Lexus RX 450h im Test mit technischen Daten und Preis zur Markteinführung

December 30, 2015

Am 23. Januar 2016 startet die vierte Generation des Lexus RX. Wir haben die Hybridversion getestet

Der RX kann mit 4,89 Meter Länge nun besser gegen BMW X5 oder Mercedes GLE antreten

Die Optik mit den vielen Kanten erinnert an Kristalle

Lissabon, 25. November 2015
Nicht wenige Journalisten schüttelten kürzlich auf der Los Angeles Auto Show die Köpfe über die neue Lexus-Optik. Vor allem der zackige Grill missfiel so manchem Kollegen. Die auffällige Optik polarisiert, und soll es wohl auch. Vielleicht fallen die wenigen hierzulande verkauften Lexus-Fahrzeuge so auch mehr im Straßenverkehr auf? Vom großen SUV namens RX kamen im Jahr 2014 gerade mal 281 Exemplare nach Deutschland. Am 23. Januar 2016 startet die vierte Generation des Wagens. Wir haben sie bereits getestet.

Unverändert vor allem als Hybrid
Der neue RX ist stolze zwölf Zentimeter länger als der alte. Mit 4,89 Meter ist das Auto nun etwa so groß wie ein Mercedes GLE oder ein BMW X5. Anders als die Konkurrenten wird der Lexus fast ausschließlich als Hybrid verkauft. Daneben gibt es noch einen Benziner – der RX 200t mit Vierzylinder-Turbobenziner beerbt den RX 350. Doch Lexus traut ihm nur zehn Prozent der Verkäufe zu. Den bei SUVs typischen Diesel gibt es im RX gar nicht.

Plug-in-System ist zu teuer
Auch beim Hybrid schwimmt Lexus sozusagen gegen den Strom. Während die Konkurrenz auf Plug-in-Hybride setzt, sind die Japaner nach wie vor vom normalen Hybrid überzeugt. So fährt auch der RX 450h höchstens mal ein, zwei Kilometer rein elektrisch und nur, solange man das Gaspedal streichelt, nicht tritt. Auch kann man den Wagen nicht an der Steckdose aufladen. Warum kein Plug-in-Hybrid? Lexus meint, das wäre für die Kunden zu teurer, was plausibel ist, da Batterie und Elektromaschine größer sein müssen.


Nun 313 PS Systemleistung
Das bekannte Hybridsystem wurde allerdings überarbeitet. Nach wie vor wird ein V6-Benziner eingesetzt, einen kleineren Motor würden die US-Amerikaner (sie kaufen die meisten RX) nicht akzeptieren. Der Direkteinspritzer ist nun stärker, sodass sich mit den beiden Elektromotoren – einer sitzt an der Vorderachse, ein anderer hinten – eine Systemleistung von 313 PS statt bisher 299 PS ergibt. Die Fahrleistungen blieben auf dem gleichen Niveau: Der Standardsprint auf Tempo 100 gelingt in 7,7 Sekunden. Eine lahme Ente ist das Auto also beileibe nicht. Gibt man Gas, überrascht der Wagen nicht nur mit einem starken Vorwärtsschub, sondern auch mit einem richtig sportlichen, rauen Sound. Der kommt vom “Sound Creator”, einem System, das die Ansauggeräusche verstärkt und bei der gefahrenen Ausstattung F Sport Serie ist.

Schaltpaddles beim F Sport
Doch heftiges Gasgeben bleibt im RX eher die Ausnahme, denn ein sportliches Auto ist er nicht – auch nicht der F Sport. Schon weil die Akustik des CVT-Getriebes wenig zum Rasen animiert: Beim Gasgeben wird es unvermittelt etwas lauter, bis man den Druck aufs Pedal wieder mindert, während bei konventionellen Autos die Lautstärke kontinuierlich wächst. Da der neue RX aber gut lärmgedämmt ist, ist sie hier weniger störend als bei anderen Autos. Normalerweise ist es im RX ziemlich still. Auch ruhiger als im alten Modell, das wir vergleichsweise fuhren.

Simulierte Gangstufen und ein halber Allradantrieb
In der Ausstattung F Sport kann man über Lenkradpaddles zwischen sechs Gangstufen wählen. Die sind natürlich nur simuliert, denn die Kombination von Planetengetrieben kennt keine echten Gänge. Auch der Allradantrieb ist kein echter, denn an der Hinterachse wirken maximal 68 PS – das ist die Leistung des Elektromotors an dieser Achse. Dieser tritt aber nur bei Bedarf in Aktion, normalerweise ist der 450h ein Fronttriebler, was natürlich auch Sprit spart. Den Kraftstoffverbrauch gibt Lexus mit 5,2 Liter auf 100 Kilometer an. Das ist wenig realistisch, denn der Bordcomputer meldete nach meiner Testfahrt 9,7 Liter – also fast das Doppelte. Anders als ich strengte sich mein nach mir fahrender Kollege an, den Verbrauch niedrig zu halten und kam mit heldenhafter Selbstbescheidung auf 6,8 Liter.

Verbessertes Fahrwerk mit aktiver Wankstabilisierung
Das verbesserte Fahrwerk ist deutlich komfortabler als beim alten 450h F Sport, der etwas unruhig abrollte. Die bisher in der Topversion angebotene Luftfederung entfällt nun im RX. Der F Sport besitzt also Stahlfedern, die hier serienmäßig mit adaptiven Dämpfern kombiniert werden. Letztere werden über den Fahrmodus-Schalter auf der Mittelkonsole eingestellt. Hier gibt es bei der F-Sport-Variante die Wahl zwischen Eco, Normal, Sport S, Sport S+ und Customize. Unser Favorit auf den guten Straßenbelägen nördlich von Lissabon war S+, da dann die Lenkung am präzisesten reagierte – in den komfortableren Modi war das Ergebnis von schnellen Lenkbewegungen bei 100 km/h eher ein Herumgeeiere. Ein deutlich spürbares Plus sind die aktiven Querstabilisatoren, die beim F-Sport nun das Wanken in der Kurve und das Nicken beim Beschleunigen und Bremsen verhindern.

Gute Sitze nur im F Sport
Der F Sport besitzt sehr gute Vordersitze mit ausgezeichnetem Seitenhalt. Man lernt sie zu schätzen, wenn man danach in ein anderes Modell umsteigt und dann in Kurven irgendwie schief im Sitz hängt. Im Fond ist auch für Erwachsene sehr viel Platz, insbesondere vor den Knien. Sogar wenn der Fahrersitz nach dem Aussteigen automatisch zurückgefahren ist, bleibt hinten noch mehr als genug Raum für die Beine. Das gilt bei nach hinten verschobenen Rücksitzen – wer mehr Platz für Gepäck braucht, kann sie nach vorne rücken.

Kleiner Kofferraum
Wie stark sich das Ladevolumen beim Sitz-Verschieben ändert, lässt sich dem Datenblatt nicht entnehmen. Der Kofferraum der Hybridversion wird mit 539 bis 1.612 Liter angegeben. Beim RX 450h liegt die Batterie – es ist nach wie vor ein Nickel-Metallhydrid-, kein Lithium-Ionen-Akku – unter dem Ladeboden. Doch das ist nicht der Hauptgrund für den kleinen Kofferraum, denn auch der konventionell angetriebene RX 200t bietet viel weniger Volumen als etwa ein BMW X5. Die Rücksitze lassen sich elektrisch per Knopfdruck umklappen und auch wieder aufrichten. Dabei bleibt aber eine Stufe im Ladeboden. Auch die neue, sensorgesteuerte Ladeklappe ist wenig praktisch. Denn um sie zu öffnen, muss man mit der Hand (oder dem Ellenbogen) schon recht ausführlich das Lexus-Logo liebkosen. Schließen lässt sie sich überhaupt nicht sensorgesteuert, sondern nur per Knopfdruck.

Gutes Bedienkonzept
Das Cockpit ist gut verarbeitet, doch die Optik lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Die Gestaltung riecht sozusagen etwas nach Toyota. Besonders die Mittelkonsole missfällt, aber auch die schlecht zusammenpassenden Farbtöne. Gut gefallen aber die Instrumente der F-Sport-Version und das Bedienkonzept. Beim F Sport gibt es ein 12,3-Zoll-Display in der Mitte. Das digitale Geschehen wird über eine Art Cursor in der Mittelkonsole gesteuert. Das ist zwar ungewöhnlich, überzeugt aber – die Bedienung lenkt kaum ab. Dazu kommt ein optionales Head-up-Display.

Teurer F Sport, günstige Einstiegsversion
Auch sonst bietet der RX viel Technik, und zwar schon die Basisversion. Sie besitzt unter anderem einen Abstandstempomaten, ein Antikollisionssystem, eine Verkehrszeichenerkennung, einen Fernlicht-Assistenten und LED-Scheinwerfer. All das ist beim RX 450h ebenso Serie wie ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, ein Audiosystem mit Acht-Zoll-Display, Klimaautomatik, eine elektrische Sitz- und Lenkradeinstellung, 18-Zoll-Aluräder und Nebelscheinwerfer. Die gut ausgestattete Basisversion kostet nur 58.900 Euro. Damit ist das Auto derzeit das günstigste Hybridmodell seiner Klasse auf dem Markt. Für den BMW X5 xDrive40e mit einer identischen Systemleistung von 313 PS zahlt man etwa 10.000 Euro mehr – hier schlägt eben die teure Plug-in-Technik zu Buche. Einen von den Fahrleistungen her vergleichbaren BMW X5 xDrive25d erhält man schon für 56.900 Euro, aber mit weniger Ausstattung.
(sl)

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