Wolfsburg, 12. Oktober 2015
Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandschef von Volkswagen, soll bereit sein, sämtliche Ämter im großen VW-Konzern aufzugeben. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Derzeit hat Wiko, wie er intern genannt wird, noch den Aufsichtsratsvorsitz bei Audi und VWs LKW-Geschäft inne. Zudem ist er Aufsichtsrat bei Porsche und fungiert als Chef der Porsche SE Holding. Letzere ist eine Finanz-Gesellschaft, in der die Familien Piech und Porsche ihre Anteile an der Volkswagen AG gebündelt haben. Die beiden Familien-Clans sind über diese Holding Hauptaktionäre des Autokonzerns. Würde Winterkorn weiterhin als Chef der Holding fungieren, bliebe sein Einfluss auf VW und dessen neuen Vorsitzenden Matthias Müller groß.
Amt bei Bayern soll bleiben
Aus Konzernkreisen heißt es, Martin Winterkorn habe seine Lage analysiert und sei zu dem Entschluss gekommen, auch alle weiteren Mandate niederzulegen. Es müssten noch einige Formalien geklärt werden, aber das sei eher eine Frage von Tagen, als von Wochen. Sein Mandat als Aufsichtsrat des FC Bayern München soll Winterkorn aber behalten. Dieses sei, anders als bei Audi, Aktionär der FC Bayern München AG, nicht an VW gekoppelt. Volkswagen besitzt mit dem VFL Wolfsburg einen anderen Fußball-Klub und ist dort mit mehreren Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten. Winterkorn spielt dort allerdings keine Rolle.
Land und Gewerkschaft gegen Wiko
Das Land Niedersachsen, zweitgrößter Volkswagen-Aktionär, legte Winterkorn offenbar nahe, dass er aus allen Ämtern ausscheiden müsse. Auch die bei VW sehr einflussreiche IG Metall machte Winterkorn klar, dass ein “kompletter Rückzug” unvermeidbar sei.
Phaeton als E-Fahrzeug?
Unterdessen sollen nach dem angekündigten Sparkurs des neuen VW-Chefs Müller bereits die ersten Projekte auf dem Prüfstand stehen. Konzern-Betriebsratschef Bernd Osterloh sieht dabei vor allem in Sachen VW Phaeton Redebedarf. Die Luxuslimousine, die in der Vergangenheit nicht unbedingt ein Verkaufsschlager war, solle, wenn überhaupt, rein elektrisch kommen. Die passende Technologie für ein fortschrittliches Oberklasse-Elektroauto zeigte der Konzern bereits auf der diesjährigen IAA in Frankfurt mit den Studien Audi e-tron quattro (dem künftigen SUV Q6) sowie dem Porsche Mission E, einem 600-PS- E-Sportler mit 500 Kilometer Reichweite, dessen Batterien in 15 Minuten zu 80 Prozent geladen sein sollen.
(sw)
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