Stuttgart, 17. Juni 2015
Vorsicht bitte, denn hier ist wirklich alles neu! Nachdem Mercedes mit dem GLK im boomendsten aller Segmente nie wirklich mitboomen durfte, entschied man sich ganz offenbar zu einem Radikalschnitt. Nicht einmal der Name durfte weiterleben: Der GLK heißt jetzt GLC. Und ganz anders aussehen als vorher tut er auch. Das Kantige ist komplett weg, der GLC wirkt fast schon skulptural. Wer die forsche Studie Concept GLC Coupé von der Shanghai Motorshow 2015 gut fand, dürfte sich mit Daimlers neuem Mittelklasse-SUV durchaus anfreunden können, denn soweit liegen die beiden nicht auseinander. Außerdem kann man nun endgültig davon ausgehen, dass das chinesische Sport-SUV-Konzept im nächsten Jahr als GLC Coupé fast eins zu eins in Serie gehen wird.
Deutlich größer und geräumiger
Aber zurück zum “normalen” GLC: Der ist nämlich nicht nur runder, aerodynamischer und je nach Stoßfänger-Setup (es gibt drei verschiedene Schürzen-Varianten: Normal, Offroad, AMG) brachialer geworden, sondern auch deutlich größer. In Länge und Radstand wächst er um zwölf Zentimeter (4,66 Meter, 2,87 Meter), in der Breite um fünf Zentimeter (1,89 Meter) und in der Höhe um einen Zentimeter (1,64 Meter). Mercedes verspricht fast sechs Zentimeter mehr Beinraum im Fond und auf allen Plätzen mehr Freiheit für die Ellenbogen. Das Kofferraumvolumen vergrößert sich ebenfalls. Von 470 auf 550 Liter, beziehungsweise von 1.550 auf 1.600 Liter bei umgeklappter Rückbank. Außerdem öffnet die Klappe jetzt mit dem berühmten Fußwischer unterhalb der Stoßstange.
80 Kilo leichter
Nur ein paar Zentimeter in alle Richtungen draufzupacken, reicht aber schon lange nicht mehr, weshalb Mercedes der Meinung war, eine umfangreiche SUV-Diät könne ebenfalls nicht schaden. Rund 80 Kilo speckt der GLC im Vergleich zum GLK ab. Der Gewichtsverlust geht hauptsächlich auf die Kappe der Alu-Stahl-Kunststoff-Karosserie (minus 50 Kilo), des neugestalteten Allrad-Antriebs sowie des komplett neuen Aluminium-Fahrwerks. Letzteres setzt für mehr Agilität nun auf eine Fünflenker-Hinterachse, eine Vierlenker-Vorderachse und eine breitere Spur. Es kommt serienmäßig mit variablen Dämpfern und kann in drei verschiedenen Varianten geordert werden. Neben dem serienmäßigen Komfort- und dem Sportfahrwerk gibt es erstmals in dieser Klasse auch ein Luftfahrwerk mit elektronisch geregelten, adaptiven Dämpfern.
Neuer Offroad-Modus
Unabhängig von der Fahrwerkswahl erhält der GLC die fünf Fahrmodi Eco, Comfort, Sport, Sport+ und Individual. Wer dazu das optionale Offroad-Paket bucht, darf sich neben einer Höherlegung um 20 Millimeter, einem robusteren Unterfahrschutz und einer Bergabfahrhilfe über vier weitere Fahrprogramme freuen (Glätte, Offroad, Steigung und Anhänger). In Verbindung mit dem Luftfahrwerk erweitert sich das Angebot um die Funktion “Freischaukeln”. Der “Wenn-gar-nichts-mehr-geht”-Modus hebt den GLC um 50 Millimeter an und erlaubt mehr Schlupf, um sich auch aus brenzligeren Situationen zu befreien. Generell hat das SUV eine sehr ordentliche Bodenfreiheit von bis zu 23 Zentimeter.
Erstmals mit Plug-in-Hybrid
Auf Antriebsseite erwähnenswert: Alle Mercedes GLC haben serienmäßig einen Allradantrieb mit einer Power-Grundverteilung von 45:55 Prozent an Bord. Aus Gewichts- und Leistungsgründen ist das Verteilergetriebe nicht mehr in die serienmäßige Neungang-Automatik integriert, sondern als eigenes System an das Getriebe angeflanscht. Zum Marktstart gibt es zwei 2,2-Liter-Diesel mit 170 und 204 PS sowie einen 2,0-Liter-Turbo-Benziner mit 211 PS. Alle drei beschleunigen schneller als bisher, sollen aber zwölf (Benziner) beziehungsweise 19 Prozent (Diesel) weniger Kraftstoff konsumieren. Die Diesel kommen laut Hersteller auf 5,0 Liter, der Benziner auf 6,5 Liter Normverbrauch. Neu im Programm ist der Plug-in-Hybrid GLC 350 e, der den bekannten Zweiliter-Turbobenziner mit 211 PS und einen 85-kW-Elektromotor zusammenspannt. Mercedes gibt die Systemleistung etwas wirr mit 211+116 PS und 560 Newtonmeter Drehmoment an. Der Hybrid-GLC kommt mit Siebengang-Automatik, soll in 5,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, 34 Kilometer rein elektrisch fahren und im Schnitt 2,6 Liter verbrauchen. Das Kofferraumvolumen sinkt auf 350 bis 1.445 Liter.
Preise nahezu unverändert
Komplett neu ist auch das Cockpit, das nun aussieht wie eine etwas gediegenere Variante des C-Klasse-Interieurs. Das ist gut. Dank diverser Kameras und (Radar-) Sensoren bietet der GLC zudem nahezu alle Fahrerassistenzsysteme aus C-, E- und S-Klasse. Ertsmals auf Wunsch an Bord sind Voll-LED-Scheinwerfer, eine 360-Grad-Kamera sowie ein Head-up-Display. Die Preise für den Mercedes GLC starten bei 44.506 Euro für den Benziner 250 4Matic. Damit ist er exakt so teuer wie sein Vorgänger. Zum Vergleich: Der BMW X3 mit 184-PS-Allrad-Benziner und Automatik steht ab 41.750 Euro in der Preisliste. Der vorerst günstigste Diesel 220 d 4Matic kostet mindestens 44.863 Euro, der 250 d 4Matic ist ab 46.410 Euro zu haben. Für den Plug-in-Hybrid 350 e 4Matic sind noch keine Preise bekannt. Es ist davon auszugehen, dass sowohl günstigere Einstiegsvarianten (auch mit Heckantrieb) als auch leistungsschwangere AMG-Derivate folgen werden. Hier erwarten wir den 370 PS starken GLC 450 AMG und den AMG GLC 63 mit etwa 500 PS starkem 4,0-Liter-Biturbo-V8. Die Markteinführung für den neuen GLC steht für September 2015 an.
(sw)
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