Wittlich, 31. Oktober 2013
Das Thema Winterreifen wird von deutschen Autofahrern als eher lästig empfunden. “Der Reifenwechsel ist häufig mit zusätzlichen Ausgaben verbunden, viele müssen in den kalten Monaten auf ihre schicken Alufelgen verzichten und einher geht das Ganze mit dem Beginn der tristen Jahreszeit”, erklärt Verhaltensforscherin Andrea Gröppel-Klein von der Universität Saarbrücken. Und obwohl bereits vor dem ersten Schneefall stets eindringlich auf die Notwendigkeit der richtigen Bereifung hingewiesen wird, zieht ein Drittel der Autofahrer in Deutschland zu spät oder gar keine Winterpneus auf. Mitverantwortlich dafür sind auch zahlreiche Irrtümer und Mythen zu Winterreifen, die scheinbar unbeirrt in Autofahrerkreisen kursieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage, die der Reifenhersteller Goodyear Dunlop in Auftrag gegeben hat.
Nicht nur bei Schnee, sondern auch bei Nässe besser
Demzufolge glaubt jeder dritte Befragte, dass Winterreifen nur in Gegenden benötigt werden, in denen häufiger Schnee liegt. Für typische Glättesituationen sorgt jedoch meist gar nicht Schnee. “Die häufigste Herausforderung, der sich ein Winterreifen in der kalten Jahreszeit in Deutschland stellen muss, ist Nässe, gefolgt von Frostfolgen wie Reif, Raureif oder überfrierender Nässe. Erst dann folgt die typische Schneedecke”, so Thomas Ranft, der als Wetterexperte für den Hessischen Rundfunk arbeitet. Kälte und Nässe herrschen hierzulande häufiger vor als man denkt. In Stuttgart etwa gibt es pro Jahr 90 Frost-, aber nur 40 Sommertage mit über 25 Grad. Oder in Konstanz, im vermeintlichen Schönwettergebiet am Bodensee gelegen, ist statistisch jeder dritte Tag ein Regentag. Bereits bei Temperaturen von weniger als sieben Grad ist ein Winterreifen jedoch einem Sommerreifen in Sachen Grip deutlich überlegen.
Keine Einschränkungen bei Verbrauch und Lautstärke
Ein weiteres gängiges Vorurteil lautet, dass Fahrzeuge mit Winterreifen mehr Sprit verbrauchen als mit Sommerreifen. Knapp 80 Prozent der befragten Autofahrer glauben das. Es ist allerdings genauso falsch wie die Annahme, dass Winterreifen lautere Abrollgeräusche erzeugen. Über die Hälfte der Autofahrer sind der Meinung, dass Sommerpneus einen höheren Fahrkomfort bieten, und rund ein Drittel der Befragten vertritt die Ansicht, dass Winterreifen problemlos im Sommer aufgebraucht werden können. Beides ist ebenso falsch. Über 40 Prozent glauben, Winterreifen mit 1,6 Millimeter Restprofiltiefe würden noch über ausreichend Grip verfügen. Unabhängige Experten raten vielmehr zu einem Restprofil von mindestens vier Millimeter.
Allein das Schneeflockensymbol weist einen Winterreifen aus
In die Irre führen lassen sich viele Autofahrer in Deutschland zudem von der M+S-Kennung (steht für Matsch und Schnee). 70 Prozent halten dieses Logo für die Kennzeichnung eines Winterreifens. “Doch die M+S-Kennzeichnung ist kein gesetzlich geschütztes Symbol”, erklärt Bernd Löwenhaupt von Goodyear Dunlop. Das hat zur Folge, dass theoretisch jedes Produkt mit diesem Symbol versehen werden kann. “Daher gibt es Reifen mit dieser Kennzeichnung, die völlig ungeeignet für den Wintereinsatz sind”, so Reifenentwickler Löwenhaupt weiter. Anders verhält es sich hingegen mit dem Schneeflockenzeichen, wie es beispielsweise der neue Dunlop Winter Response 2 auf der Seitenwand trägt. Hier sind Eigenschaften vorgegeben, die nur echte Winterreifen erfüllen können. Beim Bremstest etwa muss ein um sieben Prozent besseres Ergebnis erzielt werden als bei einem vergleichbaren Sommerreifen.
Aufklärungsbedarf besteht weiterhin
“Die Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen, dass bei den Autofahrern noch erheblicher Aufklärungsbedarf über die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Winterreifen besteht”, fasst George Rietbergen, Deutschland-Chef von Goodyear Dunlop, die gesammelten Erkenntnisse zusammen. Da es in Deutschland keine eindeutige gesetzliche Regelung gibt, bleibt weiterhin nur die bekannte Faustregel “von O bis O” – also der Zeitraum von Oktober bis Ostern, in dem Autos mit Winterreifen unterwegs sein sollten. Die Investition in einen Satz hochwertiger Winterreifen mag den Autofahrern ein Dorn im Auge bleiben. Doch verglichen mit der teuren Reparatur des Fahrzeugs nach einem Unfall, der mit der richtigen Bereifung hätte vermieden werden können, ist es allemal die kostengünstigere Alternative.
(mn)
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