Dresden, 18. März 2016
Meilenstein oder Flop? Zum VW Phaeton gehen die Geschmäcker auseinander. Unbestritten war die Luxuslimousine eine ingenieurstechnische Spitzenleistung, finanziell hat er sich für den Konzern nicht ausgezahlt. Das zeigt schon die Nummer des letzten Phaeton, der jetzt in der Gläsernen Manufaktur in Dresden vom Band gelaufen ist: Die Belegschaft versammelte sich um ein Auto mit dem Kennzeichen 84235. Umgerechnet auf die 14 Produktionsjahre des Phaeton macht das einen Schnitt von rund 6.000 Fahrzeugen pro Jahr.
Luxus ohne Kanzler-Bonus
Bei dem letzten Phaeton handelt es sich um einen Wagen mit 4,2-Liter-V8, 335 PS und Allrad. Gestartet war der dickste VW anno 2002 mit viel Pomp: Zur Eröffnung der “Gläsernen Manufaktur” in Dresden, wo der Phaeton wie auf dem Präsentierteller gebaut wurde, reiste der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder an. Und mit einer neuen Staatslimousine im Gepäck wieder ab. Doch auch diese Adelung half dem Wagen wenig. Nicht nur, dass das VW-Logo in der Luxusklasse deplatziert wirkte, auch das Design war bieder geraten. Nicht wenige lästerten über einen zu groß geratenen Passat. VW hatte wohl auf Kunden gehofft, die den dezenten Auftritt schätzen. Doch im Segment des Phaeton ist eher das Gegenteil gefragt.
In China geht die Story weiter
Dabei konnte der Phaeton mit ausgefeilten inneren Werten glänzen, etwa der fast zugfreien Belüftung oder Intarsien im Edelholz. Ein weiteres hausgemachtes Problem war die hausgemachte Konkurrenz: Im Jahr 2002 war der Audi A8 bereits etabliert, parallel kam die Marke Bentley zu Volkswagen. Ihre Modelle der 2000er-Jahre nutzten aber die Technik des Phaeton und wurden teilweise sogar in Dresden gebaut. Einzig in China, wo sich VW schon sehr früh einen großen Marktanteil erarbeitet hat, fand der Phaeton seine Freunde. Sie hielten ihn am Leben, im Jahr 2010 gab es die umfassendste Modellpflege. Im Reich der Mitte wird die Idee des Phaeton weiterleben: Der 5,05 Meter lange Phideon klingt nicht nur ähnlich, auch optisch gibt es einen Wiedererkennungswert. Und in Europa? Bislang war von einem Elektro-Phaeton ab 2018 die Rede. Aber derzeit ändern sich in Wolfsburg die Prioritäten schnell.
Keine Entlassungen in Dresden
In Dresden selbst werden übrigens 100 Mitarbeiter weiter beschäftigt, weitere 400 Mitarbeiter werden an andere Konzernstandorte versetzt. Die Phaeton-Fabrik wird weiterhin zu Auslieferungszwecken verwendet, gleichzeitig zeigt VW künftig interessierten Besuchern neue Ideen zu den Themen Elektromobilität und Digitalisierung.
(rh)
- Zur Bildergalerie (14 Bilder)
- Immer informiert mit AutoNEWS: Mit einem Klick zum Newsletter
Leave a Reply