Ford Tourneo Connect im Test: Nutzwert mit Charme

November 6, 2013

Nutzwert im schicken Outfit: Der neue Ford Tourneo Connect

Der Tourneo Connect ist der Pkw-Ableger des gewerblichen Transit Connect

Das trapezförmige Heckfenster und die schmalen, hohen Rückleuchten kennzeichen die neuen Transporter von Ford

München, 5. November 2013
Die Tiefe des Raumes: Hochdachkombis sind beliebter, als man annimmt. Allein vom VW Caddy wurden hierzulande zwischen Januar und September 2013 gut 21.000 Stück verkauft, die Nutzfahrzeugvarianten nicht eingerechnet. Der Grund liegt auf der Hand: Fahrzeuge dieser Art sind “Pkw-artiger” und damit handlicher als klassische Kleinbusse. Trotzdem bieten sie eine Menge Raum für vergleichsweise wenig Geld. Schon seit 2002 hat Ford einen Caddy-Gegner im Programm, den Tourneo Connect. Besaß die Erstauflage noch den Charme eines Umzugskartons, soll der Nachfolger nun mit flotter Optik punkten.

Transit und Tourneo hoch vier
Doch bevor wir uns den Details zuwenden, ist ein kurzer Grundkurs in Transitologie nötig. Lange Jahre gab es nur einen Ford Transit als Gegner des VW-Bus und legendären Anatolien-Express. Künftig wird es deutlich unübersichtlicher, generell gilt aber: Transit heißen die Nutzfahrzeugversionen, Tourneo die Pkw-ähnlichen Varianten. Der Courier ist das kleinste Format (vergleichbar dem Fiesta), darüber rangieren der Connect (Gegner des VW Caddy) und der Custom (Gegner des VW T5). Ganz oben gibt es dann noch einen Transit ohne Beinamen, ein reines Nutzfahrzeug mit bis zu 15 Kubikmeter Ladevolumen. Kapiert? Macht nichts, wir können es uns auch nicht merken.

Kreativer Kasten
Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Ford Tourneo Connect, der im ersten Quartal 2014 auf den Markt kommt. Erster Eindruck: Deutlich flotteres Design als der Vorgänger, für ein solch nutzwertorientiertes Auto absolut gelungen. Daneben wirkt der VW Caddy biederer, beide Fahrzeuge sind in den Abmessungen ungefähr gleich. Basis des Tourneo Connect ist die Plattform des Ford C-Max, mit einer Länge von 4,42 Meter und einem Radstand von 2,66 Meter gibt es beim Connect nur wenige Zentimeter mehr. Analog zum C-Max wird eine “Grand”-Variante angeboten, eine Länge von 4,82 Meter und 3,06 Meter Radstand ermöglichen dann eine dritte Sitzreihe im Heck.

Pack was rein!
Heck liefert uns das richtige Stichwort, denn natürlich steht bei einem Auto wie dem Tourneo Connect das Ladevolumen im Vordergrund. Also Heckklappe hoch und nachgeschaut: Diverse Schlaufen an den Sitzen laden zum Ziehen ein. Werden nur die Lehnen der zweiten Reihe umgelegt, entsteht eine wuchtige Stufe im Verhältnis zum niedrigen Ladeboden. Um das zu vermeiden, kann die Bank ganz oder teilweise hinter die Vordersitze geklappt und ausgebaut werden. Bei der siebensitzigen Variante ergibt sich durch Versenken der dritten Reihe und Umlegen der Lehnen von Reihe zwei eine ebene Fläche. Soweit die Theorie, was passt in der Praxis hinein? 322 bis 2.620 Liter beim Siebensitzer, 1.029 bis 2.410 Liter beim kurzen Fünfsitzer. Zum Vergleich: Die Normalversion des VW Caddy mit zwei Sitzreihen schluckt zwischen 918 und 3.200 Liter.

Luft nach oben
Einladend ist der Zugang zum Fond: Stets serienmäßig sind Schiebetüren auf jeder Seite. Eine Verbundlenker-Hinterachse soll den Mitfahrern mehr Komfort als die bisherige Starrachse bieten. Das gelingt nur ansatzweise, bei fiesen Querfugen rumpelt es unschön unter dem Hinterteil. Davon unbeeindruckt thronen Fahrer und Beifahrer auf ihren Möbeln und genießen die gute Aussicht durch die großen Fenster. Platz ist über dem Kopf mehr als reichlich da. Wenn richtig lange Kerls und Mädels ein Auto brauchen: Bitte sehr. Allerdings sollten sie checken, ob sich ihre Beine wohlfühlen, da die Mittelkonsole und der Armaturenträger sehr wuchtig ausfallen. Immerhin ist der Schalthebel griffgünstig hoch gelegen. Alles andere als ergonomisch sind die vielen Knöpfe und kleinen Bildschirme im Stil des Fiesta. Noch unübersichtlicher sind die in tiefen Höhlen verborgenen Instrumente. Über ihnen befindet sich ein Ablagefach mit 12-Volt-Steckdose, ideal für Navi oder Handy. Allgemein mangelt es nicht an Staufächern, optional gibt es flugzeugähnliche Ablagen über der zweiten Reihe.

Besser etwas mehr
Insgesamt fünf Motoren umfasst das Angebot für den Connect, zwei Benziner und drei Diesel. Wer mit dem Grand Tourneo Connect in voller Bestuhlung liebäugelt, sollte den Selbstzünder mit 115 PS nehmen. 270 Newtonmeter treiben die Fuhre ordentlich voran, ohne unanständig laut zu werden. Dafür sorgt auch der sechste Gang des sauber zu schaltenden Getriebes, den nur der Top-Diesel ab Werk aufweist. Hinzu kommt, dass der Motor lediglich 600 Euro teurer ist als das 95-PS-Aggregat, die Preise beginnen bei 25.120 Euro. Damit ist er erste Wahl für die ganz großen Transportaufgaben, sei es als Tourneo (666 Kilogramm Nutzlast) oder Transit (756 Kilogramm Nutzlast).

Klein geht auch
Interessantester Motor im neuen Tourneo Connect ist der Einliter-Dreizylinder mit 100 PS. Kaum ein Ford kommt noch ohne die zweimalige “Engine of the Year” aus. Im Tourneo Connect wird der kleine Turbo nur für den kurzen Fünfsitzer angeboten, schlägt sich dort aber sehr wacker. Auffallend ist der gut gedämmte Sound, nur unter starker Last ist die ungerade Zylinderzahl wahrnehmbar. Und es geht flott voran, schon ab 1.400 Touren stehen die gesamten 170 Newtonmeter bereit. Zudem ist der “EcoBoost” getaufte Motor mit 14 Sekunden auf 100 km/h und 165 km/h Spitze genauso schnell wie der Top-Diesel. Ein Fragezeichen muss man beim Verbrauch setzen: Offiziell liegt er bei 5,6 Liter, diverse Tests von unserer Seite mit ähnlich motorisierten Ford-Fahrzeugen haben gezeigt, dass zwei Liter und mehr Aufschlag in der Praxis nicht unüblich sind.

Muttis Bester
Schon deshalb ist der EcoBoost kein Antrieb für Vollgas-Heizer auf der Autobahn, sondern ideal als Kindergarten-Shuttle. Dazu passt ein familienfreundlicher Preis, der bei 18.880 Euro für den Einliter inklusive Start-Stopp-System und Sechsgang-Getriebe startet. Allerdings sollte es schon die Trend-Ausstattung sein, bei der ein Radio mit USB und Lenkradfernbedienung, vier elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage inklusive sind. Kaum noch Wünsche offen lässt die Topversion namens “Titanium”. Sie bietet unter anderem ein Notbremssystem, um Auffahrunfälle in der Stadt zu vermeiden, die Ford-typische beheizbare Frontscheibe, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein Panoramadach und Parkpiepser hinten. 24.710 Euro kostet der Spaß, bei VW müsste man hierfür schon hart verhandeln: Ein vergleichbarer Caddy 1.2 TSI mit 105 PS kostet nämlich fast 27.000 Euro.
(rh)

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