Porsche Macan: Erste Ausfahrt im kompakten Sportwagen-SUV

December 14, 2013

Porsche Macan: Der Newcomer ist ein rassiger Sportler unter den kompakten SUVs

Der 400 PS starke Turbo ist auch an den roten Bremssätteln zu erkennen

Die Basis des Macan bildet der Audi Q5. Fahrwerk, Lenkung und Motoren wurden jedoch mit Porsche-Genen angereichert

Grevenbroich, 13. Dezember 2013
Beinahe quer driftet der Wagen durch die Kurve, fängt sich aber sogleich wieder, um gierig am Gas hängend nach vorn zu preschen und sich brabbelnd und brüllend nach einer Geraden durch die nächste Wegbiegung zu schieben. Die Karosserie wankt dabei kaum und trotz des hohen Speeds durch die Rechts-Links-Kombinationen habe ich zu keiner Zeit ein mulmiges Gefühl. Und das, obwohl ich weiß, dass das ESP ausgeschaltet ist. Ich sitze im neuen Macan, dem laut Porsche “ersten Sportwagen im kompakten SUV-Segment” und dem aktuell Stärksten seiner Klasse. Zumindest dem 3,6-Liter-V6-Turbo, dem 400 PS starken Top-Motor im Macan-Trio, kann leistungsmäßig kein anderer Paroli bieten. Am nächsten kommen noch Mercedes GLA 45 AMG mit 360 PS und Audi Q3 RS mit 310 Pferdestärken. Aber auch die anderen beiden Antriebe des Porsche-SUVs, ein neuer Biturbo-Dreiliter-V6-Otto mit 340 PS und ein 258 PS starken V6-Diesel aus dem VW-Konzernregal, sind nicht von schlechten Eltern.

Ab 57.930 Euro
Anfang April 2014 schickt Porsche den neuen Macan zu Preisen ab 57.930 Euro auf die Straße und ins Gelände. Der Hersteller setzt große Hoffnungen in den kleinen Bruder des Cayenne, denn weltweit entscheiden sich immer mehr Menschen für ein kompaktes SUV. Der Name Macan kommt aus dem Indonesischen und heißt übersetzt Tiger. Dass sich die Entwickler des Porsche-Newcomers aus dem großen Baukasten des VW-Mutterkonzerns bedienen, ist kein Geheimnis: Der neue Zuffenhausener nutzt als Basis den Audi Q5. Bei gleichem Radstand von 2,80 Meter ist der Porsche etwa zwei Zentimeter breiter und fünf Zentimeter länger als der Ingolstädter, dafür aber drei Zentimeter flacher. Übernommen wurde die Achs-Technik vom Audi, der Macan besitzt also vorn eine Fünflenker- und hinten eine Trapezlenkerachse.

Technologien aus dem Elfer
Für den Stuttgarter wurden viele Systeme adaptiert und so angepasst, dass Fahrdynamik und Traktion denen eines reinen Sportlers gleichen. So kommen Fahrwerkstechnologien aus dem Elfer zum Einsatz. Das Kernstück dabei ist der aktive Allradantrieb, der mit Hilfe einer elektronischen Lamellenkupplung zum sogenannten Hang-On-Allrad wird. Der funktioniert so: Normalerweise werden nur die Hinterräder angetrieben. Das optimiert die Lenkfähigkeit und die Traktion. Erst, wenn vorn für eine bessere Bodenhaftung Kraft gebraucht wird, kommt das Drehmoment per elektronischer Regelung auch an die Vorderräder. Das hilft nicht nur auf der Serpentinenstrecke, sondern vor allem auch beim Anfahren. Wenn beispielsweise die Hinterräder hilflos auf Eis rühren, während die Vorderräder auf griffigem Asphalt stehen, schickt das System kurzzeitig bis zu 100 Prozent des Antriebsmoments nach vorn.

Stabil und sicher
Um die Dynamik zu optimieren, gibt es weitere Features wie das optionale Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus). Dahinter verbirgt sich eine clevere Funktion: Je nach Lenkwinkel, Gierrate und Speed verbessert PTV Plus das Lenkverhalten durch Anbremsen des kurveninneren Rades. Dadurch bekommt das äußere Rad mehr Kraft und der Wagen wird regelrecht um die Kurve gezogen. Auf rutschigem Untergrund und mit unterschiedlichen Reibwerten links und rechts sorgt das Zusammenspiel von PTV Plus, der Traktionskontrolle Porsche Traction Management und dem Stabilitätsprogramm Porsche Stability Management sowie einer elektronisch geregelten Hinterachs-Quersperre für eine gute Haftung. Auch die Mischbereifung – beim Turbo sind zum Beispiel auf 19-Zöller vorn 235er- und hinten 255er-Reifen aufgezogen – sowie die direkt ausgelegte elektromechanische Zahnstangenlenkung leisten ihren Part zur satten Straßenlage. Als Fahrgast bekommt man von den Helferlein nur das Resultat mit: Wenn der Macan, wie als Beifahrer erlebt, überraschend agil ums Eck pfeift und dabei seiner Spur treu bleibt.

Auf Knopfdruck im Gelände-Programm
Doch das neue SUV soll nicht nur Qualitäten auf trockenem Asphalt zeigen, sondern auch als Offroad-Fahrzeug im leichten Gelände punkten. Dafür wird jedes Modell serienmäßig mit einer Offroad-Funktion ausgerüstet. Die wird mit einem Tastendruck in der Mittelkonsole eingeschaltet. Die Elektronik gibt dann den Einsatzbefehl und richtet die Systeme auf das Geländemanöver aus. So sind Drehzahlen und Schaltzeiten auf eine höhere Traktion ausgelegt und die Allrad-Kupplung kann schneller auf Traktionsbedarf an der Vorderachse reagieren. Falls die optionale Luftfederung an Bord ist, wird die Karosserie um 40 Millimeter angehoben. Die maximale Bodenfreiheit beträgt dann 230 Millimeter, ohne Luftfederung sind es 190 Millimeter. Ein kurzer Ausritt auf einem Geländeparcour hat gezeigt, dass der kleine Porsche mit seiner Technik so fit ist, dass er auch sehr steile Anstiege mit wechselnden Untergründen aus Sand, Stein und Geröll packt. Talwärts hilft dann die Bergabfahr-Kontrolle, die ebenfalls auf Knopfdruck aktiviert wird.

Drei Fahrwerke
Für die Macan sind auf Wunsch drei verschiedene Fahrwerke zu haben. Nummer eins ist ein Stahlfeder-Fahrwerk mit konventionellen Dämpfern. Nummer zwei hat ebenfalls Stahlfedern, die Dämpfer lassen sich aber auf Tastendruck in den Modi “Komfort”, “Sport” und “Sport plus” auf den jeweiligen Fahrstil einstellen. Nummer drei ist eine Luftfederung. Bei dieser liegt die Karosserie im Normal­niveau noch mal 15 Millimeter tiefer als bei der Stahlfederung. Das Luftfedersystem empfiehlt sich aufgrund der erhöhten Bodenfreiheit vor allem für Leute, deren Macan öfter ins Gelände soll, hier gibt es wie erwähnt mehr Bodenfreiheit.

Wenig Kopffreiheit im Fond
Für ein Kompakt-SUV und im Vergleich zum Audi Q5 sitze ich im Macan recht tief, aber immer noch höher als in einem normalen PKW. Im Fond empfinde ich die Kopffreiheit wegen des coupéartig nach hinten gezogenen Dachs recht niedrig, dafür reicht der Platz für meine Knie locker aus. Der Stauraum beträgt zwischen 500 und 1.500 Liter, im Alltag könnte die hohe Ladeschwelle etwas stören. Das Cockpit ist porschetypisch eingeräumt: Wie gewohnt, ist das dominante Instrument hinter dem Lenkrad der Drehzahlmesser. In der Mittelkonsole findet sich wie bei Panamera und Cayenne eine reichhaltige Sammlung von Tasten und Schaltern, mit etwas Übung lässt sich der richtige Knopf aber recht schnell finden. Alles in allem: Der Porsche Macan ist eine gelungene Mischung aus praktischem SUV und starkem Sportwagen.
(hd)

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