Ford EcoSport im Test: Ein würdiger Gegner des Opel Mokka?

December 14, 2013

Neuzugang in der Klasse der kompakten SUVs: Der Ford EcoSport

Der EcoSport ist 4,27 Meter lang, wovon alleine das Reserverad am Heck 26 Zentimeter ausmacht

Der bullige Grill wirkt in der Realität nicht ganz so wuchtig wie auf den Bildern

Barcelona (Spanien), 13. Dezember 2013
Man mag davon halten, was man will, aber es ist Tatsache: Immer mehr Deutsche kaufen sich ein SUV. Bis 2020 könnte sogar jeder dritte Neuwagen zu dieser Kategorie gehören. Dazu tragen immer häufiger Fahrzeuge bei, die von den Abmessungen eher in Richtung Kleinwagen tendieren. Jetzt drängt auch Ford in die Nische und zwar mit dem EcoSport. Er kommt Mitte 2014 auf den Markt, wir konnten ihn bereits jetzt testen.

Klappe, die Letzte
In Südamerika ist der Ford EcoSport schon seit gut zehn Jahren kein Unbekannter mehr, dort verkauft er sich blendend. Die zweite Auflage wurde gemäß der “One Ford”-Devise für die ganze Welt entwickelt (es sollen über 100 Länder sein). Zur Optik nur so viel: Der riesige Kühlergrill sieht in der Realität nicht ganz so fies aus wie auf denn Bildern. Technische Basis ist die so genannte globale B-Plattform von Fiesta und B-Max. Das zeigt sich bei den Abmessungen: Der EcoSport ist mit 4,27 Meter fast genauso lang wie ein Opel Mokka, liegt aber klar über einem Nissan Juke oder Peugeot 2008. Allein 26 Zentimeter der Länge gehen für das massiv auf dem Hinterteil thronende Reserverad drauf, die dazugehörige Tür öffnet nach links. Wer gerne rückwärts in enge Garagen fährt, wird diese eigenartige Lösung schon bald beim Ein- und Ausladen verfluchen. Von innen lugt das fünfte Rad zum Glück nur leicht über den Rand der Heckscheibe, Parkpiepser sind trotzdem Pflicht. Und warum hat Ford dann für Europa keine Klappe ohne Reifen gemacht, es gibt ja schließlich Reifendichtmittel? Ganz einfach: In der Firmenbürokratie dauert so etwas schlicht zu lange.

Hoch hinaus
Hinter der Hecktür befinden sich nicht gerade berauschende 310 bis 1.238 Liter Kofferraumvolumen. Zum Trost ist die Ladekante niedrig. Werden nur die hinteren Lehnen umgeklappt, bleibt eine Stufe übrig. Vorteil der Lehnen: Fondpassagiere können sie in der Neigung verstellen. Pluspunkte sammelt der EcoSport auch mit einer sehr guten Kopffreiheit auf allen Plätzen, die Beinfreiheit im Fond ist akzeptabel, aber nicht üppig. Ford sieht die Zielgruppe altersmäßig bei 30+, wir würden dahingehend eher noch 20 Jahre draufschlagen. Doch egal, ob die Rente schon sicher ist oder nicht: Der bequeme Einstieg und die hohe Sitzposition sind schlagende Argumente für den EcoSport. Hinzu kommt innen eine bessere Übersicht, als es die äußere Form vermuten lässt.

App gehts
Einmal Platz genommen, blickt der Fahrer auf viel Hartplastik und einen Arbeitsplatz im Stil des Fiesta. Das Cockpit ist hinsichtlich der Bedienung nicht das Nonplusultra: Zwar liegen die Klimaregler angenehm hoch, doch über ihnen breitet sich eine wahre Heerschar von Knöpfen aus. Längere Eingewöhnung ist nötig, andererseits gibt es große Haupttasten für Radio und Co. Wer einen EcoSport sein Eigen nennen sollte, dürfte den Bogen bald raushaben. Um die Ablenkung in Grenzen zu halten, bietet Ford die Sync-Spracherkennung an, neu ist die Integration diverser Apps. Nette Sache, uns wäre aber ein optionales Navigationssystem lieber. Haben wir gerade optionales Navi gesagt? Gibt es durchaus, aber eben in Gestalt einer TomTom-App, die auf dem Handy sein muss, wenn es per Bluetooth oder USB gekoppelt wird.

Unterschiedliches Dreigestirn
Bei den Motoren haben deutsche Kunden die Wahl aus zwei Benzinern und einem Diesel. Letzterer ist 90 PS stark und wurde vom bekannten 1,6-Liter-Selbstzünder abgeleitet. Einstiegsmotor ist der 1.5 Ti-VCT mit 112 PS, auch er eine 1.600er-Ableitung. Nur mit ihm unter der Haube gibt es übrigens ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Kein neuer Ford kommt mehr ohne EcoBoost-Aggregat auf den Markt, beim EcoSport ist es die 125-PS-Ausgabe des Einliter-Dreizylinders. Merke: Bloß nicht mit Boost und Sport durcheinander kommen!

Diesel pfui
Unsere erste Testrunde drehen wir mit dem Diesel. Um es kurz zu fassen: Lassen Sie lieber die Finger davon. Das Arbeitsgeräusch ist stets präsent, oberhalb von 120 km/h wechselt es in eine unangenehme Lautstärke, weil Ford auf einen sechsten Gang verzichtet. Hinzu kommt, dass der Selbstzünder nur mäßig in die Puschen kommt. Selbst das hauseigene Marketing rechnet nur mit einem Anteil von 15 Prozent Diesel an den Verkäufen.

Benziner hui
Den Löwenanteil, nämlich 65 Prozent, an den 4.000 für 2014 geplanten Fahrzeugen soll der 1.0 EcoBoost ausmachen. (Ford Deutschland hätte übrigens gerne mehr EcoSport, bekommt sie aber nicht zugeteilt.) Wir merken schnell, warum der Einliter die beste Wahl ist: Munter treiben die drei Töpfe den Wagen voran, die Maschine ist klar elastischer als der lethargische Diesel. Und deutlich laufruhiger, der Dreizylindersound bleibt im Hintergrund. Allerdings fühlen sich die 125 PS subjektiv schwächer an. Untermauert wird das durch die Werksdaten: Mit 12,7 Sekunden auf Tempo 100 reißt der EcoSport keine Bäume aus.

4×4? Nicht mit mir!
Immerhin muss der Fahrer nicht am Steuer reißen, denn der EcoSport setzt Lenkbefehle angenehm direkt in die Tat um. Hinzu kommt ein ausgewogen abgestimmtes Fahrwerk, nur über grobe Unebenheiten rollt das kleine SUV etwas steifbeinig ab. Wer beim EcoSport einen Allradantrieb sucht, wird enttäuscht. Ausschließlich die Vorderräder werden bewegt. Ford begründet diese Entscheidung mit dem Käuferwillen in diesem Segment, zudem wäre Allrad unverhältnismäßig teurer. Mag sein, aber der Blick zum Nachbarn spricht eine andere Sprache: Gut die Hälfte der in Deutschland verkauften Mokka tragen das 4×4-Logo am Heck. Da tröstet es auch nicht, dass der EcoSport mit 18 Zentimeter Bodenfreiheit und einer Wattiefe von 55 Zentimeter könnte, wenn er wollte.

Eingeschränkte Wahlfreiheit
Ein zwiespältiges Bild hinterlässt der Ford EcoSport beim Blick in die Preisliste. Dort steht der 1.0 EcoBoost für 20.200 Euro. Im Angebot ist nur eine Ausstattungsvariante, die bereits eine Klimaautomatik, 16-Zoll-Alus, ein Radio mit USB-Anschluss oder ein schlüsselloses Startsystem beinhaltet. Wir empfehlen noch das mit 400 Euro recht günstige Sync-System, die Parkpiepser hinten und das Komfort-Paket mit Tempomat, Licht- und Regensensor. Dann stehen 21.305 Euro auf der Rechnung. Mehr geht auch kaum, denn eine Sitzheizung oder Assistenzsysteme gibt es gar nicht. Und der Opel Mokka? Er liegt als vergleichbar ausgestatteter 1.6 Edition mit 115 PS bei 21.930 Euro.
(rh)

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