Parma (Italien), 26. Februar 2016
Im Anfang war der Zahlenschock: Vor dem Subaru-Testtermin sehe ich mir die Verkaufszahlen der Marke an. Und da lese ich, dass sich der Impreza im gesamten Jahr 2015 gerade 39 Mal verkauft hat. Da lohnt sich ein Test nur bedingt, und so entscheide ich mich für eine Fahrt mit dem XV, der etwa 1.200 Abnehmer fand und damit neben dem Forester (fast 3.800 Stück) zu den Bestsellern von Subaru gehört. Anlass für den Test ist der Modelljahreswechsel, bei dem das SUV vor allem einige Optik-Änderungen und eine verbesserte Ausstattung erhielt.
SUV auf Basis des Impreza
Der 4,45 Meter lange Subaru XV basiert auf dem Impreza. In Deutschland wurde er 2012 eingeführt, damit steht allmählich ein Facelift an. Die für den Genfer Autosalon angekündigte Studie dürfte genau das sein – ein Ausblick auf das Facelift. Dabei ist eine Änderung gar nicht so dringend, denn die aktuelle Optik ist gefällig. Nun erhielt der XV vor allem L-förmige Chromelemente an den Nebelscheinwerfern. Nach wie vor wirkt der Wagen wie ein richtiges SUV, weit mehr als etwa ein Mercedes GLA, der auch eine viel kleinere Bodenfreiheit hat.
Vollzeit-Allradler
Den XV gibt es selbstredend nur als Allradler und nur mit Boxermotoren – er ist schließlich von Subaru, und da gehören diese Elemente zum Markenkern. Der Allradantrieb von Subaru ist ein besonderer, denn er arbeitet nicht nur bei Bedarf, sondern in Vollzeit. Die Antriebskraft wird normalerweise gleichmäßig auf die beiden Achsen verteilt. Vorteil: Dieser Allradantrieb ist immer auf den Ernstfall vorbereitet. Zieht sich eine Kurve unerwartet zu oder ist sie teilweise vereist, muss nicht erst die Hinterachse zugeschaltet werden wie bei den sonst üblichen Teilzeit-Allradlern. Und da Allradler mit 50-zu-50-Kraftverteilung nicht über- oder untersteuern, kommt man besser durch die Kurve. Subaru verkauft das als Sicherheitsplus, was aber nur stimmt, wenn man den technischen Vorteil nicht dazu nutzt, um schneller zu fahren.
Schwungvoller, aber leicht nagelnder Diesel
Im XV stehen drei Boxermotoren zur Wahl: ein 1,6-Liter-Saugbenziner mit 114 PS, ein 2,0-Liter-Saugbenziner mit 150 PS und ein 2,0-Liter-Turbodiesel mit 147 PS. Während es die Benziner mit Schalt- oder CVT-Getriebe gibt, ist der Selbstzünder nur mit manuellem Sechsgang-Getriebe verfügbar. Und es gibt ihn nicht mit Start-Stopp-Automatik. Doch der Diesel bringt den 1,4 Tonnen schweren XV gut in Schwung, man spürt jedes einzelne der 147 Pferde, oder besser gesagt jeden der 350 Newtonmeter. Allerdings nagelt der Diesel mit seinen Magnetventilen ein wenig, vor allem beim Beschleunigen mit Halbgas. Wer akustisch nicht besonders empfindlich ist, den muss das nicht weiter stören. Der Normverbrauch liegt bei 5,4 Liter, was im Konkurrenzvergleich eher viel ist – der pausenlos arbeitende Allradantrieb und das fehlende Start-Stopp-System sind beim Spritverbrauch sicher nicht hilfreich. Ein vergleichbarer BMW X1 jedenfalls kommt mit 4,7 Liter aus. Unser Bordcomputer gab mit 5,8 Liter kaum mehr als den Normverbrauch an, was aber auch an den Teststrecken und Verkehrsverhältnissen lag.
Wenig Kurvenwanken
Ein Vorteil des Boxermotors ist, dass er tief eingebaut werden kann, was den Schwerpunkt absenkt. Das verringert das Kurvenwanken, was ja gerade bei den SUVs ein häufig beobachteter Mangel ist. Man könnte nun sagen: Wer einen niedrigen Schwerpunkt will, soll kein hochbeiniges SUV kaufen. Der XV jedenfalls ist recht wankresistent. Doch neigt das Fahrwerk bei Unebenheiten zum Poltern. Die Handschaltung ist nicht superknackig, aber durchaus akzeptabel. Ähnliches gilt für die Lenkung.
Innen: Optik gut, Materialien teils billig
Im Cockpit dominieren Schwarz und Silber, und das sieht gar nicht schlecht aus. Nur die silbernen Leisten und Flächen enttäuschen vom Material her. Und das gerade an den Auflageflächen für die Hände in den Türen. Wenn man als ungeduldiger Zeitgenossen mit den Fingernägeln darauf herumtrommelt, klingt es nach Joghurtbecher. Kleinkram? Nun ja, es kommt halt auf die individuellen Empfindlichkeiten an.
Kleiner Kofferraum
Die Sitze bieten wenig Seitenhalt und haben zu kurze Beinauflagen. Hinten reicht der Platz für mittelgroße Erwachsene, aber nicht für Riesen wie meinen 1,93 Meter großen Beifahrer – bei dem bohren sich die Knie in die Sitzlehnen. Wie üblich lassen sich die Fondsitze asymmetrisch geteilt umklappen. Mit 380 bis 1.270 Liter bietet der Kofferraum aber deutlich weniger Volumen als die Konkurrenz – in den Tiguan passen 615 bis 1.655 Liter. Der Ladeboden wird beim Umklappen halbwegs eben, am Eingang verhindert aber eine Schwelle das Herausziehen von Getränkekisten oder Ähnlichem. Und: Die Ladeebene liegt sehr hoch – die hohe Bodenfreiheit hat eben auch Nachteile.
Kein Technik-Schnickschnack
Und noch was zum Nörgeln: Wer ein Hightech-Auto sucht, ist mit dem XV falsch bedient. Elektronische Assistenten gibt es nicht – wenn man nicht gerade Tempomat und Licht- und Regensensor dazurechnet. Abstandstempomat, adaptive Dämpfer, Antikollisionssystem, Totwinkelüberwachung oder dergleichen: Fehlanzeige. Immerhin hat der XV nun das schicke Sieben-Zoll-Infotainmentsystem aus dem Forester bekommen, Xenonscheinwerfer sind künftig ebenfalls Serie und es gibt eine Rückfahrkamera.
Gute Ausstattung
Auch sonst hat der XV 2.0D alles Wichtige und dazu noch manches Angenehme an Bord: CD-Anlage mit USB-Anschluss, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen, Licht- und Regensensor, Sitzheizung und Tempomat sind Standard. Die Extraliste spart Geld und Zeit, denn es gibt nur zwei Optionen, nämlich Metallic-Lack und Ledersitze. Die höherwertige Exclusive-Ausstattung kostet 2.300 Euro Aufpreis und umfasst unter anderem ein Navi, ein Glasschiebedach und mehr.
Sehr günstig
Für den Schluss haben wir uns den Preis aufgehoben, und der ist beim XV ein erfreuliches Kapitel. Mit Allradantrieb und der beschriebenen, guten Comfort-Ausstattung kostet der XV 2.0D gerade mal 27.090 Euro. Ein entsprechender Ford Kuga ist rund 3.000 Euro teurer, der neue VW Tiguan sogar fast 7.000 Euro (allerdings mit DSG). So traurig das für Subaru sein mag: Am XV haben uns nicht die traditionellen Stärken Allradantrieb und Boxermotor am meisten überzeugt, sondern der Preis, das klassische Aldi-Argument.
(sl)
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