Sie werden sich ihren offenen Kompakt-BMW ja hoffentlich nicht ausgesucht haben, um damit baumarktgroße Einkäufe zu erledigen oder den nächsten Familien-Umzug zu stemmen. Für Cabrio-Freunde ohnehin viel wichtiger: Das Stoffverdeck schafft es verblüffend gut, die durchaus ansprechende Silhouette des geschlossenen 2ers am Leben zu lassen. Viele werden im Cabrio sogar den schöneren 2er sehen. Ich würde diesen Menschen auf keinen Fall widersprechen.

Antrieb wie immer eine helle Freude
Auf der Straße überzeugt das M235i Cabrio mit den gewohnt hochklassigen BMW-Antriebstugenden. Die Kombination aus Reihensechser und ZF-Achtgangbox ist zuckersüß und sehr sehr schnell, vor allem, wenn man den Fahrerlebnisschalter links neben dem Schalthebel auf “Sport” oder “Sport Plus” befehligt hat (im EcoPro- und Normal-Modus geht leider ein bisschen arg viel der bayerischen Spontanität verloren). So reagiert der 235er deutlich aggressiver aufs Gas und dreht spürbar motivierter Richtung Drehzahlende bei etwas unter 7.000 Touren. Durch die extrem gleichmäßige Kraftentfaltung und den … naja, nennen wir es mal “unaufdringlichen” Sound geht einem dabei fast schon durch die Lappen, wie verdammt zackig man mit diesem Landstraßentier die meiste Zeit unterwegs ist.

Mehr ein “M-chen”
In gewisser Weise gilt das auch für die Fahrwerksabstimmung, denn obwohl vor dem “235i” ein “M” steht, ist das hier doch ein gutes Stück vom unfiltrierten Rennsportgeist eines Vollblut-Streitwagens der M GmbH entfernt. Bevor Sie mich falsch verstehen: Das M235i Cabrio ist schön steif, lenkt extrem fröhlich ein und wirkt so gut wie immer quietschfidel. Dabei beherrscht es die übliche Frontmotor-Heckantrieb-Tonleiter von “leichtes Untersteuern” bis “dezent austretendes Hinterteil” (in unserem Testwagen war das DSC seltsamerweise nicht komplett deaktivierbar) mit Bravour und auch Traktion ist (nicht nur dank des elektronischen Hinterachs-Sperrdifferenzials) reichlich vorhanden.

Bis zum Grenzbereich hervorragend
Sollten Sie jedoch vorhaben, mit diesem Cabrio permanent Tabula Rasa zu machen oder täglich beim Grenzbereich zu klingeln, dann lassen Sie das mit dem Cabrio lieber bleiben und machen Sie ihr Kreuzchen beim merklich leichteren und fokussierteren M235i Coupé. Knapp 1.700 Kilo lassen sich eben nicht wegdiskutieren. Außerdem schaukelt und versetzt der offene 235er auch mal etwas stärker, aber nur wenn die Straßen schlecht und die Kurvengschwindigkeiten hoch sind.

Highspeed-Cruiser
Ich gehe jetzt aber einfach mal davon aus, dass ein eher gegen Null tendierender Anteil der Kundschaft dieses Auto kauft, um damit Rundenzeiten zu fabrizieren oder am Rande der geistigen Gesundheit einen Bergpass zu attackieren. Dabei würde sich das M235i Cabrio auch in diesen Fällen nicht wirklich dumm anstellen. Mit seinem sahnigen Sechszylinder, dem verblüffend guten Abrollkomfort und den wirklich unglaublich (und das ist ein großes “unglaublich”) bequemen Sitzen macht dieses Auto als Oben-Ohne-Cruiser mit eingebautem Überland-Torpedo aber letztlich mehr Sinn.

Das Beste, aber teuer
Ein ähnlich ausgewogenes und doch so lebendiges Cabriolet werden Sie in dieser Klasse trotzdem nicht finden. Ein teureres wahrscheinlich auch nicht, denn als M235i mit Achtgang-Sportautomatik kostet der Teint-verbessernde Spaß mindestens 51.350 Euro. Immerhin ist viel Schnickschnack wie die schicken M-Spoiler, eine Klimaautomatik, hintere Parkpiepser oder das elefantös dicke M-Multifunktionslenkrad bereits ab Werk dabei. Das vergleichbar rasante, aber plumpere Audi S3 Cabrio mit 300 PS und Sechsgang-DSG ist ab 49.000 Euro zu haben. Wenn Sie einen ganzen Batzen Geld sparen wollen und Ihnen ein Vierzylinder für sonnige Fahrfreuden ausreicht: Der nicht wirklich langsame 228i mit 245 PS und Sechsgang-Handschalter ist ab 39.550 Euro zu haben.
(sw)

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