Jäger-Schnäppchen: Jeep Grand Cherokee SRT im Test

December 24, 2013

Jeep Grand Cherokee SRT: Geländebulle mit Sportwagen-Genen

Die roten Bremssättel wirken etwas ungewohnt an einem SUV dieser Größe

Mit dem Facelift kamen breitere Heckleuchten an den Grand Cherokee

München, 23. Dezember 2013
Der Jeep Grand Cherokee SRT tritt so unverschämt selbstbewusst an, dass man ihn einfach mögen muss. Vorausgesetzt natürlich, man findet Geschmack an einem gigantischen 2,5-Tonner, der nach fünf Sekunden die Hunderter-Marke knackt und locker Tacho 260 fahren kann. Die Kraft dafür schöpft er aus den unendlichen Weiten einer V8-Maschine, genauer gesagt aus 6,4 Liter Hubraum. In all seiner Mächtigkeit steht der Große Häuptling mit seinen 468 PS noch nicht mal allein auf weiter Flur. Es gibt durchaus Gegner und die sind sogar noch stärker. Im Porsche Cayenne Turbo S wummern gigantische 550 PS, im Mercedes ML 63 AMG 525 PS und im Range Rover 5.0 V8 immerhin noch 510 PS. Doch bei den Preisen gefriert das Lächeln im Gesicht: Der Porsche ist für 150.000 Euro zu haben, der Benz und der Range kosten jeder weit über 100.000 Euro. Der Jeep parkt aber schon ab 77.000 Euro in der Einfahrt. Kann er für den vergleichsweise geringen Preis überhaupt etwas bieten?

Aggressiver Gesichtsausdruck
Wie alle Grand Cherokee wurde auch der SRT vor kurzem überarbeitet. Dabei ist vor allem die Frontpartie geschärft worden, der Bolide wirkt jetzt noch angriffslustiger. Dieser Eindruck kommt durch den nun deutlich abgesetzten Kühlergrill mit breiteren Luftschlitzen und schmaleren Scheinwerfern zustande. Fast so, als würde der stärkste Häuptling die Augen leicht zusammenkneifen, um zu sagen “leg dich nicht mit mir an!” Am Heck wurden die Leuchten breiter und Kofferraumklappe sowie Dachspoiler modifiziert. Wie beim Vorfacelift-Modell schauen die Hinterherfahrenden in zwei ofenrohrgroße Abgas-Schlünde. Der Auspuff ist so konstruiert, dass er die immense Kraft des starken Amis laut hörbar nach außen verkündet.

Launch-Control-Taste gut erreichbar
Böse fauchend tritt der V8 seinen Dienst an. Sein heiseres Grummeln im Leerlauf schwillt zu einem Brüllen an, bevor die Achtgang-Automatik die Kraft auf den Allradantrieb schickt und es den Jeep nach vorn katapultiert. Der Sprint ist ein Erlebnis für sich, denn nicht nur der Vortrieb ist überaus kräftig, auch der dominante Sound passt dazu. Um jedem einen Start wie ein Rennprofi zu ermöglichen, verfügt der Jeep über eine Launch Control. Allein dieser Umstand wäre noch nicht erwähnenswert. Aber im Gegensatz zu anderen Herstellern, die dieses Feature irgendwo im Setup-Menü des Automatikgetriebes verstecken, gibts beim Jeep dafür eine gut erreichbare Taste in der Mittelkonsole. Um wie Sebastian Vettel anfahren zu können, muss die Bremse mit dem linken Fuß getreten, der Knopf gedrückt und mit dem rechten ganz schnell das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt werden. Der Motor regelt die Startdrehzahl ein und wenn eine Anzeige im Display signalisiert, dass nun alles okay ist, kann man die Bremse loslassen und das gleiche Gefühl wie in einem startenden Flugzeug genießen. Eine Stoppuhr im Display misst automatisch die Sprintzeit, wir bekamen nach mehreren Versuchen 4,4 Sekunden angezeigt.

Fünf Modi fürs Setup
Der V8 hängt zu jeder Zeit kräftig am Gas, die Arbeit der Achtgang-Automatik ist bei normaler Fahrweise fast nicht zu spüren und selbst bei ambitionierter Vorankommensweise schaltet sie mit nur sanftem Rucken. Per Paddles hinter dem Lenkrad können die Stufen auch per Hand gewechselt werden. Der Grand Cherokee SRT ist serienmäßig mit dem sogenannten “Selec-Trac”-System ausgestattet. In ihm sind alle Fahrzeugsteuerungssysteme vernetzt. Es reicht ein kurzer Dreh am Wahlschalter in der Mittelkonsole, um das Getriebe, die adaptiven Dämpfer und den Allradantrieb optimal auf Wunsch so einzustellen, wie man vorankommen will. So gibt es einen Sportmodus und zusätzlich die Einstellungen “Track” für äußerst dynamisches Vorankommen beispielsweise auf einer Rennstrecke, “Snow” für das sichere Anfahren auf rutschigen Wegen und “Tow” für den Anhängerbetrieb. Natürlich hat das Selec-Trac auch eine Automatik-Funktion, die den Wagen auf die Fahrweise und den Zustand des jeweiligen Untergrundes anpasst.

Spaß auf der Kurvenstrecke
Bei “Sport” wird der Allradantrieb heckbetont ausgelegt, die Dämpfung etwas straffer und das Getriebe schaltet später hoch und früher runter. Soweit zur Theorie. In der Praxis, etwa beim scharfen Ausritt auf einer kurvigen Landstraße, lässt sich das Power-Mobil bemerkenswert agil bewegen. Leichtfüßig prescht der schwere Jeep durch die Wegbiegungen, im Grenzbereich schiebt das Hinterteil nach außen, wird aber vom Stabilitätsprogramm fix wieder eingefangen. Die Karosserie schwankt auch bei schnellen Rechts-Links-Wechseln kaum. Im Track-Modus wird das ESP deaktiviert und die Dämpfung noch härter, das Fahrgefühl erinnert jetzt mehr an einen kleineren Sportwagen als an einen Geländebullen. Das tut dafür die Verbrauchsanzeige: Wers krachen lässt, liest am Bordcomputer sehr schnell einen Schnitt von 18 Liter ab. Laut Hersteller verbraucht der Riese 14 Liter, die man dank Zylinderabschaltung im Teillastbereich und der Devise “Fuß vom Gas” im Alltag vielleicht annähernd erreicht.

Sehr gute Ausstattung ab Werk
Der geräumige SRT verwöhnt innen mit viel Alu und Leder, die Vordersitze bieten eine SUV-typisch erhöhte Sitzposition und guten Seitenhalt. Im Fond sitzt es sich bequem, nur große Leute haben wenig Kopffreiheit. Neu ist ein großes, gut ablesbares Display in der Mittelkonsole, das auch der Rückfahrkamera und dem Navi-System als Anzeige dient. Für den eingangs genannten Preis ist der Wagen fast komplett ausgestattet, selbst ein 7.3-Surround-Soundsystem ist dabei.
(hd)

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