Peugeot RCZ R im Test: Endlich ein richtig rassiger Sportler

November 27, 2013

Das stärkste Serienauto, das Peugeot bisher gebaut hat: Der RCZ R

Die R-Variante ist das neue Topmodell des schicken Coupés

Zu den optischen Highlights gehört das geschwungene Dach

Nizza (Frankreich), 26. November 2013
Ganz ohne Frage: Optisch hat der RCZ vom ersten Tag an überzeugt. Das schicke Coupé, dem das (falsche) Vorurteil anhaftet, nur ein Abklatsch des Audi TT zu sein, sieht mit seinem elegant geschwungenen Dach auch nach dreieinhalb Jahren noch umwerfend aus. Bezüglich Fahrverhalten und Handling konnte der flache Franzose sein Sportwagen-Versprechen allerdings nur bedingt einhalten. Jetzt legt Peugeot mit dem neuen R-Modell eine stärkere und schnellere Topvariante auf. Und endlich mutiert der RCZ zu einem richtig rassigen Sportler, wie unser Test beweist.

Der stärkste Peugeot, den es je gab
Der RCZ R wurde mit Hilfe der Peugeot-Motorsportabteilung auf die Beine gestellt. Das Resultat ist nicht weniger als das stärkste Serienfahrzeug, das die Löwenmarke jemals gebaut hat. Mit 270 PS übertrumpft er das bisherige Spitzenmodell um immerhin 70 PS. Als Ausgangsbasis dient der gleiche Motor, ein 1,6-Liter-Turbobenziner. Viele Teile wurden jedoch ausgetauscht. So kommen ein speziell entwickelter Twin-Scroll-Turbolader, ein neu konzipierter Abgaskrümmer, rennsporttaugliche Kolben und besonders robuste Pleuel zum Einsatz.

Fahrleistungen: Nah dran am Porsche Cayman
An Kraft und Ausdauer mangelt es dem Vierzylinder-Aggregat kein bisschen. Der RCZ R hängt gierig am Gas und kann immer noch eine Schippe drauflegen. Aus dem Stand agiert er durchweg agil, kleine Zwischenspurts meistert er lässig und souverän. 5,9 Sekunden für den Standardsprint und elektronisch begrenzte 250 km/h Spitze sind Fahrleistungen, die vom Porsche Cayman (5,7 Sekunden und 266 km/h schnell) nicht allzu weit entfernt sind. Der dumpf-sonore Sound der zweiflutigen Sportabgasanlage klingt standesgemäß, aber nicht zu aufdringlich. Das Sechsgang-Getriebe ist knackiger als beim normalen RCZ, aber auch hier dürften die Schaltwege gerne kürzer ausfallen.

Traktionsprobleme unter Volllast
Als deutlich problematischer erweist sich der Frontantrieb des RCZ R. Denn unter Volllast tut sich der flotte Franzose schwer, die maximal 330 Newtonmeter Drehmoment sauber auf die Straße zu bringen. Wenn dann – wie bei unserer Testfahrt – noch die Fahrbahn nass ist, hat der Fahrer die Wahl zwischen immer wieder durchdrehenden Vorderrädern oder deutlicher Rücknahme des Gaspedals. Beides macht bei solch einem Auto keinen Spaß und erklärt, warum Audi den 272 PS starken TTS ausschließlich mit Allradantrieb liefert. Punkten kann der Peugeot hingegen beim Verbrauch. Mit den vom Hersteller angegebenen 6,3 Liter pro 100 Kilometer zeigt er sich deutlich genügsamer als Porsche Cayman (8,2 Liter) und Audi TTS (7,9 Liter).

Bretthart auf dem Asphalt
Ebenfalls eine ganze Spur sportlicher als bei den Geschwistern gibt sich das Fahrwerk des RCZ R. Die um einen Zentimeter tiefer gelegte Karosserie, härtere Federn und überarbeitete Dämpferkennlinien sorgen in Kombination mit größeren, breiteren Rädern für eine satte Straßenlage und tadelloses Kurvenverhalten. Erkauft wird das Ganze jedoch mit spürbaren Komforteinbußen. Der neue Top-RCZ brettert hart über den Asphalt und lässt die Insassen jede Querfuge und jede Bodenwelle spüren – von Schlaglöchern ganz zu schweigen. Da lohnt es sich, auch mal fest aufs Bremspedal zu treten und entsprechende Passagen langsam zu durchfahren. Die groß dimensionierte Bremsanlage mit 380-Millimeter-Scheiben packt fest zu und ermöglicht rasches Verzögern. Wer sich auf der Rennstrecke austoben will, kann das ESP auf Knopfdruck komplett ausschalten.

Rote Ziernähte und Sportschalensitze
Der schon im Standard-RCZ schicke Innenraum präsentiert sich im R-Modell weiter aufgewertet. Armaturentafel und Türverkleidungen sind stets mit dunklem Leder bezogen, knallig rote Ziernähte sorgen für einen farblichen Kontrast. Die serienmäßigen Sportschalensitze mit ausgeprägten Wangen geben Oberkörper und Beinen auch in Kurven perfekten Seitenhalt. Die Rückbank ist allerdings nur als große Ablage oder für Kinder geeignet und wäre auch ganz verzichtbar. Das würde weitere 60 Kilogramm Gewichtsersparnis bringen. So wiegt die R-Variante “nur” 17 Kilogramm weniger als der RCZ mit 200 PS, bleibt mit 1.355 Kilogramm aber dennoch vergleichsweise leicht. Der Peugeot RCZ R kommt Anfang 2014 zu einem Einstiegspreis von 41.500 Euro zu den Händlern. Das sind über 10.000 Euro mehr als für die bisherige Topversion, was durch die üppige Serienausstattung teilweise wieder wettgemacht wird. Der stärkste Peugeot, den es je gab, ist aber auch rund 5.000 günstiger als der Audi TTS und kostet sogar gut 10.000 Euro weniger als der Porsche Cayman.
(mn)

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