München, 5. Dezember 2013
Ablenkung am Steuer ist das am meisten unterschätzte Risiko im Straßenverkehr. Das ist das Hauptergebnis einer Studie des Versicherungskonzerns Allianz. Danach ist in Deutschland jeder zehnte Verkehrsunfall maßgeblich durch Ablenkung verursacht. In 30 Prozent aller Verkehrsunfälle spielt dieser Punkt eine Rolle. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von Autofahrern in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie einer Analyse des gegenwärtigen Forschungsstandes.
Hektik als Problemfaktor
Gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit wächst die Gefahr. “Diskussionen oder ein Streit im Auto mit dem Beifahrer über das richtige Geschenk, die verzweifelte Suche nach einem Parkplatz für den Kauf in letzter Minute und der hektische Verkehr erhöhen gerade in der Weihnachtszeit das Unfallrisiko”, sagt Christoph Lauterwasser, der Chef-Unfallforscher der Allianz. Er empfiehlt, vor dem Losfahren die Navigationsdaten einzugeben, den richtigen Radiosender zu wählen sowie Taschen und Einkäufe sicher zu verstauen, damit nicht bereits nach wenigen Metern die Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr abgewendet werden muss. “Allein das Greifen nach wegrutschenden Objekten erhöht die Unfallgefahr um das Achtfache”, so Lauterwasser.
Gefahr durch Stress am Steuer
Verantwortlich für die Hektik ist meist nicht nur die Verkehrssituation. “Stress entsteht vor allem, wenn zusätzliche, meist persönliche Faktoren dazukommen wie Zeitdruck oder Ärger. Der morgendliche Stau oder die Länge der Fahrstrecke bleiben gleich, aber der Lenker reagiert unbeherrscht, wenn er merkt, dass er zu spät kommt”, erklärt Lauterwasser.
Ablenkungsquelle Navigation
Eine der häufigsten ablenkenden Tätigkeiten neben dem Handygebrauch und der Bedienung von CD-Playern ist die Zieleingabe ins Navi. Mehr als die Hälfte der Autofahrer (54 Prozent) nimmt sich dazu vor der Fahrt meist nicht die nötige Zeit. Ein kleines Rechenexempel zeigt die Konsequenzen auf: Bei 50 km/h legt man in jeder Sekunde 13,8 Meter zurück. Viele Seitenblicke, die für die Navi-Bedienung nötig sind, dauern ein bis zwei Sekunden. Bei einer durchschnittlichen Reaktionszeit von einer Sekunde heißt das, dass der Fahrer bei Gefahr erst doppelt so spät bremst, als wenn er nicht abgelenkt wäre, also erst nach etwa 30 Metern. Hinzu kommt dann noch der Bremsweg.
Ablenkung durch schlechte Sicht und fremde Autos
In der kalten Jahreszeit ist auch schlechte Sicht eine Ablenkungsursache. Über 40 Prozent der befragten Fahrer wischen die Scheibe aber erst während der Fahrt ab. Eine weitere Gefahr sind unvertraute Autos. Kennt der Fahrer das Modell nicht, fängt er oft erst im Tunnel an, nach dem Lichtschalter zu suchen und ist dann abgelenkt. Auch rücken viele Fahrer erst während der Fahrt Spiegel und Sitz zurecht.
(sl)
- Zur Bildergalerie (3 Bilder)
- Immer informiert mit AutoNEWS: Mit einem Klick zum Newsletter
Leave a Reply