Renault Mégane GT im Test mit technischen Daten und Preisen zum Marktstart

December 8, 2015

Im Test: Der neue Renault Mégane als 205 PS starker GT

Mégane GT: Kühlergrill mit Wabenmuster in Schwarz, spezielle Frontschürze mit Spoilerlippe und breiter Lufteinlass

In der Rückansicht wirkt der neue Mégane durch die coupéhafte Dachlinie recht stämmig

Lissabon, 7. Dezember 2015
Die Franzosen sind zurück! Nach dem Citroën C4 und dem Peugeot 308, die beide im Segment der Kompaktfahrzeuge eine gute Figur machen, kommt demnächst der neue Renault Mégane auf den Markt – und der hat einiges zu bieten. Das muss er aber auch, denn an die 40 kompakte Konkurrenten buhlen um die Gunst der Käufer, angeführt vom Platzhirsch VW Golf über den Opel Astra (der auch in diesen Tagen erneuert auf den Markt kommt) bis zum Ford Focus, um nur einige zu nennen. Wir haben den Renault Mégane als 205 PS starken GT und als 130-PS-Diesel getestet.

Auffallen durch Design
Wie es Renault schaffen will, mit seinem neuen Kompakten in der Menge aufzufallen? Zunächst mit dem Design. Renaults Chef-Gestalter Laurens van den Acker hat ein eindrucksvolles Auto geschaffen, das nicht nur ein Gesicht hat, sondern schon im Stand schnell aussieht. Unserer Meinung nach ist besonders gut gelungen, die Breite des Autos zu betonen. Wo der aktuelle VW Golf viel zu hochbeinig daherkommt, steht der neue Mégane stämmig auf der Straße.

Coupéhafte Linienführung
Die breite Mégane-Optik hängt einerseits mit der Gestaltung der Leuchten zusammen, insbesondere der LED-Rückleuchten mit ihrem 3D-Boomerang-Effekt. Andererseits lässt die coupéhafte Dachlinie die Rückansicht ziemlich stämmig wirken. Dazu tragen auch die um 2,5 Zentimeter gesunkene Fahrzeughöhe, die kürzeren Überhänge vorne und hinten, die fünf Zentimeter breitere Spur vorne (hinten: 5,2 Zentimeter) und großformatige Räder mit bis zu 18 Zoll Größe bei.

Topmodell Mégane GT
Beim sportlichen Spitzenmodell GT legt Renault sogar noch eine Schippe drauf: Hier ist der Kühlergrill mit Wabenmuster in Schwarz gehalten. Dazu kommt eine spezielle Frontschürze mit Spoilerlippe sowie breiterem Lufteinlass. Weitere Merkmale sind Voll-LED-Scheinwerfer, eine Heckschürze mit Doppelrohrauspuff und der in “Dark Metal” gehaltene Diffusor im Formel-1-Stil. 17-Zoll-Leichtmetallräder runden den dynamischen Auftritt ab. Unser Testwagen hatte glanzgedrehte 18-Zöller.

Großzügige Platzverhältnisse vorn
Der Innenraum macht einen hochwertigen Eindruck. Die verbauten Materialien sind schön anzuschauen und fassen sich gut an. Zu loben ist das Platzangebot, zumindest auf den vorderen Plätzen – sowohl bei der Längsverstellung der Sitze als auch bei der Innenraumbreite wird viel geboten. Hinten geht es klassenüblich eng zu, trotz eines um 2,9 Zentimeter längeren Radstands als beim Vorgänger.

Kofferraum mit Stufe
Enttäuschend ist allenfalls der Kofferraum. Er bietet zwar ein dem VW Golf ähnliches Volumen von 384 bis 1.247 Liter, präsentiert sich aber mit einer hohen Ladekante und einer Stufe, wenn man die Lehnen der Rücksitze nach vorne klappt. Da haben andere Hersteller pfiffigere Lösungen. Wenn wir schon beim Meckern sind: Die Bose-Soundanlage könnte durchaus mehr Bässe produzieren.

Riesiger Touchscreen
Beeindruckend ist dagegen der in den höheren Ausstattungslinien senkrecht ins Armaturenbrett eingelassene 8,7-Zoll-Bildschirm. Über diesen werden viele Funktionen des Fahrzeugs per Berührung gesteuert – so gibt es weder einen herkömmlichen Lautstärkeregler für die Musikanlage noch Drehsteller für die Lüfter-Geschwindigkeit. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen, alles per Touch einzustellen. Alternativ steht eine Sprachsteuerung bereit und für vieles gibt es auch Tasten am und hinter dem Lenkrad.

“Perso” zum selbst konfigurieren
Der neue Mégane hat so manches, was man einstellen kann, zum Beispiel das Multi-Sense-System, das bei BMW seine Entsprechung im “Fahrerlebnis-Schalter” hat. Der Renault bietet hier vier voreingestellte Modi: “Eco”, “Comfort”, “Neutral” und “Sport”. Dazu gibt es den Modus “Perso”, den man selbst konfigurieren kann. So lassen sich der Lenkwiderstand, das Ansprechen des Gaspedals, die Farbe und Darstellung der Instrumente, der Motorsound im Innenraum und bei den Modellen mit Doppelkupplungsgetriebe die Geschwindigkeit der Gangwechsel samt Schaltstrategie wählen. Der Unterschied zwischen “Comfort”, das wir für entspanntes Fahren wählten, und “Sport” – eingesetzt auf einer Serpentinenstrecke – war deutlich zu spüren.

Viele moderne Assistenzsysteme
Was uns besonders gut gefallen hat, sind die vielen Assistenzsysteme, die für den neuen Mégane serienmäßig oder gegen Aufpreis angeboten werden. An Bord hatten wir einen Abstands-Warner, einen Notbrems-Assistenten, einen Toter-Winkel-Warner, einen Park-Assistenten, eine perfekt arbeitende Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeits-Warner und einen Fernlichtassistenten. Überzeugen konnte auch der adaptive Tempomat, der den Abstand zum Vordermann konstant hält.

Head-up-Display auf Plastikscheibe
Gefallen hat uns auch das Head-up-Display, das Geschwindigkeit, Tempolimits und Informationen des Navigationssystems auf eine Plastikscheibe hinter dem Lenkrad projiziert, wo man sie ablesen kann, ohne die Augen all zu sehr von der Straße zu nehmen.

Ausschließlich Vierzylinder-Motoren
Der neue Renault Mégane kommt im März 2016 mit neun Motorvarianten auf den Markt. Es werden ausschließlich Vierzylinder mit Turbolader eingesetzt. Bei den Benzinern startet die Leistung bei 100 und 130 PS. Beide Maschinen haben einen Hubraum von 1.197 ccm und werden mit Sechsgang-Schaltungen geliefert, für die 130-PS-Variante gibt es auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Die Spitze stellt der sportliche GT mit 205 PS aus 1,6 Liter Hubraum dar. Er ist immer an ein Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt.

2017 kommt ein Diesel-Hybrid
Die Dieselmotoren, allesamt 1,5 Liter groß, gibt es in den Leistungsstufen 90, 110 und 131 PS. Auch hier kommt eine manuelle Sechsgang-Schaltung zum Einsatz. Für den mittleren Motor steht zusätzlich ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung. Im Sommer 2016 wird ein 165 PS starker Diesel nachgereicht, der nur als GT zu haben sein wird. Für das Jahr 2017 wurde darüber hinaus ein Diesel-Hybrid-Modell angekündigt. Es läuft unter dem Namen “Hybrid Assist” und wird eine eher kleine Elektroeinheit an Bord haben, die der “kraftvollen Beschleunigung bei niedrigen Drehzahlen” dienen soll. Immerhin wird ein Verbrauch von weniger als drei Liter pro 100 Kilometer angepeilt.

Der Punch ist kleiner
Wir haben uns zunächst den Golf-GTI-Gegner Mégane GT vorgenommen und sind von dem Franzosen in dieser Variante begeistert. Wenn der GT mit einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 7,1 Sekunden auch nicht den Punch des Golf GTI zeigt (6,5 Sekunden), so überzeugt er auf zwei anderen Gebieten vollends: nämlich mit seinen erstklassigen Integralsitzen und mit seiner Allradlenkung.

Sonst nur in richtig teuren Autos: Allradlenkung
Die Sitze mit integrierten Kopfstützen umfassen Fahrer und Beifahrer förmlich, geben einen exzellenten Seitenhalt und sind äußerst bequem. Die Allradlenkung “4Control” schlägt die Hinterräder bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h (80 km/h, wenn man die Sporteinstellung gewählt hat) entgegengesetzt zu den Rädern der Vorderachse ein. Das verkleinert den Wendekreis und erleichtert das Lenken. Bei höherem Tempo steuern die Hinterräder in die gleiche Richtung wie die Vorderachse. Das erhöht die Spurstabilität und ermöglicht schnelle Kurvenfahrten.

Zielgenaues Lenken, sicheres Fahrgefühl
Unsere Testfahrt verlief durch das kurvige Hinterland von Lissabon mit einigen richtig engen Kurven. Wie man den Mégane GT da hindurchscheuchen kann, ist fast schon genial: Die perfekte Sitzposition, das zielgenaue Lenken und das manuelle Schalten mit den großen Schaltwippen hinter dem Lenkrad lassen einen mit dem Fahrzeug eins werden und ergeben ein absolut sicheres Fahrgefühl. Dabei läuft alles recht kommod, auch mit den optionalen 18-Zöllern federt der GT gut ab – wir hätten den ganzen Tag fahren können, ohne zu ermüden; von welchem Auto kann man das schon sagen? Allein wegen der Sitze würden wir den Mégane dem Golf GTI vorziehen. Aber auch sonst kann der Franzose dem Wolfsburger gehörig Paroli bieten.

So schlägt sich der 131-PS-Diesel
Bei den Fahreigenschaften kann der danach gefahrene, spritzige 131-PS-Diesel-Mégane allerdings nicht mithalten. Ohne die Allradlenkung fährt das Auto nicht so präzise um die Kurven und Federn und Dämpfer sind weicher abgestimmt. Die belederten Vordersitze sind eine Spur zu weich. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Den meisten Käufern wird diese Abstimmung vielleicht sogar zusagen.

Deutlich vernehmbarer Dieselmotor
Bei der Geräuschdämmung könnte Renault allerdings noch etwas tun: Der von uns früher gefahrene Citroën C4 mit 120-PS-Diesel ist innen merklich leiser als der Mégane, bei dem der Dieselsound zwar nicht aufdringlich, aber doch stets präsent ist. Dafür entschädigt das manuelle Sechsgang-Getriebe des Mégane mit guter Schaltbarkeit. Der Verbrauch wird von Renault mit 4,0 Liter pro 100 Kilometer angegeben. Bei uns stand der Bordcomputer nach scharfer Fahrt über 140 Kilometer auf 6,1 Liter. Mit einer Fünf vor dem Komma wird man den 199 km/h schnellen Wagen ohne Probleme fahren können.

Neu: Fünf Jahre Garantie
Die Preise des Renault Mégane starten bei konkurrenzfähigen 16.790 Euro für den Einstiegsbenziner. Dafür gibt es unter anderem eine manuelle Klimaanlage, LED-Tagfahrlicht vorne und ein Radio mit USB- und Bluetooth-Schnittstelle. Das Spitzenmodell GT steht mit 29.090 Euro in der Preisliste, das sind zirka 3.000 Euro weniger als ein fünftüriger Golf GTI mit Doppelkupplungsgetriebe kostet. Und beim Mégane sind die erwähnten Integralsitze, die Allradlenkung, das Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen und Voll-LED-Scheinwerfer mit drin. Außerdem gibt es von Renault fünf Jahre Garantie. Ein Coupé wird es künftig übrigens nicht mehr geben, ein Kombi soll im Laufe des Jahres 2016 folgen.
(ph)

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