Santa Pod (Großbritannien), 11. September 2015
Beim Finale der europäischen Drag-Racing-Meisterschaft im englischen Santa Pod hat es ein altes, kleines Auto geschafft, die Anwesenden massiv zu beeindrucken. Der Enfield 8000 von Jonny Smith versohlt nämlich als schnellstes, straßenzugelassenes Elektroauto Europas allen Teslas gehörig den Hintern – und ist dabei schon vierzig Jahre alt.
Es war einmal ein Stadtflitzer
Gebaut, um der Ölkrise in den 1970er Jahren aus dem Weg zu gehen, lebte der Enfield 8000 mit seinen serienmäßig acht PS bei 975 Kilogramm – 308 Kilogramm davon wogen allein die Batterien – ein eher gemütliches Leben als emissionsfreier Stadflitzer im Dienst eines örtlichen Stromanbieters. Er hat eine Alu-Karosserie über einem Stahl-Rohr-Rahmen, eine Technik, die damals auch bei Aston Martin verwendet wurde. Technische Highlights waren Run-Flat-Reifen und eine beheizte Frontscheibe. Der Enfield wurde nur 120-mal gebaut. Unter anderem, weil er trotz 31 Zentimeter kürzerem Radstand das zweieinhalbfache eines Minis kostete. Außerdem war er mit 55 Kilometer Reichweite und einem Topspeed von 65 km/h noch nicht sehr konkurrenzfähig. Heute gibt es von den 120 Fahrzeugen, die für die Beschleunigung von null bis 50 km/h 12,5 Sekunden brauchen, geschätzt noch 30 Stück.
Klein aber gemein
Einer dieser 30 Enfields gehört dem Fernseh-Moderator Jonny Smith. Er hat den kleinen, gelben Floh innerhalb der letzten drei Jahre in ein wahres Monster des Drag-Stips verwandelt. Statt den sehr mageren acht PS des Original-Antriebs schießt der Enfield jetzt mit 1.000 PS wie ein wild gewordener Flummi über die Rennstrecken – und durch den öffentlichen Straßenverkehr. Denn um sich den Titel “schnellstes straßenzugelassenes Elektroauto Europas” sichern zu können muss der Enfield – richtig – straßenzugelassen sein. Um das unter Beweis zu stellen, sollten die Teilnehmer im Vorfeld der Veranstaltung rund 40 Kilometer auf öffentlichen Straßen ohne Panne oder fremde Hilfe absolvieren. Der Enfield, der erst kurz vorher mit Scheibenwischern und Hupe versehen worden ist, meisterte aber auch das mit Bravour.
Schneller als ein Tesla
Im Finale stand schließlich ein 2.000-PS-starker Nissan GTR als Gegner neben dem Enfield. Eine Niederlage, die Jonny Smith gerne einsteckte, nachdem er seine Zeit schwarz auf weiß in den Händen hielt: 10,84 Sekunden auf der Viertelmeile, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h. Damit pulverisierte er die Zeit des Tesla Model S um knapp sieben Zehntelsekunden. Der Bestwert des Tesla liegt bei 11,5 Sekunden. “Ich kann es immer noch nicht glauben. Als ich die Zeit sah, war ich so glücklich, dass ich meinen Teamkollegen Nick auf den Mund küssen musste”, gab ein überglücklicher Jonny Smith zu Protokoll. “Das Auto ist der Wahnsinn. Er hat Unmengen an Grip und schießt mit einem unglaublichen Geradeauslauf nach vorne. Und es hat noch nie versucht, mir abzuhauen. Einfach toll.”
(mf)
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