Monaco, 18. November 2013
Manche mögen sich fragen, ob es die Audi A3 Limousine wirklich gebraucht hat. Kompakte Stufenheckmodelle gelten hierzulande als langweilige Ladenhüter, man denke nur an den VW Jetta. Ganz anders sieht es jedoch in Süd- und Osteuropa sowie vor allem in China und den USA aus. Dort sind Limousinen in jeder Größe beliebt, Jetta und Co. gelten als Bestseller. Global gesehen macht der Stufenheck-A3 daher sehr viel Sinn. Entsprechend konsequent ist es, auch ein passendes S-Modell aufzulegen. Doch die neue S3 Limousine hat das Zeug, nicht nur in Asien und Amerika Freunde zu gewinnen, wie unser Test beweist.
Sportlicher Look außen und jede Menge schwarz innen
Nach dem dreitürigen S3 und dem fünftürigen S3 Sportback bringt Audi im Frühjahr 2014 also die S3 Limousine auf den Markt. Ein S3 Cabriolet soll folgen. Optisch präsentiert sich die Topversion der Stufenheckausgabe wie man es von den Sportmodellen aus Ingolstadt kennt – mit kräftigeren Schürzen, weiter nach unten gezogenen Seitenschwellern, mächtigen Lufteinlässen vorn und mattgrauem Diffusor hinten. Im Innenraum mit bequemen Sportsitzen und griffigem Sportlenkrad dominiert Schwarz, das von diversen Applikationen in Aluminium beziehungsweise Aluminium-Optik unterbrochen wird.
Passt eher ins RS-Schema
Für Überraschungsmomente sorgt der S3 bereits auf den ersten Metern. Das Gaspedal spricht äußerst direkt an, der Motor röhrt vernehmbar und die Bremsen packen so fest zu, dass die Köpfe von Fahrer und Beifahrer beim Ampelstopp erst einmal kräftig nach vorne fliegen. Galt bisher für Audi-Sportmodelle die Faustformel S = sportlich und RS = rassig-sportlich, dann scheint die S 3 Limousine eher ins RS-Schema zu passen. Die Zurückhaltung, die viele S-Modelle erst unter Volllast oder im Sport-Modus aufgeben, gibt es hier gar nicht. Schnell wird klar, dass der 4,47 Meter lange Viertürer ohne langes Vorgeplänkel zur Sache kommen will. Verantwortlich dafür zeichnet in erster Linie der Vierzylinder-Turbobenziner.
Kann immer einen Zahn zulegen
Das Aggregat, das auf dem Motor aus dem Golf GTI basiert und künftig auch den Golf R antreiben wird, holt dank Aufladung aus zwei Liter Hubraum satte 300 PS und ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmeter. Und diese Werte halten, was sie versprechen. Die Kompakt-Limousine prescht zügig los, zieht in Zwischenspurts kräftig an und kann selbst bei hohem Tempo stets einen Zahn zulegen. So geht es in 4,9 Sekunden von null auf Tempo 100, bei 250 km/h wird der Geschwindigkeit elektronisch Einhalt geboten. Der serienmäßige Allradantrieb sorgt dafür, dass die Kraft problemlos auf den Asphalt gebracht wird. Geschaltet wird entweder über eine manuelle Box oder für 1.900 Euro extra über das Doppelkupplungsgetriebe S tronic. Dessen sechs Gänge wechseln blitzschnell, bei schnellen Lastwechseln tun sie sich aber mit der richtigen Sortierung manchmal schwer.
Röhrt herrlich vor sich hin
Deutlich markanter als bei der alten S3-Generation fällt der Sound aus. Die vierflutige Abgasanlage röhrt herrlich vor sich hin, beim Hochschalten werden kurze Fehlzündungen simuliert. Den Vorwurf, ein zu braver Zeitgenosse zu sein, kann man dem Auto keinesfalls machen. Dabei ist die S3 Limousine nicht wie ein wild gewordener Rabauke unterwegs, sondern eher wie ein durchtrainierter Athlet. Leichtfüßig und agil wedelt der Bayer um Ecken und Kurven. Ihn aus der Ruhe und die elektronischen Regelsysteme zum Eingreifen zu bringen, erfordert einiges an Aggressivität. Beim präzisen Zirkeln durch Biegungen hilft die Progressivlenkung mit variabler Übersetzung. Sie agiert in zügig gefahrenen Kurven sehr direkt, erfordert aber beim Einparken nur wenig Lenkarbeit. Das ist ohnehin eine große Stärke des Stufenheck-S3: Er kann richtig sportlich, wenn’s sein muss, und bleibt im Alltag trotzdem leicht beherrschbar und komfortabel auf der Straße.
Ungewöhnlich für einen Audi: Fast schon ein Schnäppchen
Und warum sollte sich jetzt jemand für die Limousine statt für den fünftürigen S3 entscheiden? Natürlich ist die Karosserieform Geschmackssache, doch für eine kleine Limousine haben das die Audi-Designer richtig gut hinbekommen. Mit einem Kofferraumvolumen von 390 Liter stehen gegenüber dem Sportback 50 Liter mehr Gepäckraum zur Verfügung. Nachteile ergeben sich hingegen beim Platzangebot im Fond. Vor allem nach oben geht es eng zu, die zwei Zentimeter niedrigere Dachlinie macht sich bemerkbar. Was die S3 Limousine zu etwas Besonderem macht, ist die Tatsache, dass sie kaum auf direkte Konkurrenz trifft. Kompakte Stufenheckmodelle mit ähnlich viel Power gibt es kaum, zu nennen wären da allenfalls der Mitsubishi Lancer Evolution und der Subaru WRX STI. Doch beide sind teurer als der Audi. Der Mercedes CLA 45 AMG übertrifft ihn hinsichtlich Länge, Leistung und Preis deutlich. Und so kommt ein etwas überraschender Aspekt hinzu: Mit 300 PS für wenig mehr als 40.000 Euro muss man die S3 Limousine beinahe schon als Schnäppchen bezeichnen.
(mn)
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