Tokio (Japan), 28. Oktober 2015
Totgesagte leben länger: Nach dem Produktionsende des Mazda RX-8 im Jahr 2012 sahen nicht wenige den Wankelmotor auf dem Abstellgleis: Zu ungünstige Brennraumform, zu hoher Verbrauch und schlechter Durchzug aus niedrigen Drehzahlen lauteten die Argumente der Grabredner. Aber Mazda hatte sein Aushängeschild, den Kreiskolbenmotor, nur in die Tiefkühltruhe gesteckt. Parallel liefen die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten daran weiter. Schließlich weiß man in Hiroshima, dass zwei Dinge für Mazda einzigartig sind: der MX-5 und der Wankelmotor, mit dem man sogar in Le Mans siegte. Jetzt hat man den speziellen Antrieb gewissermaßen wieder aufgetaut und zeigt ihn in einer schicken Hülle: der Studie RX-Vision.
Der japanische Ferrari
Das Konzeptfahrzeug steht als Weltpremiere auf der Tokyo Motor Show (28. Oktober bis 8. November 2015). Optisch fällt der lange und flache Vorderwagen auf, in dem sich der platzsparende Wankelmotor versteckt. In Sachen Design zitiert der RX-Vision firmeneigene Vorbilder, er könnte aber auch als Ferrari durchgehen. Allzu viele handfeste Informationen liefert Mazda noch nicht. Bekannt ist nur, dass die Studie 4,39 Meter lang ist, 1,92 Meter breit und nur 1,16 Meter hoch. Der Radstand beträgt 2,70 Meter, montiert sind 20-Zoll-Felgen mit 245er-Bereifung vorne und 285ern hinten.
Codename 16X
Zu Antriebsdetails hält sich Mazda noch bedeckt. Der RX-Vision weist einen vorne eingebauten Motor und Hinterradantrieb auf. Die Wankelmotoren der Zukunft laufen unter der Bezeichnung “Skyactive-R”, wobei das R für die englische Wankel-Übersetzung “rotary” steht. Das macht Sinn, laufen doch die Benziner bei Mazda als “Skyactive-G” (G für “gasoline”) und die Diesel als “Skyactive-D”. Im Zentrum der Wankel-Entwicklung standen Kraftstoffeffizienz, Abgasverhalten und Zuverlässigkeit. Wie genau das Ergebnis aussieht und was das Agreggat leistet, ist bislang nicht bekannt. Wahrscheinlich ist aber die Nutzung einer verbesserten Version des 2007 vorgestellten 16X-Kreiskolbenmotors mit zwei Scheiben und Direkteinspritzung.
Kommt 2017 ein RX-9?
Der Name RX-Vision deutet auf einen RX-9 hin, der das Modellprogramm von Mazda nach oben abrunden könnte. Ein wenig vergleichbar wäre der RX-9 mit dem BMW i8, was die Aussage betrifft: Nämlich ohne Buchhalter-Blick zu zeigen, was technologisch möglich ist. Ähnlich gingen schon 1961 die “47 Samurai” genannten Mazda-Ingenieure rund um den späteren Firmenchef Kenichi Yamamoto ans Werk, nachdem man eine Wankel-Lizenz von NSU erworben hatte. Mit Erfolg: Noch vor dem NSU Ro 80 stellte Mazda im Jahr 1967 das erste Fahrzeug mit Zweischeiben-Wankel vor, den Cosmo Sport. 1970 eröffnete der RX-2 die RX-Zählung, die im RX-7 von 1978 einen ersten Höhepunkt fand. Und wann kommt die neue RX-Nummer auf den Markt? Laut Mazda sind noch einige Hürden zu nehmen. Wir rechnen trotzdem mit 2017, dem 50. Geburtstag des Cosmo.
(rh)
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