Köln, 19. Februar 2016
Kürzlich, auf der Automesse in Detroit im Januar 2016, geschah das Unfassbare: Lexus stellte ein Auto vor, und es ist kein Hybrid. Das neue Luxuscoupé LC 500 wird von einem konventionellen V8 angetrieben. Kein Elektromotor unterstützt ihn, er kommt ganz alleine auf beeindruckende 473 PS. Dazu noch eine Zehngangautomatik, Hinterradantrieb und vor allem eine Sprintzeit von ungefähr 4,5 Sekunden. Wahnsinn, dachten wir: Wird Lexus jetzt sportlich und legt das immer etwas langweilige Umwelt-Image ab? Jetzt kommt die Welt wieder ins Lot: Lexus schiebt die Hybridversion nach. Allerdings eine sportliche. Kann das klappen?
Hybridsystem mit mehrstufiger Untersetzung
Beim neuen LC 500h wagt sich die Marke erstmals mit dem Hybridantrieb in einen Sportwagen. Dabei verwendet Lexus jedoch nicht den bekannten Antrieb des LS 600h – der mit 445 PS Systemleistung etwa passen würde –, sondern einen neuen. Der sollte mehr Fahrspaß durch eine spontanere Änderung der Motordrehzahl auf Gasbefehle bringen – also weniger vom gefürchteten Gummiband-Effekt. Und er sollte den Wagen in weniger als fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h spurten lassen. Also eine halbe Sekunde langsamer als beim LC 500, aber immer noch ein sehr sportlicher Wert.
V6 plus E-Motor plus Lithium-Ionen-Akku
Das neue System verkoppelt einen 3,5-Liter-V6 mit einem “leistungsstarken Elektromotor” – die genaue Leistung gibt Lexus nicht an –, einer Lithium-Ionen-Batterie und einer vierstufigen Untersetzung. Das führt zu 354 PS Gesamtleistung. Der Wert ergibt sich aus der Summe der Verbrennerleistung (299 PS) und der maximalen Batterieleistung von 45 Kilowatt (61 PS). Erstmals gibt es einen M-Modus, in dem der Fahrer die Gänge mit Schaltpaddles wechseln kann. Das zusätzliche Gewicht des Automatikgetriebes (zu dem Lexus sonst nichts sagt) wird durch einen besonders leichten Elektromotor und eine leichte Lithium-Ionen Batterie kompensiert. So ist der neue Hybridantrieb nicht schwerer als der bekannte.
Neue Plattform – auch für den kommenden LS?
Der Toyota-Konzern spricht derzeit häufig von seiner Plattform-Strategie. Wie der neue Prius auf der TNGA-C (Toyota New Global Architecture für das C-Segment) basiert, so beruht der LC 500h als erster Lexus auf einer neuen Plattform für Luxusfahrzeuge mit Hinterradantrieb und Frontmotor, GA-L genannt. Das neue Coupé könnte damit als Blaupause für den kommenden LS dienen. Die aktuelle Generation kam 2006 auf den Markt, eine Ablösung ist also überfällig.
Niedriger Schwerpunkt als Entwicklungsziel
Bei der Konstruktion der Plattform haben die Ingenieure versucht, den Schwerpunkt so zentral und tief wie möglich zu legen. Deshalb liegt der V6 hinter der Vorderachse, und die Insassen – hauptsächlich Amerikaner aus der Oberschicht, die könnten einiges an Zusatzgewicht mitbringen – sitzen tief. Leichte Bauteile reduzieren nicht nur das Karosseriegewicht, sondern senken auch den Schwerpunkt ab. So bestehen Motorhaube, Kotflügel und Türbeplankungen aus Alu, die Kofferraumklappe aus Carbon sowie Glasfaser und das Dach komplett aus Kohlefaser.
Wende zu mehr Emotionalität?
Mit dem neuen Coupé wagt sich Lexus in sportliches Terrain. Auch neue Studien von Toyota, wie das jugendlich wirkende SUV namens CH-R oder das freche kleine Coupé S-FR, weisen in diese Richtung. Vielleicht schafft der Konzern ja doch noch die Wende, hin zu mehr Emotionalität und Sportlichkeit. Dem Konzernchef (und Hobby-Rennfahrer) Akio Toyoda würde es gefallen.
(sl)
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